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München, i8, Sept 1916.
Baüage zar „Werkstatt der Küsst" (E. A. Seemaaa, Leipzig).
Ereohelct 14 tägig anter Leitaeg voa Mater Prof. Ernst Berger.
injahrg, Nr. 24.
Inhalt: Der „echte" Oelmalgrund. Von D. H. (Fortsetzung.) — Physikaüsche Vorgänge beim Trocknen der
Oei- und Harz-Oetfarben. Von E. B. (Schluss.) — Inhaltsverzeichnis der im XII. Jahrgang enthal-
tenen Artikel und Aufsätze.
Der „echte" Oelmalgrund,
Von D. H. (Fortsetzung.)
Eine derartig „richtig präparierte Holztafel"
würde für unberechenbare, unabsehbare Zeit ganz
unverändert bleiben, obwohl Montanus (S. I?)
selbst zugibt, dass Oelgemälde auf nicht imprä-
gnierten Holztafeln sich 400 Jahre lang tadellos
gehalten hätten und voraussichtlich auch noch
weitere Jahrhunderte gut erhalten bleiben dürften,
wenn sie auch erst jetzt, aber nur von der Rück-
seite her, imprägniert würden. Damit wird aber
indirekt zugegeben, dass sich Oelgemälde auf
Holz auch ohne „Imprägnierung" Jahrhunderte
halten können und gehalten haben. Bekanntlich
sind früher vielfach Bilder grösseren Formates
auf Holz gemalt worden, und, wie der Autor selbst
zugibt (S. 18), wurde auch „viel auf Holztafeln
mit Temperagrund" gemalt, also war gerade das
üblich, was er so sehr verurteilt. Wie sollten auch
grossformatige Holztafeln in einer Schale mit Oel
getränkt werden, so dass das Oel dieselben ganz
bedeckte?
Besondere Haltbarkeit misst der Autor, und
das auch mit Recht, den auf Metalltafeln gemalten
Bildern zu, denn hier ist z. B. Kupfer ein unver-
änderlicher Bildträger, dessen Oberfläche nur ge-
nügend gereinigt zu sein braucht, um als Mal-
unterlage zu dienen. Auch hier empfiehlt er mit
reiner Oelfarbe zu grundieren, doch müsse das
dazu genommene Oel ein unverdorbenes sein.
Gekochtes und mit Bleisikkativ versetztes Oel
würde nach dem Trocknen spröde und bröckelig.
Als Farbstoff kann für echte Oelgründe jeder
bei sehr dünnem Aufträge gut deckender und
leicht trocknender Farbkörper dienen; auszu-
schliessen sind alle Lasurfarben, die überdies ge-
wöhnlich langsame Trockner sind.
Bei derBeschreibung des „echten Oelmalgrundes"
aufLeinwand wiederholt er den schon oben erwähnten
Grundsatz, jegliche Vorgrundierung mit Leim,
Kleister oder ähnlichem hygroskopischen Klebe-
stoff zu vermeiden, auch jede Vorpräparation
mit Oelen, Fetten, Firnissen, Lacken oder der-
gleichen zu unterlassen. Er hält die übliche Kreide-
grundierung für unzweckmässig, weil sie zu viel
Oel aufsauge, dadurch zum Nachdunkeln neige
und auch, wenn das Uebel durch Lacke schein-
bar behoben werde, doch eine nur geringe Re-
flexionskraft habe.
„Die zu grundierende Leinwand wird im trok-
kenen Zustande möglichst straff auf den Grundier-
rahmen aufgespannt und ist dann ohne weiteres
zum Grundieren mit der Oelgrundgrundierung
bereit. Das Aufträgen der Grundierfarbe muss
eingeübt werden, damit es flott und leicht vor-
wärts geht," heisst es dann, „es ist hierbei wie
bei andern technischen Leistungen, wo fast nur
Arme und Beine sich ohne grosse geistige Mithilfe
bewegen." Mithin ist die Arbeit leicht und sehr
einfach auszuführen, doch sollten die Lernenden
dieses Grundierverfahren zuerst eigenhändig er-
lernen, damit sie „dann einen ihrer Diener" (als
ob jeder Maler mehrere Diener zu halten hätte!)
diese Arbeit unter ihrer Kontrolle verrichten lassen.
Die Leinwand darf nicht fadenarm sein, wie
sie oft zu unechten Malgründen verwendet wird,
man prüfe das Gewebe auf seine Tauglichkeit in
der Durchsicht gegen helles Licht gehalten. Für
grössere Formate müsse naturgemäss die Lein-
wand aus stärkeren Faden bestehen, und grund-
sätzlich sollte für den echten Oelmalgrund, der
für längste Dauer gewünscht wird und erfahrungs-
gemäss sich bewährt hat, keine gu dicke Grun-
dierungsschichte aufgetragen werden, denn diese
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München, i8, Sept 1916.
Baüage zar „Werkstatt der Küsst" (E. A. Seemaaa, Leipzig).
Ereohelct 14 tägig anter Leitaeg voa Mater Prof. Ernst Berger.
injahrg, Nr. 24.
Inhalt: Der „echte" Oelmalgrund. Von D. H. (Fortsetzung.) — Physikaüsche Vorgänge beim Trocknen der
Oei- und Harz-Oetfarben. Von E. B. (Schluss.) — Inhaltsverzeichnis der im XII. Jahrgang enthal-
tenen Artikel und Aufsätze.
Der „echte" Oelmalgrund,
Von D. H. (Fortsetzung.)
Eine derartig „richtig präparierte Holztafel"
würde für unberechenbare, unabsehbare Zeit ganz
unverändert bleiben, obwohl Montanus (S. I?)
selbst zugibt, dass Oelgemälde auf nicht imprä-
gnierten Holztafeln sich 400 Jahre lang tadellos
gehalten hätten und voraussichtlich auch noch
weitere Jahrhunderte gut erhalten bleiben dürften,
wenn sie auch erst jetzt, aber nur von der Rück-
seite her, imprägniert würden. Damit wird aber
indirekt zugegeben, dass sich Oelgemälde auf
Holz auch ohne „Imprägnierung" Jahrhunderte
halten können und gehalten haben. Bekanntlich
sind früher vielfach Bilder grösseren Formates
auf Holz gemalt worden, und, wie der Autor selbst
zugibt (S. 18), wurde auch „viel auf Holztafeln
mit Temperagrund" gemalt, also war gerade das
üblich, was er so sehr verurteilt. Wie sollten auch
grossformatige Holztafeln in einer Schale mit Oel
getränkt werden, so dass das Oel dieselben ganz
bedeckte?
Besondere Haltbarkeit misst der Autor, und
das auch mit Recht, den auf Metalltafeln gemalten
Bildern zu, denn hier ist z. B. Kupfer ein unver-
änderlicher Bildträger, dessen Oberfläche nur ge-
nügend gereinigt zu sein braucht, um als Mal-
unterlage zu dienen. Auch hier empfiehlt er mit
reiner Oelfarbe zu grundieren, doch müsse das
dazu genommene Oel ein unverdorbenes sein.
Gekochtes und mit Bleisikkativ versetztes Oel
würde nach dem Trocknen spröde und bröckelig.
Als Farbstoff kann für echte Oelgründe jeder
bei sehr dünnem Aufträge gut deckender und
leicht trocknender Farbkörper dienen; auszu-
schliessen sind alle Lasurfarben, die überdies ge-
wöhnlich langsame Trockner sind.
Bei derBeschreibung des „echten Oelmalgrundes"
aufLeinwand wiederholt er den schon oben erwähnten
Grundsatz, jegliche Vorgrundierung mit Leim,
Kleister oder ähnlichem hygroskopischen Klebe-
stoff zu vermeiden, auch jede Vorpräparation
mit Oelen, Fetten, Firnissen, Lacken oder der-
gleichen zu unterlassen. Er hält die übliche Kreide-
grundierung für unzweckmässig, weil sie zu viel
Oel aufsauge, dadurch zum Nachdunkeln neige
und auch, wenn das Uebel durch Lacke schein-
bar behoben werde, doch eine nur geringe Re-
flexionskraft habe.
„Die zu grundierende Leinwand wird im trok-
kenen Zustande möglichst straff auf den Grundier-
rahmen aufgespannt und ist dann ohne weiteres
zum Grundieren mit der Oelgrundgrundierung
bereit. Das Aufträgen der Grundierfarbe muss
eingeübt werden, damit es flott und leicht vor-
wärts geht," heisst es dann, „es ist hierbei wie
bei andern technischen Leistungen, wo fast nur
Arme und Beine sich ohne grosse geistige Mithilfe
bewegen." Mithin ist die Arbeit leicht und sehr
einfach auszuführen, doch sollten die Lernenden
dieses Grundierverfahren zuerst eigenhändig er-
lernen, damit sie „dann einen ihrer Diener" (als
ob jeder Maler mehrere Diener zu halten hätte!)
diese Arbeit unter ihrer Kontrolle verrichten lassen.
Die Leinwand darf nicht fadenarm sein, wie
sie oft zu unechten Malgründen verwendet wird,
man prüfe das Gewebe auf seine Tauglichkeit in
der Durchsicht gegen helles Licht gehalten. Für
grössere Formate müsse naturgemäss die Lein-
wand aus stärkeren Faden bestehen, und grund-
sätzlich sollte für den echten Oelmalgrund, der
für längste Dauer gewünscht wird und erfahrungs-
gemäss sich bewährt hat, keine gu dicke Grun-
dierungsschichte aufgetragen werden, denn diese