Anselm Feuerbachs Münchener Studienzeit
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bach hier die Ereignisse von 1848 und 1849 verwechselt, da er sich 1848 in
Wiesbaden bei den Freunden, die er im Vermächtnis nennt, nicht aufgehalten
haben kann und von den Schwierigkeiten des drohenden Militärdienstes am
6. Juli 1849, in welchem Jahre er ebenfalls im Mai bei den Eltern war, Mitteilung
macht. Er schreibt am 2. Juni 1848 bereits aus München über die Wahl des
Rubensschen „Simson" als Kopie, über seine Besuche bei Thiersch, Besserer
und Schwanthaler, über einen Ausflug nach Schleißheim, das Leben in der Stadt,
das Auftreten der Künstler. Es ist zweifellos, daß er von Nürnberg zu den Eltern
und von dort auf direktem Wege nach München gefahren ist. Nachrichten der
Mutter sind aus dem Jahre 1848 nicht mehr vorhanden. Die Eltern reisten Ende
Juli nach Baden-Baden, im August nach Heidelberg, wo sie den Winter bis gegen
Ostern 1849 zubrachten. Wir können aber verschiedene Briefe Anselms an die
Abb, 1 Feuerbach, Amoretten entführen den kleinen Pan
Mutter insofern datieren, als diese vom September bis zum November 1848 bei
ihren Verwandten in Ansbach zu Besuch weilte, worauf verschiedene Bemerkungen
in Anselms Schreiben sich beziehen. Die Reise der Mutter und der erwähnte
Heidelberger Aufenthalt der Eltern bringen demnach in die ersten 15 Briefe
Feuerbachs aus München von außen her chronologische Ordnung.
„Unser kleiner Maler gerät nach und nach etwas in die Flegeljahre und scheint
ein wenig rücksichtslos und geldverachtend sich zu gerieren, wogegen sich am
Ende nichts sagen läßt, wenn nur ein großes Kinderbild von zehn lebensgroßen
nackten Figuren, an welchem er arbeitet, bis zum Frühjahr glücklich und gut ans
Licht kommt. Auch plagt ihn nebenbei die Poesie sehr, und die geduldige Mama
erhält monatlich ganze Bücher geduldiges Papier, mit Versen beschrieben, wor-
unter manches wirklich Gute steckt und alles nur so roh und ungekünstelt vom
Herzen in die Feder geströmt ist." Das ist die einzige Stelle, in welcher Feuer-
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bach hier die Ereignisse von 1848 und 1849 verwechselt, da er sich 1848 in
Wiesbaden bei den Freunden, die er im Vermächtnis nennt, nicht aufgehalten
haben kann und von den Schwierigkeiten des drohenden Militärdienstes am
6. Juli 1849, in welchem Jahre er ebenfalls im Mai bei den Eltern war, Mitteilung
macht. Er schreibt am 2. Juni 1848 bereits aus München über die Wahl des
Rubensschen „Simson" als Kopie, über seine Besuche bei Thiersch, Besserer
und Schwanthaler, über einen Ausflug nach Schleißheim, das Leben in der Stadt,
das Auftreten der Künstler. Es ist zweifellos, daß er von Nürnberg zu den Eltern
und von dort auf direktem Wege nach München gefahren ist. Nachrichten der
Mutter sind aus dem Jahre 1848 nicht mehr vorhanden. Die Eltern reisten Ende
Juli nach Baden-Baden, im August nach Heidelberg, wo sie den Winter bis gegen
Ostern 1849 zubrachten. Wir können aber verschiedene Briefe Anselms an die
Abb, 1 Feuerbach, Amoretten entführen den kleinen Pan
Mutter insofern datieren, als diese vom September bis zum November 1848 bei
ihren Verwandten in Ansbach zu Besuch weilte, worauf verschiedene Bemerkungen
in Anselms Schreiben sich beziehen. Die Reise der Mutter und der erwähnte
Heidelberger Aufenthalt der Eltern bringen demnach in die ersten 15 Briefe
Feuerbachs aus München von außen her chronologische Ordnung.
„Unser kleiner Maler gerät nach und nach etwas in die Flegeljahre und scheint
ein wenig rücksichtslos und geldverachtend sich zu gerieren, wogegen sich am
Ende nichts sagen läßt, wenn nur ein großes Kinderbild von zehn lebensgroßen
nackten Figuren, an welchem er arbeitet, bis zum Frühjahr glücklich und gut ans
Licht kommt. Auch plagt ihn nebenbei die Poesie sehr, und die geduldige Mama
erhält monatlich ganze Bücher geduldiges Papier, mit Versen beschrieben, wor-
unter manches wirklich Gute steckt und alles nur so roh und ungekünstelt vom
Herzen in die Feder geströmt ist." Das ist die einzige Stelle, in welcher Feuer-