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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 5.

aussähe wie auf einem Globus vom Poi aus bis zum
Aequator.
Zunächst bestünde die Aufgabe darin, die näm-
iiche Einteilung auch auf der Kuppelfläche anzubringen,
und dazu müssen wir unseren „Scharfsinn" doch etwas
anstrengen. Die Einteilung der Grundhnie in 12 oder
24 Teiie ist ja nicht schwer, aber wie ziehen wir die
Linien zum Kuppelmittelpunkt? Ich^würde folgendes
versuchen: Im Kuppelmittelpunkt liesse ich eine Schnur
mit einem Senkblei ziemlich tief, bis zum Hauptgerüst
etwa, herabhängend anbringen. Dann würde ich nach
Eintritt der Dunkelheit mittels einer Azetylenlampe
oder einem elektrischen Scheinwerfer den Schatten
der an den Einteilungspunkten straff gespannten Schnur
auf die Fläche projizieren und mittels Kohlenstrichen
markieren. Beim Aufstellen der Lichtquelle wird wohl
auch gewisse Vorsorge getroffen werden müssen, dass
die Entfernung der Lampe von der Schnur stets die
gleiche bleibt, sonst würden leicht Fehler entstehen.
Möglicherweise liesse sich noch eine Vereinfachung
in der Weise erreichen, dass photographische Teil-
aufnahmen des Entwurfes als Diapositiv benützt wür-
den und die Zeichnung dann mit Hilfe des Skiopti-
kons auf die Fläche projeziert würde. Selbstverständlich
müssten die Einteilungsstriche auf der Kuppelfläche
schon gemacht sein, um als Richtlinien für die Ueber-
tragung der in möglichst klaren Umrisslinien herge-
steliten Zeichnung zu dienen. Auf diese Weise könnte
man Stück für Stück des Entwurfes, je nach Bedarf,
auf die Fläche übertragen, auch Hessen sich, wenn
nötig, stets Korrekturen ausführen.
Die Art der Uebertragung der Zeichnung hängt
von der zu wählenden Maltechnik ab. Für Fresko-
malerei müsste eine andere Methode gewählt werden,
das Skioptikon würde nicht benützt werden können,
sondern eher die stückweise freie Uebertragung nach
dem Entwurf in dem Umfang, als der nasse Mörtel-
auftrag dies zuliesse. Dazu gehört freilich eine grosse
Sicherheit des Zeichners und Uebung in der Fresko-
technik. Dann eine grosse Behendigkeit, denn in der
Kuppel dürfte man keine so dicken Mörtelschichten
auftragen lassen, wie auf einer Backsteinwand, um
länger als einen Tag Fresko malen zu können; die
schweren Mörtellagen könnten sonst herabfallen und
die Kuppelwölbung gefährden.
Einfacher ist es jedenfalls, die Wölbung vom Maurer
fertig verputzen zu lassen und darauf mit Kasein-Kalk-
farben zu malen. Das erleichtert die Arbeit sehr und
der Effekt ist dem Fresko am ähnlichsten. Eine an-
dere Technik käme kaum in Frage, da sonst unange-
nehme glänzende Stellen die Wirkung beeinträchtigen
würden, wie es bei Oel- oder Oelwachsfarbe der Fall ist.
(Schluss folgt.)

Das Nelkenöl als Malmittel.
Bezüglich der in diesen Blättern angeregten
Frage erhalten wir von Herrn Prof. S. folgende
Zuschrift:
München, den 5. November 1915.
Auf meine Anfrage*) über Erfahrungen bei Zu-
gabe von Nelkenöl zur Oelfarbe, um deren Trocknen
zu verzögern, kam leider nur von einer Seite eine Zu-
schrift**), die aber auf das Wesentliche der Anfrage
— ob Nachdunkeln beobachtet wurde — nicht ein-
ging.
Um vielleicht doch noch Kollegen zu Mitteilungen
ihrer Erfahrungen anzuregen, möchte ich selbst auf
eine auffällige Eigenschaft des Nelkenöls hinweisen:

Das in Malmaterialien-Handlungen käufliche Nel-
kenöl, welches dort meist in Fächern steht, die vom
Lichte wenig getroffen werden, ist klar und hellgelb.
Lässt man dieses Oel in einem farblosen Glasfläsch-
chen einige Wochen am sehr hellen Atelierfenster
stehen, so bleibt es zwar klar, die hellgelbe Farbe
aber verändert sich allmählich in ein sattes Rotbraun.
Der Oelfarbe beim Malen zugesetzt, macht das
Nelkenöl jedenfalls in der Farbenmischung denselben
Nachdunklungsprozess durch wie für sich allein, da
ja Oelbilder zumeist in helles Licht gehängt werden.
Handelt es sich auch dabei um nur ganz geringe Zu-
sätze von Nelkenöl, so muss bei sehr licht gehaltenen
Bildern doch dieser unangenehmen Eigenschaft des
Nelkenöls Rechnung getragen werden müssen.
Da Nelkenöl auch in der Glasmalerei Verwendung
findet, wüsste vielleicht ein Kollege dieses Kunst-
faches uns von seinen Erfahrungen etwas zu sagen.
Sehr dankbar würde wohl von allen Kollegen auch
ein kurzer Artikel über das erwähnte Copaiva-Aether-
öl, über seine Eigenschaften und die Art seiner An-
wendung begrüsst werden.

Pinselpflege.
Vernachlässigte Pinsel lassen sich recht gut wieder
gebrauchsfähig machen, wenn man sich einer kleinen
Mühe unterziehen will, die sich aber lohnt.
Sind die Pinsel hart geworden, legt man dieselben
einige Stunden in Spiritus, Petroleum oder Salmiak-
geist, wäscht sie dann in warmem Wasser und Seife
gut aus und spült mit reinem Wasser reichlich nach.



Nun nimmt man einen Streifen Seidenpapier, um-
wickelt damit sorgfältig den oberflächlich ausgedrück-
ten Pinsel bis zur halben Höhe und bricht das Papier
kurz über den Borsten scharf um. Hierdurch werden
die Borstenenden aneinander gepresst und muss man
aber darauf achten, dass der Pinsel beim Einwickeln
die richtige Form erhält.
In dieser papierenen Pinselpresse lässt man einen
Tag auftrocknen. Es malt sich gut mit solchen Pin-
seln, versuchen Sie einmal.
Robert Hahn, Dresden.

*) in Heft 45, 6. September 1915.
**) in Heft 1, 4. Oktober :9t5.

Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipiig).
 
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