Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt (23.1870)

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Locales Zeitbild.

Km AvgeordneLer in WiLnchen

(geht auf dcr Strasse, zicmlich schnell und etwas in Gcdankcn. Plötzlich
kommt Jemand qner über's Trottoir und ruft ihn an.)

Passant. Necht guten Morgen, Herr N. Wie geht's Jhnen,
jetzt haben Sie's wohl recht pressant —

Abgeordneter (gezwnngen freundlich). Ah Herr L, ja
wohl — (will weiter)

I. Passant (anfhaltend). Was ist's denn? Die hiesigen
Wahlcn werden doch umgestoßen? Nicht wahr?

Abgeordneter. Möglich, aber man kann nichts sagen, die
Einweisungscommission prüft ja erst die Akten —- Adien! (Winkt
freundlich und reißt aus. Nach einigen Schritten geräth er auf
eine Kreuzstrahe, wo von links ein Zweiter aus ihn zustürzt.)

II. P assa nt. Grüß Gott, was macht Jhr denn, Jhr Her-
ren Patrioten?

Abgeordtleter (zwingt sich zum Lachen). Oh, gut, gut! (will fort)

II. Passant (saßt ihn am Arm). Apropos — unter nns:
wird die hiesige Wahl umgeworfen?

Abgeordtleter (zuckt die Achseln). Wer kann das wissen —ich—

II. Passant. Da muß ich Jhnen was erzählen, was in
meinem Urwahlbezirk —

Ab g eordn eter. Jch bitte tausend Mal nm Entschnldigung,
ich habe versprochen, Jemanden abznholen — es hat schon 12
geschtagen, adieu! (Eilt davon. Nachdem er wieder ein paar Straßen
gegattgen, vertreten ihm zwei Hcrren den Weg. Er grüßt sie höflich).

Erster Herr. Halt, Herr Deputirter, warnm so eilig?
Pressirt's so stark, das Vaterland zu retten?

Abgeordneter (lacht über den Witz und will fort).

Zweiter Herr. Ach sagen Sie uns doch >— das heißt,
ich will kein Geheimniß wissen: aber was haben Sie sür eine
Ansicht: glauben Sie: die Münchener Wahl wird beanstandet—?

Abgeordneter (in eine Ecke gedrückt). So viel mir scheint
— wenn — (Jn diesem Angenblick wird in der Nähe ein Pferd
scheu. Alles was auf der Straße geht, springt auseinander, der
Abgeordnete rettet sich in ein Durchhaus.)