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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 2.
in diejenigen der Hersteliung der Skizze, des Ent-
wurfs, des Kartons der Farbenkarte sowie sons-
tiger malerischen Arbeiten.
Der Glasmaler in musivischer Technik ge-
braucht ausser dem farbigen Glase der Haupt-
partien seines Bildes nur zwei Metallfarben, eine
schwarze, das sogenannte Schwarzlot und das
Silber- oder Kunstgelb. Die schmelzende Glas-
schicht zieht das Silber aus der Tonkruste ein
und das Glas erhält dadurch einen goldenen
Schimmer, der jedoch erst zum Vorschein kommt,
wenn nach dem Erkalten der Glastafel die zu-
rückgebliebene Tonkruste abgekratzt ist. Da die
Farbenstärke des Silbergelb sich nach dem grö-
sserem oder geringeren Silbergehalt der aufge-
tragenen Schicht richtet, so hat man es immer
in der Hand, diese zu regulieren. Wendet man
nun Silbergelb auf beiden Seiten der Glastafel
an, so erzielt man stets einen sehr kräftigen Gold-
ton, der das Glas so erscheinen lässt, als ob es
durchaus gefärbt wäre.
(Fortsetzung folgt.)
Metalliärbung.
Von H. Krause, Iserlohn.
Luft und Wasser wirken auf die Metalle ein und
verändern ihre Oberfläche, oft in unerwünschter Weise,
die Metallgegenstände zerstörend, wie der Eisenrost,
oder unschöne Flecken verursachend, oft aber auch
jene wundervolle Patina bildend, die manches Bronze-
denkmal, manches kupferne Kirchendach, aber auch
manches unbedeutende Kleingerät aus Metall aus-
zeichnet.
Nicht nur Jahre, sondern oft Jahrzehnte, Jahr-
hunderte und bei alten Bronzefunden Jahrtausende sind
nötig gewesen zur Entstehung dieser Farben, die einen
vollen satten Ton mit einer Leuchtkraft verbinden, die
uns keinen Augenblick im Zweifel lässt, dass wir es
hier mit Metall zu tun haben, die nicht lose haftend,
wie ein Farbanstrich, die Oberfläche überziehen, son-
dern mit dem darunterliegenden Metall fest verwachsen
oder besser gesagt „aus diesem herausgewachsen" sind.
Wenn es auch bei vielen Gebrauchsgegenständen
notwendig ist, durch Putzen dem Metall seinen Glanz
zu erhalten, wenn auch bei manchem Gegenstände der
Metallkunst gerade das Spiel des Lichtes auf der
blanken Metallfläche von einem eigenen Reize ist, den
man bei keinem anderen Materiale wiederfindet, so
ist doch ohne Zweifel manche künstlerische Wirkung
ausschliesslich, manche doch in hohem Masse von der
durch Veränderung der Oberfläche entstandenen Fär-
bung abhängig, ganz abgesehen davon, dass es bei der
Verwendung des Metalls in Kunst und Kunstgewerbe
oft eine nicht zu umgehende Notwendigkeit ist, den
starken in vielen Fällen aufdringlichen Glanz zum
mindesten zu mildern, den Betrachter davor zu schützen,
dass er durch das Uebermass des zurückgeworfenen
Lichtes geblendet wird.
Metallfärbung ist also in vielen Fällen notwendig,
sei es aus Gründen der Zweckmässigkeit, sei es zur
Erzielung künstlerischer Wirkungen. Sollen wir es nun
der Natur überlassen, eine Patina hervorzubringen,
oder dürfen wir auch künstliche Mittel zur Färbung
der Metalle anwenden?
Wir sagten schon, dass zur Bildung einer natür-
lichen Patina ausserordentlich lange Zeiträume er-
forderlich sind, und man wünscht ja, etwa bei der
Aufstellung einer Bronzeplastik, nicht, dass sie erst
der Enkel in ihrer vollen Schönheit gemessen kann,
sofern es der Russ und Schmutz unserer Grossstädte
überhaupt zu einer Patinabildung kommen lassen. Noch
vielmehr muss ein für den Handel bestimmter Gegen-
stand der Gebrauchskunst kurz gesagt „fertig" sein,
hier muss man erst recht alle Schönheitswerte prägen,
um ihm die grösstmöglichste Werbekraft gegenüber
dem Käufer zu geben, der wohl selten Verständnis
dafür hat, dass im Laufe der Jahre und Jahrzehnte
das Objekt des Kaufes vielleicht so wird, wie er es
gern gleich haben möchte.
„Vielleicht!" Denn Zufälligkeiten spielen bei der
Patinabildung eine grosse Rolle, und diese bringen es
auch mit sich, dass die natürlichen Färbungen, die
bei der Bearbeitung im Feuer entstehen, bei der die
Luft viel schneller als bei gewöhnlicher Temperatur
auf die Metalle einwirkt, Färbungen, die, da sie den
Ausdruck von Material und Technik zugleich in sich
schliessen, als sehr „sachgemäss" gelten können, selten
unmittelbar brauchbar sind.
Will man diese Zufälligkeiten ausschalten, will man,
dass der Metallgegenstand von Anfang an mit allen
Schönheitswerten ausgestattet die Werkstatt verlässt,
so ist die künstliche Färbung der Metalle unentbehrlich.
Wie aber das Maschinenzeitalter, die Möglichkeit,
mit der Maschine für wenig Geld „alles" zu machen,
zunächst zum Niedergang auf allen Zweigen des Kunst-
gewerbes geführt hat, gegen den die Reaktion damit
einsetzte, dass man alte gute Techniken der Handarbeit
wieder zur Geltung brachte, so hat die ausserordent-
liche Entfaltung der Hilfsmittel unserer modernen
Chemie auch auf dem Gebiete der Metallfärbung zu
so vielfachen Missbräuchen und entsetzlichen Ge-
schmacklosigkeiten geführt, dass auch hier manche
die künstliche Metallfärbung ganz verwerfen und nur
die natürliche Patinabildung zulassen wollten.
Wie wir heute, bei aller Hochschätzung kunst-
gewerblicher Handarbeiten, die Maschine nicht wieder
ausschalten können, vielmehr erkannt haben, dass die
Hauptaufgabe unseres Kunstgewerbes ist, sich in das
Wesen der Maschine zu vertiefen, die Entwürfe ihren
Eigenheiten anzupassen — statt mit ihrer Leistungs-
fähigkeit, wie man das früher getan hat, Missbrauch
zu treiben, auch ihren Produkten Seele einzuhauchen,
so können wir auch die künstliche Metallfärbung nicht
wieder ausschalten. Auch der Streit darüber, ob die
Alten künstliche Metallfärbung angewandt haben oder
nicht, ist hier ganz belanglos.
Es bleibt also nur die Frage: „Wie sollen wir
Metalle färben?"
Es ist hier nicht am Platze, diese Frage von der
technischen Seite zu beantworten, etwa einzelne Re-
zepte zu geben, es soll nur im allgemeinen erörtert
werden, was zulässig ist, was nicht, um auch dem
Nichtfachmann einen gewissen Massstab für die Be-
urteilung künstlicher Metallfärbungen zu geben.
Sofern es sich nur darum handelt, die Verände-
rungen der Oberfläche, die auch auf natürlichem Wege
entstehen — durch die Einwirkung der Luft, des
Wassers, des Feuers —, mit Hilfe künstlicher che-
mischer Mittel schneller hervorzurufen, ist diese Frage
leicht beantwortet. Das ist selbstverständlich zulässig.
Die Luft wirkt durch ihren Sauerstoffgehalt auf die
Metalle ein, Verbindungen dieser mit Sauerstoff (Oxy-
dule-Oxyde) bildend; solche Sauerstoffverbindungen
kann man auf der Metalloberfläche durch eine ganze
Reihe chemischer Stoffe schneller und sicherer, in
mancher Beziehung auch gleichmässiger und vollkom-
mener bilden. Daneben enthält die Luft, ausser der
bei diesen Vorgängen auch mitwirkenden Feuchtigkeit
noch Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff,
Schwefelammonium, schwefligeSaure usw., bei Brunnen-
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 2.
in diejenigen der Hersteliung der Skizze, des Ent-
wurfs, des Kartons der Farbenkarte sowie sons-
tiger malerischen Arbeiten.
Der Glasmaler in musivischer Technik ge-
braucht ausser dem farbigen Glase der Haupt-
partien seines Bildes nur zwei Metallfarben, eine
schwarze, das sogenannte Schwarzlot und das
Silber- oder Kunstgelb. Die schmelzende Glas-
schicht zieht das Silber aus der Tonkruste ein
und das Glas erhält dadurch einen goldenen
Schimmer, der jedoch erst zum Vorschein kommt,
wenn nach dem Erkalten der Glastafel die zu-
rückgebliebene Tonkruste abgekratzt ist. Da die
Farbenstärke des Silbergelb sich nach dem grö-
sserem oder geringeren Silbergehalt der aufge-
tragenen Schicht richtet, so hat man es immer
in der Hand, diese zu regulieren. Wendet man
nun Silbergelb auf beiden Seiten der Glastafel
an, so erzielt man stets einen sehr kräftigen Gold-
ton, der das Glas so erscheinen lässt, als ob es
durchaus gefärbt wäre.
(Fortsetzung folgt.)
Metalliärbung.
Von H. Krause, Iserlohn.
Luft und Wasser wirken auf die Metalle ein und
verändern ihre Oberfläche, oft in unerwünschter Weise,
die Metallgegenstände zerstörend, wie der Eisenrost,
oder unschöne Flecken verursachend, oft aber auch
jene wundervolle Patina bildend, die manches Bronze-
denkmal, manches kupferne Kirchendach, aber auch
manches unbedeutende Kleingerät aus Metall aus-
zeichnet.
Nicht nur Jahre, sondern oft Jahrzehnte, Jahr-
hunderte und bei alten Bronzefunden Jahrtausende sind
nötig gewesen zur Entstehung dieser Farben, die einen
vollen satten Ton mit einer Leuchtkraft verbinden, die
uns keinen Augenblick im Zweifel lässt, dass wir es
hier mit Metall zu tun haben, die nicht lose haftend,
wie ein Farbanstrich, die Oberfläche überziehen, son-
dern mit dem darunterliegenden Metall fest verwachsen
oder besser gesagt „aus diesem herausgewachsen" sind.
Wenn es auch bei vielen Gebrauchsgegenständen
notwendig ist, durch Putzen dem Metall seinen Glanz
zu erhalten, wenn auch bei manchem Gegenstände der
Metallkunst gerade das Spiel des Lichtes auf der
blanken Metallfläche von einem eigenen Reize ist, den
man bei keinem anderen Materiale wiederfindet, so
ist doch ohne Zweifel manche künstlerische Wirkung
ausschliesslich, manche doch in hohem Masse von der
durch Veränderung der Oberfläche entstandenen Fär-
bung abhängig, ganz abgesehen davon, dass es bei der
Verwendung des Metalls in Kunst und Kunstgewerbe
oft eine nicht zu umgehende Notwendigkeit ist, den
starken in vielen Fällen aufdringlichen Glanz zum
mindesten zu mildern, den Betrachter davor zu schützen,
dass er durch das Uebermass des zurückgeworfenen
Lichtes geblendet wird.
Metallfärbung ist also in vielen Fällen notwendig,
sei es aus Gründen der Zweckmässigkeit, sei es zur
Erzielung künstlerischer Wirkungen. Sollen wir es nun
der Natur überlassen, eine Patina hervorzubringen,
oder dürfen wir auch künstliche Mittel zur Färbung
der Metalle anwenden?
Wir sagten schon, dass zur Bildung einer natür-
lichen Patina ausserordentlich lange Zeiträume er-
forderlich sind, und man wünscht ja, etwa bei der
Aufstellung einer Bronzeplastik, nicht, dass sie erst
der Enkel in ihrer vollen Schönheit gemessen kann,
sofern es der Russ und Schmutz unserer Grossstädte
überhaupt zu einer Patinabildung kommen lassen. Noch
vielmehr muss ein für den Handel bestimmter Gegen-
stand der Gebrauchskunst kurz gesagt „fertig" sein,
hier muss man erst recht alle Schönheitswerte prägen,
um ihm die grösstmöglichste Werbekraft gegenüber
dem Käufer zu geben, der wohl selten Verständnis
dafür hat, dass im Laufe der Jahre und Jahrzehnte
das Objekt des Kaufes vielleicht so wird, wie er es
gern gleich haben möchte.
„Vielleicht!" Denn Zufälligkeiten spielen bei der
Patinabildung eine grosse Rolle, und diese bringen es
auch mit sich, dass die natürlichen Färbungen, die
bei der Bearbeitung im Feuer entstehen, bei der die
Luft viel schneller als bei gewöhnlicher Temperatur
auf die Metalle einwirkt, Färbungen, die, da sie den
Ausdruck von Material und Technik zugleich in sich
schliessen, als sehr „sachgemäss" gelten können, selten
unmittelbar brauchbar sind.
Will man diese Zufälligkeiten ausschalten, will man,
dass der Metallgegenstand von Anfang an mit allen
Schönheitswerten ausgestattet die Werkstatt verlässt,
so ist die künstliche Färbung der Metalle unentbehrlich.
Wie aber das Maschinenzeitalter, die Möglichkeit,
mit der Maschine für wenig Geld „alles" zu machen,
zunächst zum Niedergang auf allen Zweigen des Kunst-
gewerbes geführt hat, gegen den die Reaktion damit
einsetzte, dass man alte gute Techniken der Handarbeit
wieder zur Geltung brachte, so hat die ausserordent-
liche Entfaltung der Hilfsmittel unserer modernen
Chemie auch auf dem Gebiete der Metallfärbung zu
so vielfachen Missbräuchen und entsetzlichen Ge-
schmacklosigkeiten geführt, dass auch hier manche
die künstliche Metallfärbung ganz verwerfen und nur
die natürliche Patinabildung zulassen wollten.
Wie wir heute, bei aller Hochschätzung kunst-
gewerblicher Handarbeiten, die Maschine nicht wieder
ausschalten können, vielmehr erkannt haben, dass die
Hauptaufgabe unseres Kunstgewerbes ist, sich in das
Wesen der Maschine zu vertiefen, die Entwürfe ihren
Eigenheiten anzupassen — statt mit ihrer Leistungs-
fähigkeit, wie man das früher getan hat, Missbrauch
zu treiben, auch ihren Produkten Seele einzuhauchen,
so können wir auch die künstliche Metallfärbung nicht
wieder ausschalten. Auch der Streit darüber, ob die
Alten künstliche Metallfärbung angewandt haben oder
nicht, ist hier ganz belanglos.
Es bleibt also nur die Frage: „Wie sollen wir
Metalle färben?"
Es ist hier nicht am Platze, diese Frage von der
technischen Seite zu beantworten, etwa einzelne Re-
zepte zu geben, es soll nur im allgemeinen erörtert
werden, was zulässig ist, was nicht, um auch dem
Nichtfachmann einen gewissen Massstab für die Be-
urteilung künstlicher Metallfärbungen zu geben.
Sofern es sich nur darum handelt, die Verände-
rungen der Oberfläche, die auch auf natürlichem Wege
entstehen — durch die Einwirkung der Luft, des
Wassers, des Feuers —, mit Hilfe künstlicher che-
mischer Mittel schneller hervorzurufen, ist diese Frage
leicht beantwortet. Das ist selbstverständlich zulässig.
Die Luft wirkt durch ihren Sauerstoffgehalt auf die
Metalle ein, Verbindungen dieser mit Sauerstoff (Oxy-
dule-Oxyde) bildend; solche Sauerstoffverbindungen
kann man auf der Metalloberfläche durch eine ganze
Reihe chemischer Stoffe schneller und sicherer, in
mancher Beziehung auch gleichmässiger und vollkom-
mener bilden. Daneben enthält die Luft, ausser der
bei diesen Vorgängen auch mitwirkenden Feuchtigkeit
noch Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff,
Schwefelammonium, schwefligeSaure usw., bei Brunnen-