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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0032

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Fräulein Janauschek empfing am Dinstag als „Jphigeme" die
Abschiedshuldigungen des Münchener Pnblikums. Die geniale Künstlerin
hat die Liebe zum klassischen Drama dahier auf's lebhaftestc angeregl und
ihr Gastspiel dürfte nicht nur für ihren Ruhm, sondcrn für München
selbst von bleibendcm Werthe sein. Der für die künstlerischen Annalen
nnseres Hoftheaters jedenfalls denkwürdige Abschnitt erhielt in der Auf-
sührung des Göthe'scheu Meisterstückes einen würdigen Schluß. Das
Publikum war so gerecht, iwben dem gefeierten Gaste auch Herrn Dahn
für seine schöne Leistung mit Beifall ausznzeichnen.

Die crste Nummer des „Woäienblattes des (groß-) deutschen
Reformvereins" ist erschienen. Die gegnerischen Blätter haben es
von A bis Z durchbuchstabirt und lassen keine gute Faser daran. Dcr
„fränkische Courier" bringt sein Erscheinen in einem witzigen Anfall nfit
dem Fasching in Verbiudnng; die „neuc Frankfurter Zeitnng" denuncirt
das Großdeutschthum als die Agitation, Bayern zu einer Großmacht
hinaufzuschrauben n. s. w. Es ist unbegreiflich, wie man wegen einer
Sache, die schon hundcrt Mal als todt und mausetodt bezeichnet wurde,
doch so viel Lärm aufschlagcn kann. Mittlerwcile ist das genannte
„Wochenblatt" in seinem Jnhalt ebenso würdig als gediegen und dürfte
in der Folge selbst in dcn Augen jener Gegner, die nicht ganz blind sind,
eine werthvolle Bereicberung dcr deutsckcn Pnblicistik bilden. Bedauern
müssen wir, daß dcr für den Ort des Erscheinens geltcnde wohlfeile
Preis sich nicht anf ganz Deutschland erstreckt, da die Taxis'sche Post-
direktion das Blatt als ein „politisches" qualificirtc. Die Eintheilung
in „politisch" nnd „nicht politisch" ist, wenn sie dcr Preisregu-
lirung zur Grundlage dienen mnß, nberhanpt etwas Mißlichcs. Mit
Ausnahme/einiger Fachschriften, wie etwa der Hopfenzcitung oder dcs
polytecknischen Ionrnals, dürfte es wohl wenig Zcitungen geben, die sich
dcr Politik euthalten könncn. Dem großdeutschen Wochenblatt ist es nicht
um Nachrichten und Jnserate zu thuu, sein Zweck ist die Erör-
ternng und die Debatte, es gchört genau bctrachtet nntcr die Kategorie
der wissenschaftlichcn Blätter. Jn Bayern vcrfährt man in dieser Be-
ziehung viel liberaler nnd werden z. B. die „historisch-politischen Blätter"
ntcht als „politische" behaudelt; natürlicher Weise würde diese günstige
Ausscheidung auch Organcn entgegengesetzter Richtung zu Gnte kommen.
Dem großdeutschcn Verein konnte es überhaupt noch nicht gelingen, von
den Freiheitcn der Nepublik Frankfurt einen Nutzen zu ziehen.

Wirklich originell ist eine Versügung des preußischen Commandanten
in Mainz, wclcher seinen Soldaten verbietet, Wirthshäuser zu besucken,
„in denen nicht vortheilhaft vom König von Preußen gesprochen wird".
Den durstigen Söhnen Borussia's dürftc es auf diese Art nicht so ganz
leicht wcrden, immer gleich unverdorbene Quellen aufzufinden. Es wäre
daher gut, wenn in Mainz die Herren Wirthe dnrch Anschlag an ihren
Häusern bekannt machten, wie sie cs in dieser Beziehung zn haltcn gedenken.

NE" kalbMriAe LesteliMNM bei rUIeii ?08täint6rn.

Druck der vr. Wild'schen Buchdruckerei (Parcus).
 
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