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falls angebracht war.. Einzelnes lüsst an jener auf Farben-Anwendung schliessen, welche letztere bei
der Stelenfigur des Aristion (wo übrigens auch eine Spur von Metall-Zierde) gewiss ist, und noch an
einer andern kleinen Figur (Nr. 16) gesehen wird. Bekanntlich fand man Farbenspuren auch bei den
Aegineten, aber hier, wie bei den attischen Beispielen, keine an den nackten Theilen. Da die Gewän-
der der Herkulanischen Pallas und Artemis, deren Styl auch im Uebrigen hierhergehört, ebenfalls be-
malt waren, so linden wir also auch hierin Gleichartigkeit in verschiedenen Gegenden.
Durch den grössten Theil der bezeichneten Periode, bis in die Zeiten der ersten Siege über die
Perser, war die sittliche Bildung der kunstübenden griechischen Staaten ziemlich in gleichen Höhen,
wenn schon Sparta seine hervorstechendste Epoche nur noch erhaltend behauptete, während andere
Staaten neue Kräfte zu concentriren und zu entwickeln begannen. Keines aber der kleinen Griechen-
völker schritt in dem Grade den andern in politischer Erhebung und geistiger Entwicklung voraus,
wie es sofort nach den Siegen über Xerxes die Athener zu thun befähigt und begeistert wurden.
Darum erscheint auch bis dahin die Phantasiebildung und Plastik der Griechenstämme in der Haupt-
sache auf gleicher Stufe, obwohl verschiedene Thätigkeitsverhältnisse der Schulen nicht zu leugnen,
auch unterscheidbare Richtungen einzelner Genialitäten glaublich und zum Theil noch merklich sind.
Alle einzelnen Aufstrebungen aber, und im Ganzen die gefüllte Beschränkung und gebundene Ener-
gie so der älteren Sitte, wie der älteren Plastik wurden zu Vorbereitungen für das nun in sich geho-
bene Selbstbewusstsein der Athener, für'den politischen Heros desselben, Perikles, und für den Ver-
ewiger seiner Begeisterung, Phidias, den Bildner rein selbständiger Gestalten. An jenen in den letz-
ten Gestaltungen älteren Styls quellenden und bewegten Lebensformen sass die herkömmlich gesteifte
und gezierte Modelform nur noch als einfassendes und gelockertes Knospenblatt, Es bedurfte nur
eines Lichtstrahls des Geistes, eines Hauches warmen Selbstvertrauens in der Phantasie dieser Ge-
stalten, und die Bindung floss nachgiebig um ihre befreiten Glieder, das gehaltene Motiv löste sich in
beseelte Ruhe, das gespannte in edle Kraftentfaltung.
II. SCÜLPTÜREN DES BLÜHENDEN STYLS
UND DER SPÄTEREN HERKÖMMLICH GELÄUFIGEN TECHNIK.
A Götterdarstellungen.
a) Pallas,
c) Statuen der Pallas.
21) Pallas mit Halsschmuck und Queerband-Aegis, Statue unter Lebensgrösse in schönem,
weichem Styl. Kopf und Arme fehlen. Das Diploidion geht bis auf die Füsse; sein Ueberschlag
ist an den Schultern gefibelt, lässt, faltig unter den Achseln herumgehend, die Arme blos, hängt
lind auf die Brust und ist unter der Brust durch ein leichtes Band zusammengezogen, von wo er
dann noch bis auf die Schenkel herabhängt, gleichsam als Ueberjacke auf dem Untergewand.
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falls angebracht war.. Einzelnes lüsst an jener auf Farben-Anwendung schliessen, welche letztere bei
der Stelenfigur des Aristion (wo übrigens auch eine Spur von Metall-Zierde) gewiss ist, und noch an
einer andern kleinen Figur (Nr. 16) gesehen wird. Bekanntlich fand man Farbenspuren auch bei den
Aegineten, aber hier, wie bei den attischen Beispielen, keine an den nackten Theilen. Da die Gewän-
der der Herkulanischen Pallas und Artemis, deren Styl auch im Uebrigen hierhergehört, ebenfalls be-
malt waren, so linden wir also auch hierin Gleichartigkeit in verschiedenen Gegenden.
Durch den grössten Theil der bezeichneten Periode, bis in die Zeiten der ersten Siege über die
Perser, war die sittliche Bildung der kunstübenden griechischen Staaten ziemlich in gleichen Höhen,
wenn schon Sparta seine hervorstechendste Epoche nur noch erhaltend behauptete, während andere
Staaten neue Kräfte zu concentriren und zu entwickeln begannen. Keines aber der kleinen Griechen-
völker schritt in dem Grade den andern in politischer Erhebung und geistiger Entwicklung voraus,
wie es sofort nach den Siegen über Xerxes die Athener zu thun befähigt und begeistert wurden.
Darum erscheint auch bis dahin die Phantasiebildung und Plastik der Griechenstämme in der Haupt-
sache auf gleicher Stufe, obwohl verschiedene Thätigkeitsverhältnisse der Schulen nicht zu leugnen,
auch unterscheidbare Richtungen einzelner Genialitäten glaublich und zum Theil noch merklich sind.
Alle einzelnen Aufstrebungen aber, und im Ganzen die gefüllte Beschränkung und gebundene Ener-
gie so der älteren Sitte, wie der älteren Plastik wurden zu Vorbereitungen für das nun in sich geho-
bene Selbstbewusstsein der Athener, für'den politischen Heros desselben, Perikles, und für den Ver-
ewiger seiner Begeisterung, Phidias, den Bildner rein selbständiger Gestalten. An jenen in den letz-
ten Gestaltungen älteren Styls quellenden und bewegten Lebensformen sass die herkömmlich gesteifte
und gezierte Modelform nur noch als einfassendes und gelockertes Knospenblatt, Es bedurfte nur
eines Lichtstrahls des Geistes, eines Hauches warmen Selbstvertrauens in der Phantasie dieser Ge-
stalten, und die Bindung floss nachgiebig um ihre befreiten Glieder, das gehaltene Motiv löste sich in
beseelte Ruhe, das gespannte in edle Kraftentfaltung.
II. SCÜLPTÜREN DES BLÜHENDEN STYLS
UND DER SPÄTEREN HERKÖMMLICH GELÄUFIGEN TECHNIK.
A Götterdarstellungen.
a) Pallas,
c) Statuen der Pallas.
21) Pallas mit Halsschmuck und Queerband-Aegis, Statue unter Lebensgrösse in schönem,
weichem Styl. Kopf und Arme fehlen. Das Diploidion geht bis auf die Füsse; sein Ueberschlag
ist an den Schultern gefibelt, lässt, faltig unter den Achseln herumgehend, die Arme blos, hängt
lind auf die Brust und ist unter der Brust durch ein leichtes Band zusammengezogen, von wo er
dann noch bis auf die Schenkel herabhängt, gleichsam als Ueberjacke auf dem Untergewand.
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