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Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.900#0021
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umfangende Folie, als an den reichsten Marmorhaiie», deren Lünetten etwa die Wappen und Ge-
schichten derPäbste vorstellen? Kaum wird auf der ganzen Erde ein zweiter Punkt zu finden sein, auf
weichem, wie auf diesem Burghügel, durch so anschauliche, der Natur heimgefallene Schriftzüge der
Geschichte sich der Wanderer versetzt sieht in einen so grossen Moment der Menschheit, der einzig
geistvoll, längst überwunden und doch noch so woh[verständlich ist. Es gibt wohl grössere Ruinen,
aber nicht von so klar gediegener Schönheit, es gibt reichere Archive, aber nicht von so anschaulich
sinnigem Zusammenhang: und es gibt nirgends ein Grab, das in der Lage so grossartig, im Ansehen
so heiter wäre, wie dieser Hügel mit dem hingestreuten edlen Schmuck eines Volkes, das vor Jahr-
tausenden gelebt hat. Hier fühlt man sich gegenwärtig berührt von der Sphinx der Geschichte, von
ihren Klauen und von ihrer ewig blühenden jungfräulichen Brust, und bei jedem Schritte begegnet
man einem hellen Blick ihres Auges, der Nachsinnen und Erinnerung weckt. Es ist Alles plastisch,
was man hier sieht, die Gestaltung der Gegend umher und die Form dec Felshügel, auf die man hinab-
schaut, deren Wände und Stufen der Meissel fertig gemacht bat, der Fels, auf den man tritt, une! dél-
ais Grund der Tempelunterbauung abwechselt mit ihn ausgleichenden Quadern, die Gliederung und
Zier der Säulengebäude und die dabei gefundene Schrift selbst, die von diesem Bau erzählt, oder von
einer Weihung an seine Gottheit, oder der Macht ihres Staates; denn auch diese Urkunden bat der
Meissel geschrieben. Und so ist es auf seinem ächtesten Boden, in dem einstimmigen Zusammenhang
seiner Natur und seiner Religion, seiner Geschichte.und Bestimmung, dass Einern hier das Erzeugniss
griechischer Bildnerkunst vor Augen kommt. Wie anders wirkt es, ob man hier am Ort der Weihe,
oder bei uns in einer Gallerie eine Statue der Pallas oder ein Bildwerk sieht, das dieser Göttin einen
Rechenschaft ablegenden Beamten, einen siegreichen Erieger-, eï&e gesehätzt« Familie gegenüberstellt.
Auch von den kleineren Werken der Figuren-Plastik in Thon und in Bronze werden die
meisten, die zu Athen sich linden, geringer an Zahl, als an Interesse, den Ausgrabungen auf der Akro-
polis verdankt, obwohl Einzelnes dieser Art aus andern griechischen Fundorten hier vorkommt, wie
z. B. ein schöner kleiner Stier von Bronze, der sich im königlichen Scbloss befindet, am kopaischen
See, Anderes in Aegina, Tenea, Thera u. a. O. gefunden ist. Auf der Akropolis aber macht jene far-
bigen Votivpnppchen von gebranntem Thone und etliche kleine Bronzefiguren der Fundort unter dem
Parthenon merkwürdig, welcher sie der Periode vor der Blüthe attischer Kimstübung zuweist Ans
attischen Gräbern ist Einzelnes von Thonhildwerk und Bronzearbeit noch in neuerer Zeit hervorge-
gangen, wenn gleich so Vieles nicht, als von solchem Gräberschnmck früheihin, zur Zeit der türki-
schen Herrschaft und der beginnenden neuen Regierung in Privathände gekommen ist. Da wurden
ans Gräbern bei Athen schöne, bemalt gewesene Götterfigürchen von Terracotta ausgegraben, wie
deren einige in den Besitz des Königs von Baiern gekommen sind. Auch ward Goldschmuck aus atti-
schen Gräbern, aus solchen der westgriechischen Inseln und dem Archipelagic gewonnen, wovon
Athens neuere Sammlungen wenig oder nichts enthalten; und das unter jetziger Regierung gefundene
Silbergeräth eines attischen Grabes aus später Zeit ist nach Baiern gekommen. So sind auch die
schönsten Bronzen aus griechischem Boden nicht dort selbst zu sehen, sondern im britischen Museum.
Indessen ist das in Athen Gesammelte von mannigfaltigem Gräberinnalt, Thonlarnpen und Krügen,
Alabastergefässchen, Glasfläschlein, gemalten Vasen, hinreichend, um, zusammengehalten mit den ver-
 
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