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Nr. :9.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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ist dies der in Welschtirol gebürtige, in Mailand ge-
schuite, dann eigene Wege gegangene ausgezeichnete
Ma!er Giovanni Segantini, der nur zu früh gestor-
ben ist. Er hat seine Motive in den Hochtätern der
Schweizer Atpenwett gefunden, wo die Probleme der
Durchsichtigkeit der Luft und der nebettosen Ferne
an seine Technik Forderungen stellte, die in der her-
gebrachten Weise nicht getost werden konnten, und
er fand die für seine Zwecke geeignete Technik in
einer Verbindung atter Möglichkeiten, die Farben auf
der Netzhaut zu mischen, sie durch Kontrast zu stei-
gern und gleichzeitig durch eigenartigen Pinsetstrich
das „Flimmern" bis zum äussersten zu treiben. Damit
hat er Wirkungen erzielt, die den Eindruck der Natur-
wahrheit in hohem Masse wiedergeben, dabei aber in
einer derartigen Vollkommenheit, dass die technischen
Hilfsmittel, von nur geringer Distanz aus betrachtet,
nirgends störend sichtbar werden.
Irr der geschichtlichen Darstellung aller der Ein-
flüsse, die von den Farbentheorien auf die Maltechnik
ausgeübt worden sind, wird dem Wirken des G. Se-
gantini ein besonderes Kapitel gewidmet werden müs-
sen. Hier, wo es sich nur um die Dreifarbentheorie
und ihre praktische Anwendung handelt, kann nur an-
deutungsweise auf die Stellung Segantinis und seinen
Einfluss hingewiesen werden*).

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3. Durch die Abwägung und die Ausgleichung die-
ser Elemente untereinander (nach den Gesetzen der
Kontrastwirkung, der Abstufung und der Strahlung).
4. Durch die Verwendung von einzelnen Pinsel-
strichen, deren Grösse in einem richtigen Verhältnis
zur Grösse des Bildes selbst steht, so dass sie beim
erforderlichen Abstand mit den angrenzenden Pinsel-
strichen im Auge eine Mischung eingehen."
Diese vier Paragraphen sind für die ausgesprochene
Methode, also für die Farbengebung des Neo-Impres-
sionismus massgebend.
Sie unterscheidet sich von dem gewöhnlichen „Im-
pressionismus", dass hier wohl die gleichen Farben, aber
auf der Palette gemischt wurden, die Mischung im
Auge nur nebenbei durch die „Kommastriche" erzielt
wurde, dass „verwischte Pinselstriche" angewendet
werden und anstelle der systematischen und wissen-
schaftlichen Technik die „Technik des Instinkts und
der Inspiration" trete. Und dadurch unterscheide sich
der Neo-Impressionist noch vom gewöhnlichen, dass
„dieser den Glanz seiner aus reinen Farben zusammen-
gesetzten Palette durch pigmentäre trübende Mischun-
gen vermindere", die Harmonie des Ganzen beeinträch-
tige und dass er „die Farbe beherrschenden Gesetze
nur hier und da und unregelmässig anwende" (a. a. O.
S. 89).
Zusammengefasst könne man sagen und die Bilder
impressionistischen Richtung (von Monet bis zu
;anne oder Van Gogh) zeigen dies deutlich, dass
se Maler
uf der Palette mischen, wie früher es allgemein der
I*all war, und
1er Pinselstrich den momentanen Bedürfnissen an-
Tepasst wurde, sowie endlich dass
hre Palette sich durch starke Helligkeit und Ver-
wertung der Kontrastfarben auszeichnet.
Dass auf „Netzhautmischung" ausgegangen wurde,
n ich nicht finden, darauf war der Impressionismus
h nicht berechnet.
Im Rahmen dieser Erörterungen über die Einflüsse
Farbentheorien auf die Maltechnik kann es natur-
läss nicht gelegen sein, über den künstlerischen
rt einer oder der anderen Richtung ein Urteil ab-
eben, aber das kann nicht verschwiegen sein, dass
sehen dem wortreichen Programm des Neo-Impres-
üsmus und den Werken seiner Anhänger eine un-
rbrückbare Kluft zu gähnen scheint, denn von den
önen vier Paragraphen haben sie bisher recht wenig
:r nur sehr unvollkommenen Gebrauch gemacht.
Schon dem ersten Grundsatz, „alle Farben des
-mas und alle ihre Grade" zu verwenden, sind
in der Praxis untreu geworden! Weder Sisley
h Cross, weder Signac noch das Haupt der Rich-
g und ihr Führer Georg Seurat haben (wenigstens
h den Bildern zu schliessen, die wir in Deutschland
ihnen sehen), alle Farben des Prisma angewandt.
Seurat begann zuerst mit nur drei Grundfarben,
zwar den altbekannten Blau, Rot und Gelb und
ibte, mit diesen Netzhautmischung hervorzurufen,
 
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