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206 Achtes Capitel. Die Draht- und Kettenbrücken

Derselbe führt an, daß der dynamische Effect des Stoßes für einen Mann,
dessen Gewicht 70 Kilogr. .beträgt, und welcher von einer Höhe von 10
Centimeter herabfällt, gleich 9800 ist. Nehmen wir nun an, es marschiren
2000 Mann gleichzeitig im Geschwindschritte über die Brücke, so ist bei der
angegebenen Annahme der dynamische Effect für 2000 Mann gleich 19600000.
Da nun nach seinen Versuchen ein Faden von 2,10 Millimeter unter einem
dynamischen Effecte von 5200 bricht, und sonach der dynamische, Effect eines
Fadens von 3 Millimeter zu 7400 anzunehmen ist, so würden die 4224 Fäden
31237600 tragen. Dies ist nun etwas mehr als y3 größer, als die durch
2000 Mann erzeugte dynamische Effect, welcher Ueberschuß aber immer noch
zu klein sein würde, zumal man mit ziemlicher Sicherheit annehmen kann, daß
nicht alle Drähte gleiche Spannung erhalten.

Die Stärke der Bügel, in deren Rinnen die Dräthe gelegt sind, berechnet
Dufour ferner nach der Formel

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worin? das Gewicht in Kilogrammen ausdrückt, welches ein hohler Cyllnder
in seiner Mitte ohne zu zerbrechen, noch gerade tragen kann; R und r bezeich-
nen den äußeren und inneren Halbmesser dieses Evlinders und c seine Länge,
sämmtliche Maße in Millimetern ausgedrückt. Da aber bei der Drahtum-
legung die Last nicht in der Mitte des Cylinders, sondern gleichförmig auf dem-
selben vertheilt ist, so ist er, nach obiger Formel bestimmt, einem Widerstande
von 2 ? gewachsen.

Folgende bemerkenswerthe Umstände, die bei den, wie oben beschrieben, con-
struirten Drahtbrücken stattfinden, sind noch nothwendig zu beachten. Diese be-
stehen darin, daß man erstlich nicht im Stande ist, die Draht-Curve zu regu-
liren. Bei den Kettenbrücken sind an den einzelnen Gliedern Vorrichtungen,
wodurch die Regulirung einer Curve gegen die andere möglich wird. Eine
solche Regulirung ist um so nothwendiger, weil sonst die einzelnen Curven gegen
die anderen ungleichmäßig gespannt werden. Bei der Freyburger Brücke hatte
sich das eine Tragtau um mehr als 3 Zoll gegen das neben ihm liegende
Tragtau gesenkt und fand daher hier schon gleich von vorn herein eine Un-
gleichförmigkeit in der Spannung der einzelnen Taue statt. Ferner aber lassen
sich auch nicht die hinuntergehenden Tragseile, woran die Brückenbahn ange-
hängt ist, gehörig reguliren, indem hier eine Vorrichtung fehlt, die Tragbalken
etwas höher oder niedriger zu stellen, und dadurch alle zusammen in eine Ebene
zu legen. Bei der Freyburger-Brücke fanden sich in Folge dessen schon gleich
anfangs Unebenheiten der Bahn, die vom Anfänge bis zum Ende wellenförmig
durchliefen.

Eine eigenthümliche Anordnung zum Aufhängen der Drahttaue auf den
Tragpfeilern ist bei der Hängebrücke zu Conflans-Sainte-Honorine in
Anwendung gebracht. Fig. 993, 1007—1011.

Die Taue werden da, wo sie über die Pfeiler gehen, mittelst großer eiserner
Säulen von ungefähr 8 Meter Höhe unterstützt. Diese Säulen bestehen aus
mehreren Stücken, und zwar sind diese: erstens, ein schneidiges Unterlager Fig.
 
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