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Morelli, Giovanni
Kunstkritische Studien über italienische Malerei (Band 2): Die Galerien zu München und Dresden — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1263#0190
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162 Die Galerie zu Dresden.

vergleichen. Nur auf diese Weise, denke ich, werden
wir uns einen richtigen Maassstab zur Beurtheilung und
Schätzung auch dieser Galerie erwerben können. Doch
beschränken wir uns hier auf die italienischen Meister.
Die Bildersammlung von Modena, aus der August III.
hundert Bilder auswählen Hess1, hatte sich nach und
nach gebildet. Die meisten von jenen Gemälden, wie
z. B. die von Tizian, von Paolo Veronese, von Dosso
und Garofolo, waren vom Herzog Cesare d'Este in den
Jahren 1598 und 1599 von Ferrara nach Modena ge-
bracht worden; die werthvollsten aber, wie die vier
Altarbilder des Correggio, hatte Franz I. theils durch
List theils mit Gewalt aus den Kirchen, für die sie
gemalt waren, entführen und ins herzogliche Schloss
bringen lassen; denn im vorigen Jahrhundert war das
Beispiel des prunksüchtigen, sogenannten grossen Lud-
wig XIV. von Frankreich für alle regierenden Fürsten
Europas ansteckend geworden. Nicht nur ein „Ver-
sailles", auch einen „Louvre" wollte ein jeder von ihnen
besitzen. Es war somit ganz in der Ordnung, dass
die Mehrzahl der Bilder, aus welchen damals die Mo-
denesische Galerie bestand, der Lombardisch-Venetia-
nischen und vornehmlich jenen Ferrara und Modena
am nächsten gelegenen Malerschulen angehörte, also
vor allen der Ferraresisch-Bolognesischen, der Venetia-
nischen und der Parmensiscben. Beginnen wir daher
unsere kritischen Studien mit der Betrachtung der Ge-
mälde aus den zwei ersten der ebengenannten Schulen,
d. h. der Ferraresischen und der Venetianischen.

1 Der Verkaufsvertrag wurde zu Ferrara am 17. September
1745 unterzeichnet. Siehe: „Notizie di sei dipinti ad olio di An-
tonio Consetti Modenese, posseduti e descritti dal conte Giovanni
Francesco Ferrari - Moreni." Modena, Soldani, 1858, S. 13.
Man consultire darüber auch Cav. A. Venturi: „La Galleria
Estense di Francesco I."
 
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