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von Fabriczy, Medaillen der italienischen Renaissance.
der Fig. 126 wird man kaum den spätem
raffinierten Verfasser des einst vielbewun-
derten Pastor fido, Battista Guarini vor-
ahnen; ebensowenig in Fig. 127 den
prachtliebenden Kardinal Hippolyt von
Este, den zweiten dieses Flamens, der
vorzugsweise als Beschützer Tassos und
Erbauer der Villa d’Este zu Tivoli im An-
denken der Nachwelt lebt. — Zwei der
vornehmen fürstlichen Frauenbildnisse
Pastorinos geben die beiden folgenden
Denkmünzen: Fig. 128 dasjenige der Mar-
garetha von Parma, der natürlichen Tochter
Karls V., in erster kaum einjähriger Ehe
mit Alessandro Medici, in zweiter mit
Ottavio Farnese, Herzog von Parma ver-
mählt, seit 1559 Regentin der Niederlande,
uns durch Goethe in seinem Egmont nahe
gebracht; Fig. 129 das Bildnis der Lu-
crezia Medici, Tochter Grossherzogs Co-
simo 1., mit dreizehn Jahren (wie sie unsere
Medaille darstellt) als Opfer der Politik an
Alfons II. von Este verkuppelt und schon
drei Jahre darauf wahrscheinlich von dem
Gatten selbst vergiftet. Endlich das aus-
nahmsweise ebenso geistig belebte als
prächtig arrangierte Profil des Dichters und
Philosophen Alberto Lollio (Fig. 130), Be-
gründers der Accademia degli Elevati zu Fer-
rara, — der Typus des vornehmen Cinque-
centogelehrten ; sowie die Porträts der
beiden Gonzagafürstinnen: Margarethens,
der Schwester jenes Bonifaz von Mont-
ferrat, dessen Denkmünze von der Hand
des Malers Caroto wir oben (Fig. 36)
wiedergegeben haben, an Federigo IL,
ersten Herzog von Mantua vermählt,
und Eleonorens, der Tochter Kaiser Fer-
dinands 1., und als Gattin Guglielmo Gon-
zagas seit 1561 die Schwiegertochter Mar-
garethas (Fig. 131 und 132).
V. Die Medailleure in Rom.
Während der ganzen Renaissance bot
die ewige Stadt nicht den günstigen Nähr-
boden, aus dem grosse Künstlerindividuali-
täten hätten emporspriessen können. Galt
es dort ein bedeutendes Werk zu schaffen,
so mussten die’ Kräfte dazu von auswärts
herbeigeholt werden. So ist denn kein
einziges der malerischen Denkmäler grossen
Stils, und kaum eines unter denen der
Skulptur, wie wir sie heute noch in Roms
Kirchen und Palästen bewundern, ein-
heimischen Ursprungs. Aber auch die
fremden Meister ersten Ranges, die dahin
berufen waren, liessen sich kaum dass
sie ihre Aufgaben vollendet hatten — nicht
halten. Wir müssen bis auf die Glanz-
zeit Julius II. herabgehen, um einen Bra-
mante, Raffael und Michelangelo bleibend
in Rom fixiert zu sehen. Anders freilich
verhielt es sich mit den Künstlern ge-
ringeren Grades. Die kamen und blieben
gerne, weil ihnen hier die Hauptrollen zu-
fielen, während sie zu Hause in den hin-
tern Reihen hatten stehen müssen.
Eine Ausnahme bildeten die Gold-
schmiede und Juweliere. Der Luxus und
Glanz, den die Kurie nach althergebrachter
Sitte gerade in ihren Erzeugnissen ent-
faltete, und die Fülle von Aufträgen, die
den Meistern infolgedessen stets zuflossen,
lockten die Besten des Faches nament-
lich aus Mailand und Florenz zu dauern-
der Ansiedlung unter die Fittiche des
Vatikans. Dem engen Zusammenhang
entsprechend, den wir bisher überall
zwischen Goldschmiede- und Medailleur-
kunst getroffen haben, sollten wir dem-
nach auch in Rom eine glänzende Ent-
faltung der letzteren erwarten dürfen.
Allein das gerade Gegenteil ist der Fall.
Äusser der Kurie und den mit ihr un-
mittelbar verbundenen Kreisen fand die
Medaillistik nirgends sonst so geringen
Anklang, nirgends so wenig Förderung.
von Fabriczy, Medaillen der italienischen Renaissance.
der Fig. 126 wird man kaum den spätem
raffinierten Verfasser des einst vielbewun-
derten Pastor fido, Battista Guarini vor-
ahnen; ebensowenig in Fig. 127 den
prachtliebenden Kardinal Hippolyt von
Este, den zweiten dieses Flamens, der
vorzugsweise als Beschützer Tassos und
Erbauer der Villa d’Este zu Tivoli im An-
denken der Nachwelt lebt. — Zwei der
vornehmen fürstlichen Frauenbildnisse
Pastorinos geben die beiden folgenden
Denkmünzen: Fig. 128 dasjenige der Mar-
garetha von Parma, der natürlichen Tochter
Karls V., in erster kaum einjähriger Ehe
mit Alessandro Medici, in zweiter mit
Ottavio Farnese, Herzog von Parma ver-
mählt, seit 1559 Regentin der Niederlande,
uns durch Goethe in seinem Egmont nahe
gebracht; Fig. 129 das Bildnis der Lu-
crezia Medici, Tochter Grossherzogs Co-
simo 1., mit dreizehn Jahren (wie sie unsere
Medaille darstellt) als Opfer der Politik an
Alfons II. von Este verkuppelt und schon
drei Jahre darauf wahrscheinlich von dem
Gatten selbst vergiftet. Endlich das aus-
nahmsweise ebenso geistig belebte als
prächtig arrangierte Profil des Dichters und
Philosophen Alberto Lollio (Fig. 130), Be-
gründers der Accademia degli Elevati zu Fer-
rara, — der Typus des vornehmen Cinque-
centogelehrten ; sowie die Porträts der
beiden Gonzagafürstinnen: Margarethens,
der Schwester jenes Bonifaz von Mont-
ferrat, dessen Denkmünze von der Hand
des Malers Caroto wir oben (Fig. 36)
wiedergegeben haben, an Federigo IL,
ersten Herzog von Mantua vermählt,
und Eleonorens, der Tochter Kaiser Fer-
dinands 1., und als Gattin Guglielmo Gon-
zagas seit 1561 die Schwiegertochter Mar-
garethas (Fig. 131 und 132).
V. Die Medailleure in Rom.
Während der ganzen Renaissance bot
die ewige Stadt nicht den günstigen Nähr-
boden, aus dem grosse Künstlerindividuali-
täten hätten emporspriessen können. Galt
es dort ein bedeutendes Werk zu schaffen,
so mussten die’ Kräfte dazu von auswärts
herbeigeholt werden. So ist denn kein
einziges der malerischen Denkmäler grossen
Stils, und kaum eines unter denen der
Skulptur, wie wir sie heute noch in Roms
Kirchen und Palästen bewundern, ein-
heimischen Ursprungs. Aber auch die
fremden Meister ersten Ranges, die dahin
berufen waren, liessen sich kaum dass
sie ihre Aufgaben vollendet hatten — nicht
halten. Wir müssen bis auf die Glanz-
zeit Julius II. herabgehen, um einen Bra-
mante, Raffael und Michelangelo bleibend
in Rom fixiert zu sehen. Anders freilich
verhielt es sich mit den Künstlern ge-
ringeren Grades. Die kamen und blieben
gerne, weil ihnen hier die Hauptrollen zu-
fielen, während sie zu Hause in den hin-
tern Reihen hatten stehen müssen.
Eine Ausnahme bildeten die Gold-
schmiede und Juweliere. Der Luxus und
Glanz, den die Kurie nach althergebrachter
Sitte gerade in ihren Erzeugnissen ent-
faltete, und die Fülle von Aufträgen, die
den Meistern infolgedessen stets zuflossen,
lockten die Besten des Faches nament-
lich aus Mailand und Florenz zu dauern-
der Ansiedlung unter die Fittiche des
Vatikans. Dem engen Zusammenhang
entsprechend, den wir bisher überall
zwischen Goldschmiede- und Medailleur-
kunst getroffen haben, sollten wir dem-
nach auch in Rom eine glänzende Ent-
faltung der letzteren erwarten dürfen.
Allein das gerade Gegenteil ist der Fall.
Äusser der Kurie und den mit ihr un-
mittelbar verbundenen Kreisen fand die
Medaillistik nirgends sonst so geringen
Anklang, nirgends so wenig Förderung.