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Siebentes Capitel.

die an beiden Enden Scheiben mit Löchern haben, durch welche Bolzen gesteckt
werden, worauf die Kettenglieder hängen. Um hier ein Verschieben des Sattels
bei ungleicher Belastung der Ketten zu verhindern, sind die Sättel mittelst
eiserner Anker an das untere Pfeilermauerwerk befestigt. Allein auch diese
Anordnung ist nicht zu empfehlen, denn durch das Verankern der Sättel wird
ein Verschieben einzelner Theile zwar mehr verhindert, jedoch keineswegs der
Nachtheil einseitiger Wirkung auf den Pfeiler bei ungleicher Belastung der
Ketten aufgehoben, sondern cs kann hier sogar der Fall stattfinden, daß, wenn
die Ketten auf einer Seite des Pfeilers plötzlich sehr bedeutend belastet werden,
die Anker verbiegen oder brechen können, woraus dann unbedingt auch ein
Verschieben oder Verrücken einzelner Pfeilertheile folgen würde.

Es ist daher unter allen Umständen besser, daß man diese auf den Stütz-
pfeilern stattfindende Reibung möglichst zu vermindern sucht.

Bei der Menai-Kettenbrücke laufen die Ketten auf beweglichen gußeisernen
Sätteln (Fig. 949, 951 und 952). Diese Sättel bestehen aus vier über ein-
ander liegenden kastenförmigen Stücken, wovon das unterste auf acht Rollen
oder Walzen von geschmiedetem Eisen ruht, welche letzteren sich auf einer guß-
eisernen Sohlplatte etwas hin und her bewegen können, je nachdem die Ketten
entweder durch die Aenderung der Temperatur oder durch eine größere Belastung
etwas nachgeben. Diese schmiedeeisernen Rollen haben 8 Zoll im Durchmesser
und wurden an ihrer Oberfläche gut abgedreht; sie können sich auf der guß-
eisernen Platte R Fig. 951 zwischen den daselbst angegossenen Rippen 4% Zoll
weit bewegen und aus eben dieser Ursache nicht aus den Sätteln herauslaufen.
Die Kettenglieder selbst, welche hier über die Stützpfeiler gehen, sind gekrümmt
nach der Oberfläche des Sattels und die Glieder der Trag- und Spann-
ketten außerhalb der Sattelwände mit denselben durch Bolzen verbunden. An
den Boden des untersten Kastens sind unterhalb Ränder angegossen, die mit
de Länge der Brücke parallel und unterhalb nach einem Kreisbogen abgerundet
sind, der mit demjenigen gleichlaufend ist, welcher die Richtung der Trag- und
Spannketten an ihrem oberen Ende berührt; diese Ränder enthalten die Hälfte
der Zapfen und Pfannen der Walzen. Die anderen Hälften der Pfannen
liegen an jeder Seite in einer gekrümmten gußeisernen Schiene, welche dutch
schwalbenschwanzförmige Schlüssel mit dem zugehörigen Rande verbunden wird.
Beide Schienen sind um die Breite des erhabenen Theils der Sohlplatte von
einander entfernt und reichen bis unter ihre gekrümmte Oberfläche. An jedem
Ende des erhabenen Theils der Sohlplatte ist ein aufwärts gerichteter Rand
angebracht, um das Abgleiten des Sattels nach der Länge der Brücke zu
verhindern.

Um die vier Sättel, welche zur Leitung der vier Hauptketten auf den
Tragpfeilern ruhen, gegen einander zu stützen, wurden vier schmiedeeiserne Stangen
(Fig. 952) von 3 Zoll im Quadrat zu jeder Seite dieser Sättel angebracht.

Damit die Gußeisenplatten genau mit dem Mauerwerke zusammenfallen
und gar kein Abstand übrig bleibe, wurden sowohl unter die Platten, als in
allen Ecken und auch bei jeder Berührung zweier eiserner Flächen Flanelle ein-
gelegt, die in heißem Oel mit Bleiweiß getränkt waren. Derselbe Flanell
 
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