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Erstes Capitel.

4) Die Lage der Brücke muß der Art setn, daß keine steilen Auffahrten
und hohe Damme erforderlich stnd, wodurch nicht nur große Unbequemlichkeit,
sondern auch selbst Gefahr für die Fuhrwerke entstehen kann.

5) Die einzelnen Theile des Brückenkörpers müssen fo mit und unter
einander verbunden sein, daß ohne zu große Schwierigkeit schadhaft gewordene
Theile weggeuommen und durch neue ersetzt werden könuen.

6) Die Brücke muß eine folche Breite erhalten, welche im Verhältniß zu
ihrer Frequenz steht.

Eine der wichtigsten und schwierigsten Forderungen beim Brückenbau ift
die oben zuerst genannte, daß die Brücke zu keiner schädlichen Anschwellung
des durchströmenden Wassers Veranlassung gebe. Von der genügenden Lösung
dieser Forderung ist die Standhaftigkeit der Brücke in einem sehr hohen Grade
abbängig. Denn wird auch die Brücke mit der größten Solidität ausgeführt,
dagegen durch die Brücke selbst das Profil des Flusses bedeutend eingeengt, so
entsteht ein Aufstau des Wassers, iu Folge dessen auch an dieser Stelle eine
heftigere Strömung eiutritt, wodurch aber das Bette des Flusses, sobald eS
aus losem Material und nicht aus Felsboden besteht, angegriffen und vertieft
wird und die Fundamente der Brücke sehr leicht unterwaschen und zum Ein-
sturz gebrackt werden können. Aber selbst auch wenn der Grund aus Felsen
befteht, kann eine sehr hestige Strömung schaden. Tritt hier nun auch nicht
augenblicklich die schädlichc Wirkung ein, so kann man dennoch ficher sein, daß
diese nach einer gewissen Zeit sich jedenfalls einstellen wird, wie durch die
Ersahrung auch schon mannigfach bewiesen ift.

Zuweilen ist es jedoch rathsam, wenn der Fluß bei Hochwasser langsam
fließt und das Flußbett für das gewöhnliche Wasser allzuweit ist, das Profil
des Flusses etwas zu verengern und somit eine Stauung hcrvorzubringen, damit
das Bette fich nicht hier uud da versanden und der Hauptstromstrich stch nicht
auf einen oder den andern Pfeiler werfen und denselben beschädigen kann.

Was die Standfestigkeit und Dauerhastigkeit einer Brücke betrifft, so haben
wir gesehen, daß diese zum großen Theil von der genügenden Lösung der ersten
Forderung mit abhängig ist; anderntheils hängt sie aber auch in einem sehr
hohen Grade von der Ausführuug und den zu wählenden Materialien, so wie
von der Herstellung der Fundamente ab.

Fließt der Fluß an einer Stelle zwischen hohen Ufern auch bei dem höchsten
Wasserstande im Beharrungsstande, oder läßt er fich durch Correctionen dahin
bringen, so ist diese Stelle jedenfalls sehr geeignet für die Lage der Brückenstelle.

Möglichst zu vermeiden find dagegen für die Herstellung einer Brücke solche
Stellen eines Flusses, wo fich das Wasser nur beim mittleren Wasserstande
innerhalb des Flußbettes hält, dagegen bei Hochwasser über die Ufer austritt
und die Gegend überschwemmt. Jn diesem Falle ist alsdann entweder die Brücke
nicht zu befahren und noch weniger gangbar für Fußgänger, oder ihr Bau wird
durch die erforderliche Länge nicht allein anfänglich sehr vertheuert, sondern eS
ist auch alsdann dieserhalb ihre Unterhaltung kostbarer.

Was die Richtung der Brücke betrifft, so sucht man dieselbe immer senk-
recht aus die Richtung der Flußbahn zu stellen, wodurch nicht allein die Aus-
 
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