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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. :o.
Achse (h) in der horizontalen Richtung verändert
ist. Die Versuchsperson hat stets darauf zu achten,
ein möglichst richtiges Quadrat resp. einen richtigen
Kreis zu ziehen. Dabei ist zu bemerken, dass die
Abb. n
Verzerrungen stärker werden, wenn das Cyiinder-
gias vom Auge etwas entfernt fca. 30 cm., Abb. 1)
gehalten wurde.
Ueberdies tritt eine wichtige Erscheinung ein
die solche Versuche erschwert, nämiich das Un-
Abb. 2.
deutliche der Randiinien, die merklich verschwommen
sind, und zwar bei vertikaler Achse rechts und
links, bei horizontaler Achse, oben und unten, die
Striche sind dabei in der Breite vergrössert und
gleichzeitig viel blasser als die in der Gegenrich-
tung*).
2. Versuchsreihe.
Viel schwieriger sind Versuche anzustellen,
um mit künstlich astigmatisch gemachtem Auge
nach Vorbildern zu zeichnen, denn hier lassen
sich nur ganz schwache Cylindergläser von etwa
i' bis höchstens ßQ, benützen, weil das normale
Auge bei stärkerer Dioptrie überhaupt nichts von
in der Ferne gelegenen Gegenständen sieht, und
überdies derlei Versuche für die Augen sehr an-
strengend sind (Abbildung ß). Auch hier macht
Abb. 3.
sich die Undeutlichkeit des Striches unangenehm
bemerkbar; das gleiche ist der Fall, ob zum Vor-
bild ein plastischer Gegenstand oder eine Zeichnung
in Schwarz-Weiss gedient hat. Der letztere Fall
ermöglicht wohl, das Auge näher an die Vorlage
zu bringen und stärkere Diopterien zu gebrauchen.
Von diesen Versuchen war oben bereits die Rede.
Man wird auch aus dieser einen sehr unvollkom-
*) Es ist durch Versuche erwiesen, dass das astigma-
tische Auge bei Astigmatismus nach der Regel auf die
vertikalen Linien eingestellt ist, mithin auf ein richtiges
Erkennen mit Hilfe der dem stärkst brechenden Horn-
hautmeridan entsprechenden Focus. Man glaubte
früher, dass auf die Mitte der Sturmschen Brennlinie
(Verbindungslinie des Focus und dem vertikalen und
der horizontalen Hornhaut-Radius entsprechenden Focus)
eingestellt werde. Das ist unrichtig. Dr. E. B.
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. :o.
Achse (h) in der horizontalen Richtung verändert
ist. Die Versuchsperson hat stets darauf zu achten,
ein möglichst richtiges Quadrat resp. einen richtigen
Kreis zu ziehen. Dabei ist zu bemerken, dass die
Abb. n
Verzerrungen stärker werden, wenn das Cyiinder-
gias vom Auge etwas entfernt fca. 30 cm., Abb. 1)
gehalten wurde.
Ueberdies tritt eine wichtige Erscheinung ein
die solche Versuche erschwert, nämiich das Un-
Abb. 2.
deutliche der Randiinien, die merklich verschwommen
sind, und zwar bei vertikaler Achse rechts und
links, bei horizontaler Achse, oben und unten, die
Striche sind dabei in der Breite vergrössert und
gleichzeitig viel blasser als die in der Gegenrich-
tung*).
2. Versuchsreihe.
Viel schwieriger sind Versuche anzustellen,
um mit künstlich astigmatisch gemachtem Auge
nach Vorbildern zu zeichnen, denn hier lassen
sich nur ganz schwache Cylindergläser von etwa
i' bis höchstens ßQ, benützen, weil das normale
Auge bei stärkerer Dioptrie überhaupt nichts von
in der Ferne gelegenen Gegenständen sieht, und
überdies derlei Versuche für die Augen sehr an-
strengend sind (Abbildung ß). Auch hier macht
Abb. 3.
sich die Undeutlichkeit des Striches unangenehm
bemerkbar; das gleiche ist der Fall, ob zum Vor-
bild ein plastischer Gegenstand oder eine Zeichnung
in Schwarz-Weiss gedient hat. Der letztere Fall
ermöglicht wohl, das Auge näher an die Vorlage
zu bringen und stärkere Diopterien zu gebrauchen.
Von diesen Versuchen war oben bereits die Rede.
Man wird auch aus dieser einen sehr unvollkom-
*) Es ist durch Versuche erwiesen, dass das astigma-
tische Auge bei Astigmatismus nach der Regel auf die
vertikalen Linien eingestellt ist, mithin auf ein richtiges
Erkennen mit Hilfe der dem stärkst brechenden Horn-
hautmeridan entsprechenden Focus. Man glaubte
früher, dass auf die Mitte der Sturmschen Brennlinie
(Verbindungslinie des Focus und dem vertikalen und
der horizontalen Hornhaut-Radius entsprechenden Focus)
eingestellt werde. Das ist unrichtig. Dr. E. B.