Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0206
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sich auf Ballen u»d Ccuzerten i» ihrer huldvvllen Nähe bildeten, und alle
jene, welche thr cinen Schwur ablegte». Jn der Negierungsvorlage sind
nur die Un t e r o f fic i er e in die Amnestie eingcschlossen — eine schöne
Frau wäre aber natürlich gczwungen, rwr allen auch die Offiziere zu
amnestiren. Untcr allen Bersuchern dürftc nur den g emeinen in kei-
^enr Falle verziehen werden. — Jm Gauzen aber genöße dcrIugend, die
sich so leicht hinreißen läßt — namentlich auch die Studenten, die gnä-
digste Berücksichtigung.

Erlauben Sie, freundliche Zuhörer, daß ich bei diescm Gegenstand
noch verweile. Eine schöne Fran dürfte vor allem auch ihren eigenen
Mann amnestiren, wenn er eincn vergebiichen Versuch gemacht hat, fich
der Negierungsgewalt im Kause zu bemächtigen; doch sehr schwer
wird er dieser Gnade zu Thcil, wenn thatsächliche Bcwcise da find, daß
er mit auswärtigen Mächten in Verbindung gestanden ist. Auögeschloffen
sind auch jcne ,,V er t r auen s män n er" , die ihn über die Zeit im
Wirthshause behalten und in ihm Unzufriedenheit mit dem Joche des Ehe-
standes erregt haben. Amnestiren muß sie dic Mvdistinen und Kaufieute,
die ihr ihre „Caffcn leerten", jcne Freundinnen, Nachbarn und Anver-
wandte, wclche Fourage und andereBedürfnisse bei ihr holten. Amnestiren
wird sie alle neidische Flüstcrer, die einst bei ihrem bezauberndcn Anblick
ein Band, cineFalte kritisirten, oder, wenn in der Toilette wirklich nichtö
fehlerhaftcs zu sinden war, übcr ihren Character, ihren Lebcnswandcl vor-
witzige Beinerkiingen machten. So amncstirt eiue schöne Frau, wenn die
Zeit der Aufregung vorübcr und die Neaktion dcr Natur cingetretcn ist !

(Der weibliche Thcil der Zuhörer klascht Bcifall.)

Jch danke Jhnen, meine Damen, und ermahne Sie: wenn Sie einst
einc solche Amnestie erlaffen, dieselbe weder cinem langweiligen Ansschuß,
noch einem giftigcn Berichterstatter anzuvertrauen, sondern sie gleich
frischweg zu erlassen, wie es Jhnen Jhr Gcsühl eingibt, dcnn nnr dann
ist's ein ächter Zug deö Herzcns!

Jch komme nun zum Jagdgcsetz. — „Eö ist niemanden gcstattct, ir-
gend einThier zu erlegen, wenn er nicht mit einer ordentlich ausgestellten
Jagdkarte versehcn ist." — Prächtig! Ein Mann gcht in den Wald —
ein Hirsch kommt auf ihn zu. Zu gewissen Zeiten sind die Hirsche geneigt,
die Menschen mit ihren Geweihen anzugreifen. Der Mann legt das Ge-
wehr an — doch aus Achtung vor dem Gesetz greift er zuerst in seine
Tasche, und — o Himmel! Er hat seine Jagdkarte nicht bei sich! Er muß
sich nun, wenn er einigen gesetzlichen Sinn hat, von dcm Thicre den Bauch
aufschlitzen lassen — warumhat er seineJagdkarte vergessen! — Es kommt
noch so wcit, daß Einem die Haascn in den Wcg treten und verlangcn,
man soll seinc Jagdkarten vorweisen. Wcr dieß nicht kann, ist dem Ge-
spättc dieses Wildprets prcisgegeben. Herrlicher Stoff für Zeichner!
 
Annotationen