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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 14
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Reinhart, Josef: Der Farbenholzstich und Maldruck, [2]
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Berger, Ernst: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaltechnik, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0057
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Hauchen, 1. April 1912.

Bettage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14 tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

YIH.Jahrg. Nr. 14.

Inhait: Der Farbenholzstich und Maidruck. Von Josef Reinhart. (Schluss.) — Neue Gutachten über die rö-
misch-pompejanische Wandmaitechnik. II. Mitgeteiit von E. B. — Peiikan-Öifarben. Zuschrift von
Günther Wagner-Hannover. — Die „Ueberschätzung des Nichtkönnens".

Der Farbenholzstich und Maldruck.
Von Graphiker Josef Reinhart-Beriin-Lichterfeide. (Schiuss.)

Durch das zarte Reiben und Drucken klebt
sich die auf dem Holzstock iagernde Wasserfarbe
auf das daraufliegende feuchte Papier, während
die auf dem Holzstock von dem Umdruck her-
rührende fette Farbe der Konturenpiatte von dem
feuchten Papier abgestossen wird, d. h. keine
Farbe annimmt. Es ist Gefühlssache, den Zeit-
punkt festzustellen, wann der Druck beendet sein
kann. Um aber beim Drucken sicher zu gehen,
übt man Kontrolle durch vorsichtiges Aufheben
des Papieres an den Kanten.
Auf diese Weise ist ein sicheres Gelingen
eines guten Druckes gewährleistet.
Nimmt man nun den Druck von der Holz-
platte, so wird man überrascht sein, ein wunder-
voll in feinstem Farbenhauch erscheinendes Bild
vor Augen zu haben; jedoch befindet sich der
Druck noch in unfertigem Zustande, da die Kon-
turenzeichnung (Konturenplatte) fehlt. Um den
Schluss zu bewerkstelligen, bereite man eine
Buchdruckfarbe in der zu dem Original erforder-
lichen Nuancierung vor und lege dann den ge-
trockneten, vorher erzeugten Farbendruck unter
Beobachtung der Passerzeichen auf den gesto-
chenen, mit Buchdruckfarbe eingewalzten oder
tamponierten Holzstock und drucke mit dem Falz-
bein oder auf der Handpresse.
Die auf diese Weise hergestellten Blätter
werden den Graphiker auf jeden Faii befriedigen,
denn sie weisen eine Zartheit in den Farbentönen
auf, welche die aufgewandten Mühen reichlich
lohnen, denn sie stehen den japanischen Farben-
drucken ebenbürtig zur Seite.
Will man nun weitere Drucke fertigen, so
bemale man die Holzplatte von neuem und
wiederhole die bereits geschilderten Manipulationen.

Wenn nötig, wasche man mit einem Schwamme
die überschüssigen Farben von der Holzplatte
ab; das mit fetter Farbe aufgedruckte Konturen-
bild bleibt unverändert stehen, da die Behand-
lung auf den Gegensatz von Wasser und Fett
beruht. Diese interessante Technik bereichert
die Graphik um ein weiteres Verfahren und emp-
fehle ich es allen, welche sich mit Originalgraphik
befassen wollen.
Neue Gutachten über die römisch-pom-
pejanische Wandmaltechnik. 11.
Mitgeteilt von E. B.
Im Anschluss an die unter gleicher Ueberschrift
veröffentlichten Gutachten in Nr. 4 dieses Jahrganges
lasse ich hier noch vier weitere inzwischen an mich
gelangte Gutachten folgen.
!. Herr Rieh. Amsler schreibt:
Schaffhausen, 8. Januar 19:2.
Auf Ihre Aufforderung in Nr. 4 der „Münchner
kunsttechnischen Blätter" vom !3. November 19t! an
alle diejenigen, die die römisch-pompejanischen Wand-
malereien aus eigener Anschauung kennen, Ihnen über
ihre Erfahrungen und Ansichten zu berichten, teile ich
Ihnen folgendes mit, mit der Ermächtigung, über meine
Mitteilungen beliebig zu verfügen.
Anfang Dezember 1907 begab ich mich nach Rom,
mit der Absicht, den ganzen Winter dort zuzubringen,
um dort Studien nach verschiedenen Richtungen hin
zu machen. Von antiker Malerei wusste ich so viel,
als man aus Kunstgeschichten erfahren kann, d. h. so
viel wie nichts oder noch weniger als nichts, da diese
von der Malerei der Alten einen ganz falschen Begriff
geben. Ihre Arbeiten kannte ich nicht. Um so grösser
war meine Ueberräschung, als ich zum ersten Male
den wundervollen Malereien im Museo nazionale in
den Diokletiansthermen gegenüberstand. Die Folge
davon war, dass ich das Museum — nebenbei bemerkt,
beinahe das einzige Museum Roms, das einem, dank
der mit Sachkenntnis und Geschmack getroffenen An-
ordnung, einen ungetrübten Genuss gewährt — sehr
 
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