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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 10
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Berger, Ernst: Antike Maltechnik [1]: altägyptische Mumiensargmalereien$E. Berger
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0044
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40

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 10.

ragenderen Toten in einem steinernen Sarkophag
eingesenkt. Die Malereien (Figuren und Hiero-
glyphen) bedecken die äusseren und inneren
Seiten des Holzsarges. Die Form des inneren
Sarges gleicht einer liegenden Figur, deren Kopf
bis zu den Schultern eingehüllt ist. Das Ganze
ist aus Holz herausgearbeitet und bemalt.
In stilistischer Hinsicht besteht die Bema-
lung, dem Charakter der Umwicklungen ent-
sprechend, aus einfacheren grösseren Quer- oder
Längsstreifen, auf welchen die den Toten und
seine Fahrt ins Reich des Osiris betreffenden
Szenen dargestellt sind. Unter dem aufgemalten
Halsschmuck breitet sich die geflügelte Uräus-
sc hl ange (Symbol der schnellen Macht über

gestellten Szenen sind die leeren Stellen mit
Hieroglyphen, dem Namen des Toten, seiner
Verwandten und anderen Andeutungen über den-
selben bedeckt. (Figur 3.)
In den ältesten Perioden (von 2500 v. Chr.)
bildet bereits eine weisse Kreide- oder Gips-
schichte die Unterlage, worauf alleHieroglyphen
und figürlichen Darstellungen gemalt sind. Der
Grund ist zweifellos ein geleimter, denn che-
mische Analysen haben Leim als Bindungsmittel
nachgewiesen. Ob der Leim auch das Anreibe-
mittel für die Farbenpigmente abgegeben hat, ist
ungewiss. Mir will es scheinen, dass für die
ausgebildete Linienkunst der altägyptischen
Malerei ein schleimigeres und zäheres Binde-



Leben und Tod), mitunter auch die geflügelte
Sonnenscheibe oder der geheiligte Skarabäus,
über die ganze Fläche aus; dann folgen die
Szenen: Der Tote zwischen Anubis (Wächter
der Totenstädte, abgebildet mit dem Schakalkopf)
und Horus (Licht- und Sonnengott, abgebildet
mit Sperberkopf), der die Taten des Hingeschie-
denen abwägt, darunter die Szenen der Liba-
tionen, Gebete und Opfergaben der Verwandten
vor Osiris, dem Gott der Unterwelt. Es folgen
in Hieroglyphenschrift Stellen aus dem „Buch
des Wissens von der Unterwelt" und zu den
Füssen abermals geflügelte Symbole oder die
schakalköpfigen Anubisgestalten als Geleiter der
Seelen auf dem Wege ins Jenseits. Auf den dar-

mittel notwendig gewesen sein mag. Durch Ver-
suche habe ich ermittelt, dass das Ei, Eigelb
oder das ganze Ei, vorzüglich zu derartiger Ma-
lerei dienen kann, insbesondere, wenn der Unter-
grund die richtige Festigkeit und Glätte durch
die Leimung erhalten hatte. Ein so gleichmäs-
siger, mit voller Farbe über den ganzen Gesichts-
kontur oder die Armlänge in einem Zuge aus-
zuführender Strich, wie auf der Figur 1 lässt sich
schwerlich mit gewöhnlicher Leimfarbe machen.
Dass Gummiarten (Gummiarabikum oder Tra-
ganth) zu diesem Zwecke von den Alten ver-
wendet wurden, ist Annahme einiger Aegypto-
logen, die darauf gegründet ist, dass in Aegypten
die den Gummi liefernden Mimosen wild wachsen.
 
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