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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0031
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— 23 -

Churfürli unÄ Rcgenschirm.

Jch kann diesen Regenschirm seiner rothen Farbe wegen nicht
leiden. Und dann ist er auch sehr schwer zu halten. Weil
aber jetzt das Wetter für unser einen gar so schlecht ist und der
Wind der öffentlichen Meinung mir die spitzen Nadeln in's
Gesicht treibt, so muß ich ihu doch aufaespannt Halten. Wenn's
wieder schön wird, stell' ich ihn aber gleich wieder in die Ecke.

Kleine Frühstücksplaudereien.

„Eine Kuqel, die schon einmat getroffen," hat seit Freischütz's Zeiten
emen höheren Werth; einc ganz besondere Abgötterei treibt mau jedoch
mit der aus Garibaldi's Wunde gezogenen. Sie ist jetzt photographirt
in den Turiner Kilnsthandtungen zu haben. Man vcrsichert, der Co-
birrger Turn- und Wehrverein habe sich eine solche Abbildung konnnen
lassen und dieselbe in seinem Kneiplokal aufgehängt, damit die Wehrleute
mit entblößten Häuptern ihre Andacht davor verrichten köunen.

Zu Pesaro im Kirchenstaat, wclches Städtchen jetzt eine Eisenbahn-
station geworden ist, wilt die Direktion der Bahn dem Meister Rossini,
der dort das Licht dieser opernbcdürstigen Wclt crblickte, ein Denkmal
setzen. Da der alte Maestro sich bckanntlich keiner Locomotive anvertraut
und seincr Marotte zu Lieb den Weg von Nizza bis Paris auf der Achse
zurücklegte, so wäre diese Ovation eine höchst edle und wahrhaft christliche
Rache von Seiteu der (vielleicht israelitischen) Eisenbahngesellschaft.
 
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