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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0177

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Münchener

Ein hinnoristisches Originalblatt von M. E. Schleich.

Dechzehnter Band.

r«. 22. Jm Ausland erfolgen die üblichcn Postaufschläg^. 31.Mai 1863.

Deutschlan- un- Preuhen.

Also in Berlin sind die Würfel gefallen — Herr von Bis-
mark behanptet, gewonnen zu haben und zieht ein, unbekümmert
ob ihn die Andern eines falfchen Spieles befchuldigen. Der Land-
tag ist für gefchlosfen erklärt, ehe er recht angefangen — ein Son-
nenuntergang im Lauf des Vormittags! Die Welt, nämlich die
Welt gewisfer hochmüthiger Einbildungen steht „in keinem Fall
mehr lang!"

Volk nnd Kammer haben in Preußen noch nicht die Kraft,
um den Absolutismus, wie vor einigen Jahren in Bayern ge-
fchah, durch moralifchen Druck zu beseitigen; das Junkerthum
bleibt im Junkerstaat das vorherrschende Element, die besten
Reden und Artikel helfen nichts gegen das physische Gewicht die-
ser unangenehmen Thatsache. Das Haus der Abgeordneten that
wohl daran, daß es sich zu keiner „That" hinreissen ließ. Denn
wenn es die Minister der Revolution anklagte, hätte sich ein
Staatsanwalt gefunden, der den Befehl zil ihrer Verhaftung er-
theilte oder ein Gerichtshof, der sie prozessirte, oder eine reale
Macht, welche die Durchführung des Urtheils garantirte? —
Wrangel und seine Kameraden sind die wahren und fürderhin
auch wieder die einzigen preußischen Volksvertreter.

Glücklicherweise sind diese Zustände auf das Gebiet der Dy-
uastie Hohenzollern localisirt; das übrige Deutschland wird in
seinem politischen Entwicklungsgang nicht im mindesten berührt.
Es ergibt sich höchstens der beruhigende Umstand, daß Preußen
auf lange nicht mehr in der Verfassrnig fein wird, in Deutsch-
land piemontesische Erperimente zu machen. Preußen ist gegen-
wärtig überhaupt in gar keiner Verfassuncf.
 
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