hat er grade damals (1920) seine reiche Sammlung altdeutscher Kunst, namentlich aus dem
späten Mittelalter und der Renaissance —• eine Sammlung von ähnlichem Umfang und Wert,
wie die früher dem Kaiser-FriedrichMuseum gestiftete Sammlung italienischer Renaissance-
kunst — dem neuen Deutschen Museum zum Geschenk gemacht.
Da er nach dem Tode seiner Frau seine Villa mit einer kleineren Wohnung vertauschte,
in der er nur einen Teil seiner Kunstwerke hätte aufstellen können, beschloss er, sich von
ihnen zu trennen und ihre Versteigerung in die bewährte Hand von Anton W. M. Mensing
zu legen, der sie jetzt in seinem Auktionshaus Frederik Muller & Co. zu Amsterdam zur
Versteigerung bringt. Gern komme ich dem Wunsche meines alten Freundes James Simon
nach, dem Verzeichnis der zum Verkauf kommenden Gegenstände ein Geleitwort auf dem
Weg zu geben.
Die Sammlung Simon, die hier zur Versteigerung kommt, ist keine geschlossene, auf eine
bestimmte Richtung zusammengebrachte, wie es die italienische Renaissance-Sammlung und
wie es auch die Sammlung deutscher spätmittelalterlichen Kunst war, die seit Jahren unser
Kaiser-Friedrich-Museum in eigenen Räumen schmücken: es ist der künstlerische Schmuck der
Wohnräume, mit denen er sich zu seinem Genuss umgab und Anregung suchte für den Ausbau
der verschiedenen Abteilungen unserer Museen, deren Förderung er sich zum Ziel gesetzt
hatte. Ausgeschlossen von dieser amsterdamer Versteigerung hat er die aegyptische und
griechische Kleinplastik und Schmuck, sodass unser Katalog nur Kunstwerke aus dem Mit-
telalter, der Renaissance und späterer Zeit enthält. Im Vordergrund stehen, trotz dem
früheren Verkauf einiger der kostbarsten Stücke, auch jetzt noch die Gemälde, unter ihnen
ein paar ganz seltene Stücke. Voran ein Meisterwerk von A. Brouwer, aus seiner letzten,
besten Zeit, unter den Genrebildern eines der umfang- und figurenreichsten. Das Motiv
ist sehr amüsant: „Auf einem Zug"; in einem Kellerlokal sehen eine Anzahl Zechbrüder
dem fetten Säufer, der in einem Zug seine grosse Pinte leert, staunend zu. Eine Fülle von
individuellen Typen, die meisterlich auf dem spannenden Moment eingestellt sind; ihr
entsprechen die reichen, kräftigen Farben. In eigentümlichem Gegensatz dagegen steht das Bild
des Künstlers, der gewöhnlich als Brouwer's Hauptschüler genannt wird: Adriaen van Ostade.
Seine „Dorfschule" in der Sammlung Simon, ein kleines 1666 gemaltes Meisterwerk, das
Urbild von Behaglichkeit und Bravheit. Wie anders geht es in der „Schule" her, die unsere
Galerie von Brouwer besitzt ! Von einem gleichzeitigen amsterdamer Maler, Pieter van den
Bosch, der bis vor wenigen Jahrzehnten ganz vergessen war, weil seine in den Museen seltenen
Bilder sich meist unter dem Namen des Pieter van Slingeland versteckten, enthält die Sammlung
Simon eines der anmutigsten Werke: das Bildnis einer jungen Dame, stehend, in ganze Figur,
vor ihr am Fussboden ihr Hündchen, zur Seite ein Stuhl mit ihrem Arbeitskorb und dem Ge-
betbuch, an der Wand das kleine Bildnis eines Hernn — in dieser Umgebung sind uns ihre
kleinen Freuden und Gewohnheiten unauffällig geschildert. Dadurch ist das Bildnis zugleich
zu einem intimen Genrebild gestaltet. Ein Bild von ähnlicher Qualität ist die „Wachtstube"
von David Teniers.
Am glücklichsten sind unter den Bildern der Sammlung die Landschaften vertreten. Die
Maaslandschaft von Hercules Seghers ist eines des umfangreichsten und farbigsten Bilder dieses
ausgezeichneten, ausserordentlich vielseitigen, bahnbrechenden Landschaftsmalers der holländi-
schen Schule. Die „Hütten an breitem Fluss" von Jan van Goyen haben den knorrigen Aufbau
der Bäume und Hütten seiner früheren Zeit, worin er dem Salomon van Ruysdael ähnlich
ist. In den köstlichen kleinen Eislandschaft des Aart van der Neer ist die Pracht der Farben
an einem hellen Winterabend kurz vor Sonnenuntergang in stimmungsvollster Weise, wie es
späten Mittelalter und der Renaissance —• eine Sammlung von ähnlichem Umfang und Wert,
wie die früher dem Kaiser-FriedrichMuseum gestiftete Sammlung italienischer Renaissance-
kunst — dem neuen Deutschen Museum zum Geschenk gemacht.
Da er nach dem Tode seiner Frau seine Villa mit einer kleineren Wohnung vertauschte,
in der er nur einen Teil seiner Kunstwerke hätte aufstellen können, beschloss er, sich von
ihnen zu trennen und ihre Versteigerung in die bewährte Hand von Anton W. M. Mensing
zu legen, der sie jetzt in seinem Auktionshaus Frederik Muller & Co. zu Amsterdam zur
Versteigerung bringt. Gern komme ich dem Wunsche meines alten Freundes James Simon
nach, dem Verzeichnis der zum Verkauf kommenden Gegenstände ein Geleitwort auf dem
Weg zu geben.
Die Sammlung Simon, die hier zur Versteigerung kommt, ist keine geschlossene, auf eine
bestimmte Richtung zusammengebrachte, wie es die italienische Renaissance-Sammlung und
wie es auch die Sammlung deutscher spätmittelalterlichen Kunst war, die seit Jahren unser
Kaiser-Friedrich-Museum in eigenen Räumen schmücken: es ist der künstlerische Schmuck der
Wohnräume, mit denen er sich zu seinem Genuss umgab und Anregung suchte für den Ausbau
der verschiedenen Abteilungen unserer Museen, deren Förderung er sich zum Ziel gesetzt
hatte. Ausgeschlossen von dieser amsterdamer Versteigerung hat er die aegyptische und
griechische Kleinplastik und Schmuck, sodass unser Katalog nur Kunstwerke aus dem Mit-
telalter, der Renaissance und späterer Zeit enthält. Im Vordergrund stehen, trotz dem
früheren Verkauf einiger der kostbarsten Stücke, auch jetzt noch die Gemälde, unter ihnen
ein paar ganz seltene Stücke. Voran ein Meisterwerk von A. Brouwer, aus seiner letzten,
besten Zeit, unter den Genrebildern eines der umfang- und figurenreichsten. Das Motiv
ist sehr amüsant: „Auf einem Zug"; in einem Kellerlokal sehen eine Anzahl Zechbrüder
dem fetten Säufer, der in einem Zug seine grosse Pinte leert, staunend zu. Eine Fülle von
individuellen Typen, die meisterlich auf dem spannenden Moment eingestellt sind; ihr
entsprechen die reichen, kräftigen Farben. In eigentümlichem Gegensatz dagegen steht das Bild
des Künstlers, der gewöhnlich als Brouwer's Hauptschüler genannt wird: Adriaen van Ostade.
Seine „Dorfschule" in der Sammlung Simon, ein kleines 1666 gemaltes Meisterwerk, das
Urbild von Behaglichkeit und Bravheit. Wie anders geht es in der „Schule" her, die unsere
Galerie von Brouwer besitzt ! Von einem gleichzeitigen amsterdamer Maler, Pieter van den
Bosch, der bis vor wenigen Jahrzehnten ganz vergessen war, weil seine in den Museen seltenen
Bilder sich meist unter dem Namen des Pieter van Slingeland versteckten, enthält die Sammlung
Simon eines der anmutigsten Werke: das Bildnis einer jungen Dame, stehend, in ganze Figur,
vor ihr am Fussboden ihr Hündchen, zur Seite ein Stuhl mit ihrem Arbeitskorb und dem Ge-
betbuch, an der Wand das kleine Bildnis eines Hernn — in dieser Umgebung sind uns ihre
kleinen Freuden und Gewohnheiten unauffällig geschildert. Dadurch ist das Bildnis zugleich
zu einem intimen Genrebild gestaltet. Ein Bild von ähnlicher Qualität ist die „Wachtstube"
von David Teniers.
Am glücklichsten sind unter den Bildern der Sammlung die Landschaften vertreten. Die
Maaslandschaft von Hercules Seghers ist eines des umfangreichsten und farbigsten Bilder dieses
ausgezeichneten, ausserordentlich vielseitigen, bahnbrechenden Landschaftsmalers der holländi-
schen Schule. Die „Hütten an breitem Fluss" von Jan van Goyen haben den knorrigen Aufbau
der Bäume und Hütten seiner früheren Zeit, worin er dem Salomon van Ruysdael ähnlich
ist. In den köstlichen kleinen Eislandschaft des Aart van der Neer ist die Pracht der Farben
an einem hellen Winterabend kurz vor Sonnenuntergang in stimmungsvollster Weise, wie es