München, 29. Novbr. 191$.
Beilage zar „Werkstatt der Kaust" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint !4 tägig anter Leitnng von Mater Prof. Ernst Berger.
ULJahrg. Nr. 5.
Inhalt: Prof. Wirth's Buch über Maltechnik. Vom Herausgeber. — Die Musivische- und die Kabinets-Gtas-
malerei. Von Ch. Mangold. (Schluss.) — Kuppeimaterei. Von E. B. (2. Fortsetzung.) — Das Neikenöi
ais Maimittei. — Pinselpflege. Von Robert Hahn, Dresden.
Prot. Wirth's Buch über Maltechnik.
Vom Herausgeber.
Mitten in der Kriegszeit neue Bücher, die
sich nicht mit dem alles beherrschenden Völker-
ringen befassen, zu schreiben und der Oeffent-
lichkeit zu übergeben, setzt manchen in Erstaunen.
Aber es befremdet uns nicht, denn es beweist
nur die Ueberlegenheit von uns „Barbaren" auch
auf dem geistigen Gebiet. Während in Frank-
reich mit dem Ausbruch des Krieges alle wissen-
schaftlichen Zeitschriften ihr Erscheinen eingestellt
haben, merken wir in Deutschland kein Nach-
lassen, die periodischen und Fachblätter erscheinen
regelmässig, selbst wenn die Redakteure im Fel-
de stehen, wie z. B. bei der „Werkstatt der Kunst",
und auch die Verleger sind rüstig mit der Her-
ausgabe, auch sehr teurer Werke beschäftigt, ge-
nau wie in Friedenszeiten.
Wie unsere jüngere Generation die treue Wacht
an den Grenzen des Reiches und weit draussen
in Feindesland so müssen die Daheimgebliebenen
die ihnen anvertrauten „Positionen halten" und mit
allen zur Verfügung stehenden Kräften weiter
schaffen, damit nichts von den errungenen Gütern
verloren geht, auf dass die siegreich Zurückge-
kehrten wieder ihre frühere Tätigkeit aufnehmen
können, wie sie sie verlassen hatten.
Auch Prof. Alb. Wirths Buch über die Tech-
nik der Malerei*) ist ein solches für die kom-
mende Friedenszeit bestimmtes Werk, in dem der
bekannte Lehrer für Maltechnik an der Kgl. aka-
demischen Hochschule für die bildenden Künste
zu Berlin die Summe seiner reichen technischen
*) Technik der Malerei nebst kurz verfass-
ter Farbenlehre. Für Künstler und Kunstbeflissene
gemeinverständlich dargestellt von Prof. Alb. Wirth,
Verlag von Otto Maier, Ravensburg, Preis geh. M. 1.50.
Erfahrungen vereinigt hat. Wir müssen es ihm
als besonderes Verdienst anrechnen, dass er es
geschrieben hat, zu einer der Malkunst weniger
günstigen Zeit, da unsere Akademien Wehrzwecken
dienenmüssen oder zuLazarettenumgewandelt sind!
Durch Jahrzehnte hat Prof. Wirth das Fach
der Maltechnik an der Berliner Kunstakademie
vertreten, das früher als an den übrigen Lehr-
anstalten des Reiches hier eine Stätte gefunden
hat. In richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit
dieses Gegenstandes hatte der verstorbene Direk-
tor A. v. Werner, der sich wiederholt rühmte,
als Dekorationsmaler seine Künstlerlaufbahn be-
gonnen zu haben, einem früheren Kollegen das
Amt übertragen, weil er davon ausging, dass das
Handwerk des Malers als Rüstzeug eines tüch-
tigen Künstlers unentbehrlich sei, während man
an anderen Akademien für den angehenden Kunst-
jünger den Unterricht in der Farbenchemie für
richtiger hielt und glaubte mehr die Wissenschaft
der Maltechnik pflegen zu sollen als die Praxis.
So stellt sich folgerichtig auch Wirths Buch als
ein Kompendium der praktischen Maltätigkeit
dar, das alles in kurz zusammengefassten über-
sichtlichen Kapiteln enthält, was ein Maler zu
seinen Arbeiten zu wissen nötig hat. Wissen-
schaftlich abgefasste Werke gelehrter Chemiker
haben wir in reichlicher Menge, aber an Lehr-
büchern der Praxis hat es bisher gefehlt.
Was den Inhalt betrifft, so enthält das Buch
als Einleitung einen geschichtlichen Ueberblick,
verbreitet sich dann über die Malarten und die
Malrichtungen. Sogar die neuesten „Richtungen",
wie Expressionismus, Kubisten und Futuristen sind
in kurzen Sätzen charakterisiert.
Beilage zar „Werkstatt der Kaust" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint !4 tägig anter Leitnng von Mater Prof. Ernst Berger.
ULJahrg. Nr. 5.
Inhalt: Prof. Wirth's Buch über Maltechnik. Vom Herausgeber. — Die Musivische- und die Kabinets-Gtas-
malerei. Von Ch. Mangold. (Schluss.) — Kuppeimaterei. Von E. B. (2. Fortsetzung.) — Das Neikenöi
ais Maimittei. — Pinselpflege. Von Robert Hahn, Dresden.
Prot. Wirth's Buch über Maltechnik.
Vom Herausgeber.
Mitten in der Kriegszeit neue Bücher, die
sich nicht mit dem alles beherrschenden Völker-
ringen befassen, zu schreiben und der Oeffent-
lichkeit zu übergeben, setzt manchen in Erstaunen.
Aber es befremdet uns nicht, denn es beweist
nur die Ueberlegenheit von uns „Barbaren" auch
auf dem geistigen Gebiet. Während in Frank-
reich mit dem Ausbruch des Krieges alle wissen-
schaftlichen Zeitschriften ihr Erscheinen eingestellt
haben, merken wir in Deutschland kein Nach-
lassen, die periodischen und Fachblätter erscheinen
regelmässig, selbst wenn die Redakteure im Fel-
de stehen, wie z. B. bei der „Werkstatt der Kunst",
und auch die Verleger sind rüstig mit der Her-
ausgabe, auch sehr teurer Werke beschäftigt, ge-
nau wie in Friedenszeiten.
Wie unsere jüngere Generation die treue Wacht
an den Grenzen des Reiches und weit draussen
in Feindesland so müssen die Daheimgebliebenen
die ihnen anvertrauten „Positionen halten" und mit
allen zur Verfügung stehenden Kräften weiter
schaffen, damit nichts von den errungenen Gütern
verloren geht, auf dass die siegreich Zurückge-
kehrten wieder ihre frühere Tätigkeit aufnehmen
können, wie sie sie verlassen hatten.
Auch Prof. Alb. Wirths Buch über die Tech-
nik der Malerei*) ist ein solches für die kom-
mende Friedenszeit bestimmtes Werk, in dem der
bekannte Lehrer für Maltechnik an der Kgl. aka-
demischen Hochschule für die bildenden Künste
zu Berlin die Summe seiner reichen technischen
*) Technik der Malerei nebst kurz verfass-
ter Farbenlehre. Für Künstler und Kunstbeflissene
gemeinverständlich dargestellt von Prof. Alb. Wirth,
Verlag von Otto Maier, Ravensburg, Preis geh. M. 1.50.
Erfahrungen vereinigt hat. Wir müssen es ihm
als besonderes Verdienst anrechnen, dass er es
geschrieben hat, zu einer der Malkunst weniger
günstigen Zeit, da unsere Akademien Wehrzwecken
dienenmüssen oder zuLazarettenumgewandelt sind!
Durch Jahrzehnte hat Prof. Wirth das Fach
der Maltechnik an der Berliner Kunstakademie
vertreten, das früher als an den übrigen Lehr-
anstalten des Reiches hier eine Stätte gefunden
hat. In richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit
dieses Gegenstandes hatte der verstorbene Direk-
tor A. v. Werner, der sich wiederholt rühmte,
als Dekorationsmaler seine Künstlerlaufbahn be-
gonnen zu haben, einem früheren Kollegen das
Amt übertragen, weil er davon ausging, dass das
Handwerk des Malers als Rüstzeug eines tüch-
tigen Künstlers unentbehrlich sei, während man
an anderen Akademien für den angehenden Kunst-
jünger den Unterricht in der Farbenchemie für
richtiger hielt und glaubte mehr die Wissenschaft
der Maltechnik pflegen zu sollen als die Praxis.
So stellt sich folgerichtig auch Wirths Buch als
ein Kompendium der praktischen Maltätigkeit
dar, das alles in kurz zusammengefassten über-
sichtlichen Kapiteln enthält, was ein Maler zu
seinen Arbeiten zu wissen nötig hat. Wissen-
schaftlich abgefasste Werke gelehrter Chemiker
haben wir in reichlicher Menge, aber an Lehr-
büchern der Praxis hat es bisher gefehlt.
Was den Inhalt betrifft, so enthält das Buch
als Einleitung einen geschichtlichen Ueberblick,
verbreitet sich dann über die Malarten und die
Malrichtungen. Sogar die neuesten „Richtungen",
wie Expressionismus, Kubisten und Futuristen sind
in kurzen Sätzen charakterisiert.