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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 11
DOI Artikel:
Berger, Ernst: Antike Maltechnik [2]: altägyptische Mumiensargmalereien
DOI Artikel:
Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der Kgl. Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste zu Berlin [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0052
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48

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. H.

demnach aus der Periode direkten griechischen
Einflusses in Aegypten. Es ist mithin der Schluss
naheliegend, dass die Anwendung griechischer
Techniken sehr schell in Aegypten Eingang ge-
funden hatte.
5. Periode.
Kaschierungen mittels Leinwand.
Für die weitere Entwicklung der Mumien-
sargmalerei war die allgemeinere Anwendung
von kaschierten Leinwänden von ausschlaggeben-
der Bedeutung. Die Leinwand ist nicht mehr
Hilfsmittel für die Anbringung des Untergrundes,
sondern tritt jetzt als selbständiges Material zur
Herstellung ganzer Mumienhüllen und der auf
die Mumie gestülpten kaschierten Masken auf.


Figur 7. Mumienmaske aus kaschierter mit Stuck überzogener Leinwand ;
realistisch bemalt. Spätere Zeit. Aus der Epoche der griechisch-römischen
Kunstübung in Aegypten. Original im Wiener Hof-Museum.

Anfänglich wurde nur der Gesichtsteil und der
Halsschmuck aus kaschierter und bemalter Lein-
wand hergestellt, schliesslich ging man aber zur
Fabrikation des ganzen Sarges selbst über.
Derartige Stücke bestehen aus einer Anzahl auf-
einander geleimter Leinwandschichten, deren
oberste Lage wieder mit Gips oder Kreide über-
zogen und im übrigen genau so behandelt wurde,
wie die aus Holz gearbeiteten Särge, denen sie
äusserlich vollkommen gleich erscheinen. Ueber
einer entsprechend festen Unterlage geschichtet,
nehmen die nassen, in heissen Leim getränkten
Leinenstreifen beim Trocknen die darzustellen-
den Formen willig an, genau so wie auch heute
die Karnevalsmasken über der Holzform ge-
fertigt werden.
Eine besonders schöne Variante dieser Art
ist in Figur 4 nach einem Original gegeben, bei
welchem gegen 10 Lagen von Leinwand einen

brettartigen festen Deckel bildeten. Auf der
obersten mit Gipsgrund bedeckten Schichte be-
fand sich eine zweite vergipste Leinwandschichte
mit ausgeschnittenen Figuren und Orna-
menten aufgeklebt, als ob das Ganze relieftert
wäre. Dass hier der Grund gut geleimt und ab-
geschliffen war, konnte man aus den ungemein
brillanten Farben und dem darüber gestrichenen
glänzenden Firnis erkennen.
Ebenfalls aus vergipster Leinwand gebildet
und zierlich ausgeschnitten findet man vielfach
Kaschierungen, teils in Form des rund um den
Hals gelegten Kragens, teils in Form von mit
den geflügelten Symbolen geschmückten Bändern
und Brustschildern (Amuletten), auf denen wieder
die auf die Wanderung der Seele zur Unterwelt
bezüglichen Figuren gemalt sind.
Die schon kurz erwähnte Vergoldung
einzelner Teile der Auszierung unterstützt
auch hier die reich gehaltenen Ornamente und
das figurale Beiwerk. Ja, selbst grössere Partien,
wie das ganze Gesicht und umfangreichere Teile
des Brustschmuckes finden sich mit Vergoldung
versehen. Derartige Vergoldungen erregen oft
durch ihre ausserordentlich gute Erhaltung Zwei-
fel, ob diese Vergoldungen wirklich älteren Da-
tums seien.
Was nun die Technik der Vergoldung be-
trifft, so haben wir es bei den alten Aegyptern
stets mit der sogen. Glanz-Vergoldung zu tun,
d. h. die fein geschlagenen Goldblätter wurden
zunächst mit einem Bindemittel (wie dünnes Leim-
wasser oder geschlagenes Eiklar) auf der Unter-
lage befestigt und die Goldfläche nachher mit
einem glatten geschliffenen Stein (Achat) oder
geeigneten harten Gegenstand (Hunds- oder Eber-
zahn) geglättet, ganz ähnlich wie dies auch heute
noch geschieht. Die oben erwähnten Vergol-
dungen auf plastisch erhöhten Figuren sind in
gleicher Art gemacht, wobei aber eine Glättung
nicht bemerkbar ist. Die geglättete Vergol-
dung ist erst ein Merkmal der späteren Perioden.
(Schluss folgt.)
Bericht über die Tätigkeit
im chemischen Laboratorium der
Kgl. akademischen Hochschule
für die bildenden Künste zu Berlin
von Regierungsrat Prof. Dr. E. Täuber.
(Schluss.)
Einige weitere Versuche bezweckten die Prü-
fung der Frage, auf welche Ursachen die Ent-
stehung von Rissen in Oelbildern zurückzuführen
und wie sie zu vermeiden ist. Es kommen hier wohl
ausschliesslich dunklere Lasurfarben in Betracht, die
aufweisse oder doch helle Grundfarbe geschichtet sind.
 
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