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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 13
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Reinhart, Josef: Der japanische Farbenholzschnitt und Druck: Anleitung zum Farbenholzschneiden und Drucken
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0053
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München, 18. März 1912.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

YHLJahrg. Nr. 13.

Inhalt: Der japanische Farbenholzschnitt und Druck. Von Josef Reinhart. — Der Farbenhotzstich und Mai-
druck. Von Josef Reinhart. — Die Buss-Tempera. — Vorzeichnungen oder Pausen auf Stoffe.

Der japanische Farbenholzschnitt und Druck.
Anleitung zum Farbenhoizschneiden und Drucken.
Von Graphiker Josef Reinhart-Beriin-Lichterfeide.

Zu den interessantesten graphischen Verfahren
gehört der japanische Farbenhoizschnitt und Druck,
welcher von den Japanern bis zum heutigen Tage in
der primitivsten Art und Weise hergesteiit wird,
und bei dem sie mit den einfachsten Mittein
reizvoile Resultate zu erzielen wissen.
Die nachfolgende Anleitung möge Künstlern
dienen, welche sich praktisch mit dem japanischen
Farbenholzschnitt betätigen wollen.
Anfertigung der Originalzeichnung.
Man zeichne mit der Feder oder male mit
dem Pinsel in kräftiger Strichmanier das gewollte
Motiv auf dünnes, aber festes Entwurfspapier und
klebe dann mit Kleister die fertige Zeichnung
gerade oder verkehrt auf eine bereitliegende
Bim-, Kirsch- oder Apfelbaumlangholzplatte. Klebt
man die Zeichnung verkehrt auf die Platte, dann
ölt man nach dem Trocknen des Papiers dasselbe
ein, um ein besseres Durchscheinen der Zeich-
nung zu erwirken.
Technik des Holzschnitts.
Man nehme die Platte zur Hand, umschneide
mit dem Schneidemesser partienweise die Zeich-
nung und entferne mit Hohleisen die leeren,
nicht druckensollenden Flächen so, dass die stehen-
bleibende Zeichnung bezw. Linie von beiden
Seiten konisch erscheint; grössere vertiefte Stellen
ebne man mit dem Flacheisen.
Ist der Schnitt fertig, bringe man am unteren
Rande der Platte den Passer an, ziehe von a
nach & einen dicken Strich und dann einen rechten
Winkel.

Winkelzeichen und Strich sollen '/g mm tief

von der inneren Seite gegen die Kanten der
Linie und des Winkels c gleichmässig ver-
laufend ausgeschabt werden, um beim Drucken
als Direktive, d. h. zum genauen Anlegen des
Druckpapieres, zu dienen.
Wasche das noch auf der Druckplatte lagernde
überschüssige Papier mit einer nassen Bürste ab,
fertige mit schwarzer oder brauner Wasserfarbe,
wie später beschrieben wird, ausser einigen über-
zähligen so viel Abdrücke, als zum Farbenholz-
schnitt Farben- bezw. Holzplatten festgesetzt sind,
und klebe jeden einzelnen Druck auf die bereit-
liegende Platte so, dass für jede Farbe eine Platte
zur Verfügung steht; man kann jedoch aus Spar-
samkeit auch die Rückseiten der Platten ver-
wenden. Ist dies geschehen, bemale man einen
Abdruck mit Aquarellfarben oder, besser, mit Bunt-
stiften in Flächen, um auf diese Weise ein Ori-
ginal zu erhalten.
Die Farbenteilplatten werden in derselben
Weise wie die erste Platte geschnitten; jedoch
nur in Flächenwirkung. Um sich beim Schneiden
der Farbenteilplatten Erleichterung zu verschaffen,
bemale man die vorher gefertigten Konturenab-
drücke, welche zum Aufkleben auf die diversen
Platten bestimmt sind, mit den entsprechenden
Teilfarben in Flächen; man erhält alsdann eine
Farbenskala, welche nach dem Uebereinander-
druck der Platten die Wirkung des Originals er-
geben soll. Will man erhöhte Wirkungen erzielen,
so kann eine sogenannte Blinddruck- oder Trocken-
platte, welche zum Schlüsse, jedoch ohne Farbe,
als Blindpressung eingeprägt wird, Verwendung
finden. Durch diese Blindplattenpressung, meist
in den lichtesten Stellen bei Mustern usw. ange-
wandt, wird dadurch ein Relief erzielt, welches
 
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