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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0046
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nach dem heiligen Rechtsboden zu wühlen, für welchen Fleiß seine Scheer-
haufen in den Historisch-Politischen Blättern Zeugniß gaben; er bekümmert
fich kaum um die dramatischen Weltläufe.

Näher liegt ihnen vielleicht sein Mitredakleur Guido GörreS, ein
blaffer, in alle weibliche Heilige verliebter und dermaffen frvninierDichter,
daß eingeweihte Personen, die sich öfters im Dunkeln bei ihm befinden,
nicht selten einen vhosphorartigen Hciligcnschein um sein blondes Haupt
bemerken. Zu einem Thcil seiner kindlichen Lieder lieserte Graf Poccl
die Zllustrationen (n oon illustrnuilo). Wahrscheinlich ist es dieser
(Görres), der in Dingelstedt's „cosmopolitischem Nachtwächter," einem sei-
ner Zcit von den Liberalen sehr gefeierten Cyklus von Gedichten, ein in-
juriöses Sonnett auf das Münchener Kindlein entdcckte, das er, um die
Gottlosigkeit des neuen Zntendanten zu entlarven, und den Hof und das
gläubige Volk vor eiiiem solchen Atheisten zu verwarnen, in seinen histo-
rischen Blättern abdruckte. Die Jnseratenabtheiliing der Neuesten Nach-
richten, die fich um Bildung des Volksgcschmacks schon mehrfache Ver-
dienste errang, niiißten auch für daS hiesige Seelenheil etwas thu» , und
das Gcdicht ebenfalls abvrmken, um dic fittliche Entrüstung der biedern
Hauptstadt gegcn Dingelstedt auszureizen. Daß die Augsburgcr Postzeit-
ung, auch ein Organ der Laffaulr'schen Aesthetlk, gleichfalls ihren Senf
dazu gab, um das drohendc Unheil von unserer Kunstanstalt abzuwenden,
versteht sich selbst; glücklicher Weise, sagt fie, ist die Ernennung noch
nicht osfiziell vcrkündigt und so hofft die löbliche Tartüff'cnschaar durch
fromme Denunciationen dcn dramatischeu Antichrist zu vertreiben. Sollte
es einmal die liberale Preffc wagen, eine allerhöchste Ernennung mit solch
bübischem Ziigrimni zu begeifcrn! — Hoffentlich ist es nicht so weit ge-
kominen, daß fich die ultramontane Bevormundung auf die Privathand-
lungen und persönlichen Neigungen des KönigS erstreckt, hoffentlich hat
sich Dingelstedt mit dcm König berei'tS so in's Vertrauen gesetzt, und
wird von ihm in solchem Maaße anerkannt, daß die Anschwärzungen jener
arroganten Partei obne Wirkung bleiben. Wir können cs nur mit Freu-
den begrüßen , daß ein Mann von so bewährtem Talent in die Umgebung
des Monarchcn kommt; seinEinffuß kann für dieKunst und vielleicht auch
in weiterer Beziehung nur wohlthätig sein.

Allgemeiner Theater-Sprechfaal.

' Lcipzig. (Corrcsponoenz.) Die Parole des Theaters ist der-

malcn Frauz Wallner, welcher gegenwärtig zum 6ten Male in
Leipzig gastirt und zum 61ten Male auftritt. — Köberle liefere schon
wiedcr cin neues Stück „der Hcld »on EtampeS", welches eigent-
 
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