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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 1): Die Hülfswissenschaften zur Brückenbaukunde — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24549#0162
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142 , Fünftes Capitel. Von den Spundwänden,

lich am Kopfe des Pfahls zu jeder Seite ein einscheibiger Block befestigt und
eben so befanden sich ;wei solche oben an der Namme. Die hier eingeschorenen
Taue wnrden nber Winden gespannt und während an diesen durch Hebel die
Kraft angebracht wurde, ließ man den Nammklotz auf den Psahl herabfallen.

Außcrdem hat man zuweilen auch andere mechanische Vorrichtungen hierbei
benutzt. Beim Auszieben der Pfähle der Rüstnngen und Fangedamme bei den
Hafenbauten in Hull benutzte man mehrere Flaschenzüge, deren untere Blöcke
am Pfable befestigt waren, deren obere Blöcke aber an einen darüber gestellten
Bock angehangt wurden. Die darin eingeschorenen Taue gingen über Erd-
winden und bei manchen waren sogar vier solcher Winden erforderlich.

Ferner hat man auch die Schraube zu demselben Zwecke benutzt. Die
Schraube erbält alsdann eine solche Einrichtung, daß die nm den Pfahl ge-
schlungene Kette an einem Wirbel am untern Ende der Schraubenspindel be-
festigt wird. Die zugehörige Schranbenmutter liegt auf eincr festen Rüstung
lose anf und wird mittelst vier Hebel wie einc Erdwinde gedreht. Da aber
bei Umdrebung der Schraubenmutter stets eine sehr bedeutende Reibung ftatt-
findet, die ebenfalls zu überwinden ist, womit aber schon ein bedentender Theil
der angewandten Kraft verloren gebt, so läßt sich ein solcher Apparat bei fest
eingerammten Pfählen wohl nicht als hinreichend wirksam annebmen.

Eben so hat man stch zum Ausziehen der Pfähle des gewöhnlichen Haspels
bedient, wobei dann das Tau oder die Kette, woran der Pfahl befestigt ist,
unmittelbar über die borizontale Welle geschlungen wird. Aber auch hierbei,
so wie auch bei der oben bescbriebenen, von Perronet benutzten Maschine zum
AuSziehen der Pfäble, ist wohl nicht anzunehmen, daß die Pfähle, die man
biermit entfernte, einen bedeutend großen Widerstand leisteten, indem auch hier-
bei ein bedeutender Theil der Kraft zur Ueberwindung der stattfindenden Rei-
bung erforderlich ist.

Zum Ausziehen dcr Pfähle kann man auch die Abwechselungen des Wasser-
standes benutzen, wenn dieselben vermöge der Ebbe und Fluth fich in kurzen
Perioden wiederholen. Es werden dann nämlich zwei Kähne zu beiden Seiten
des auSzuziehenden Pfahls gelegt und durch eine starke Balkenrüstung mit
einander verbunden, um die Last möglichft gleichmäßig zu verbreiten. Zur Zeit
des niedrigstcn Wasserstandes wird der Pfabl an diese Balkenrüstnng befestigt.
Sobald nun das Wasser zu steigen beginnt, so wirkt der bpdrostatische Drnck
desselben gegen die Kähne und sucht diese zu heben, was aber nicht erfolgen
kann, ohne daß der Pfahl nachgiebt. Diese Art Pfähle ausznziehen ist aber immer
kostbar und zeitraubend, indem die Fluth nur zweimal täglich stattfindet und
daher nicht mehr als zwei Pfähle täglich herausgezogen werden können.

Auch kann mau das schon oben angeführte Verfahren zum Heben der
Baumstämme anwenden, um Pfähle auszuziehen, nämlich daß man die zum
Ausziehen zu benutzenden Schiffe voll Wasser laufen läßt und sobald man den
Pfahl daran befestigt hat, dieselben wieder auspumpt.

Das einfachste und sicherste Verfahren zum Ausziehen der Pfähle ist aber
immer die Anwendung des Wuchtbaums. Auf dem Lande läßt sich dieser nun
sehr leicht anwenden; stehen aber die Pfähle, welche ausgezogen werden sollen,
 
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