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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 2
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Täuber, Ernst: Ueber Eilidofarben, 2
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Berger, Ernst: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [4]: Bemerkungen zu Keims "neuen" Rekonstruktionsversuchen, 3
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6

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 2.

der Gouachemalerei durch ein anderes Weiss zu
ersetzen.
Erwägt, man noch, dass nach den vorstehen-
den Beobachtungen auch die Art der Verglasung
der Malereien einen Weg bietet, um dem Zink-
weis? seine zerstörende Wirkung zu nehmen, und
dass durch Belassung eines grösseren Zwischen-
raumes zwischen Glas und Bildfläche und durch
eine luftdurchlässige Rückwand voraussichtlich
viel erreicht werden kann, so muss man eine
weitere eingehende Prüfung der Eilidoaquarell-
farben gewiss für lohnend und aussichtsvoll er-
klären, wenn man sie den gegenwärtig in An-
wendung befindlichen organischen Aquarellfarben
gegenüberstellt.
Ich habe die Eilidofarben mit Handelsfarben
von möglichst ähnlichen Farbentönen verglichen,
und zwar mit solchen, die von renommierten Firmen
des In- und Auslandes herstammen und die von
Künstlern vielfach verwendet werden, und ich
spreche unumwunden aus, dass hiernach, wenn
man den schädlichen Einfluss des Zinkweiss unter
Glas irgendwie ausschaltet, eine ganze Anzahl der
Eilidofarben geeignet erscheinen, die Palette des
Aquarell- und Goüachemalers erheblich zu ver-
bessern, zumal zu der vorzüglichen Lichtechtheit
der meisten Eilidofarben bei allen eine ungewöhn-
liche Feinheit des Kornes hinzutritt.
Sie färben wohl das Papier etwas stärker an
als die aus Mineralfarben hergestellten Aquarell-
farben, allein sie lassen sich doch durch Reiben
mit dem Schwamm in ausreichendem Grade vom
Papier entfernen, so dass in dieser Beziehung keine
Bedenken bestehen.
Tabelle.
ohne Zinkweiss mit Zinkweiss

hinter dem Fenster
aber
Gelb zitron .
1
1
Gelb mittel .
1
1
Gelb dunkel .
schw. gebräunt
schw. gebräunt
Goldgelb . .
schw. gebräunt
deutl. gebräunt
Orange . . .
2
gutem wLikrapp
bester Wurzelkrapp
gelb
Rot hell . .
^4
l'/l
1%
Rot mittel
l'/4
Rot dunkel .
i'A
Blaurot. . .
i'/i
2
Rosa . . .
2
Blauviolett
2
2
Lichtblau . .
1
1V4
1
Blau mittel
1
Dunkelblau .
1
Grün....
1
1
Grün 1 hell .
1
Grün 11 mittel
1
Grün 111 . .
1
Grün IV bläul.
Olivgrün . .
1
Goldbraun. .
3
Grau....
1
Blauschwarz .
W4

In der vorstehenden Tabelle bedeutet I, dass
die Aufstriche sich innerhalb der Beobachtungs-
dauer gar nicht verändert haben, ist etwa
die Lichtechtheit des echten Indisch Gelb, 2 die-
jenige der besten Wurzelkrapplacke, des hell-
grünen und dunkelgrünen Zinnobers, 3 würde un-
gefähr dem Purpurkrapp und dunkelgrünem Lack,
4 dem Hookersgrün und einem als Pflanzengrün
gehandelten Produkt zukommen, während Karmin-
lack, Crimsonlack, Geraniumlack, Anilinviolett,
Magenta-Anilinviolett ganz aus der Skala heraus-
fallen und schätzungsweise vielleicht mit IO zu
bezeichnen wären.
Vergleicht man die Eilidofarben nur mit den
bewährtesten Mineralfarben, wie Kadmiumgelb,
Kobaltblau, Chromoxydgrün, so wird sich zweifel-
los bei längerer Belichtung ein Unterschied zu-
gunsten dieser unveränderlichen Mineralfarben
einstellen. Aber der Künstler kommt mit dieser
Elite von Farben nicht aus und ist gezwungen,
auch zu den aus organischen Farbstoffen natür-
lichen oder künstlichen Ursprungs bereiteten Kör-
perfarben zu greifen. Tatsächlich werden die von
mir zum Vergleich herangezogenen Farben alle
reichlich verwendet. Gerade an dieser Stelle aber
werden die Eilidofarben als eine wertvolle Be-
reicherung der Aquarellfarbenskala empfunden
werden, denn sie werden verschiedene der älteren,
weit lichtempfindlicheren Aquarellfarben ganz,
andere teilweise ersetzen.
Vorläufig wird man nur guttun, sie nicht in
Mischung mit Zinkweiss zu verwenden, oder Male-
reien, welche unter Mitanwendung von Zinkweiss
ausgeführt sind, nicht zu verglasen.
Es ist gewiss merkwürdig, dass das Glas, dem
man doch stets einen schützenden Einfluss zutraut,
hier den zerstörenden Einfluss des Lichtes ge-
rade fördert.
Charlottenburg, im August 1911.
Zur Frage der römisch-pompejanischen
Wandmalerei.
Bemerkungen zu Keims ,,neuen" Rekonstruk-
tionsversuchen III.
Von E. B.
Für denjenigen, der aus eigener Anschauung die
antiken Wandmatereien in Rom und Pompeji kennen
gelernt hat und den Unterschieden ihrer technischen
Ausführung nachgegangen ist, kann es nicht zweifefhaft
sein, dass Keim bei seinen Versuchen, von denen im
vorigen Abschnitt die Rede war, an einen totenPunkt
angeiangt sein musste. Er gtättete wohl den mit ein-
facher Farbe angelegten Grund, bis er einen gewissen
massigen Gianz erziehe; aber die auf diesem Unter-
grund aufgetragenen Maiereien hatten nichts von
der leichtflüssigen Art derrömisch-pompejanischen
Malerei. Es ist für mich völlig klar, dass dies seinen
Grund haben muss in den Schwierigkeiten, auf
dem nach Vitruv hergestellten Stuckgrund
al Fresko zu malen.
 
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