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Murr, Christoph Gottlieb von [Oth.]; Leitzelt, Balthasar Friedrich [Oth.]; Kilian, Georg Christoph [Oth.]; Probst, Johann Balthasar [Oth.]
Abbildungen der Gemälde und Alterthümer, welche seit 1738 sowohl in der verschütteten Stadt Herkulanum als auch in den umliegenden Gegenden an das Licht gebracht worden: nebst ihrer Erklärung (Des 8. Bandes 1. Theil): 50 Kupfertafeln: nach den Original-Kupferstichen in Contorni — Augsburg: Christoph Friedrich Bürglen, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.73551#0008
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U Vorred e.
Die Lange des Zimmers betragt sechs und vierzig, einen Halben Schuhe: die Brei-
te ist sechzehn, ein Viertel, und der Boden zwischen den beyden Behältnissen enthält
ßebenzehn, und ein Viertel Schuhe.
Da die Mauern gänzlich verfallen sind, ist es unmöglich, die Höhe derselben zu be-
stimmen. Eben so unbekannt ist es auch, ob, und aus welcher Seite vielleicht Fenster
mögen angebracht gewesen seyn. Auf der Seite gegen Mitternacht, und Aufgang dürf-
ten sicher keine gewesen seyn, weil diese Seite mit dem Säulen- Einfange gemeinschaft-
lich war, und folglich durch die Pforten, oder Thore Licht genug hatte, auch derglei-
chen Oeffnungen die nothwendige Wärme zerstreuet Haben würden. 4) Der Boden war
von gestossenen Ziegelsteinen, und Kalche, und eben so auch der Änwurf der Mauern
Lis fünf, einen Halben Schuhe hob; das Uebrige aber von gewöhnlichem Anwurfe jedoch
jener der zwoen Behältnisse von gestossenen Ziegelsteinen, und Kalche. 5)
Aus der bisher angegebenen Zeichnung sieht man klar, was für eine Stellung die
obenbenannte Stampfmühle in dem Haufe gehabt Haben müsse, wo die Oelfrüchte zer-
stossen, oder ausgepresset wurden. Wobey wir bemerken, daß uns gar nicht unbekannt
ist, wie sehr diese Maschin von jener unterschieden fty, derer man sich heut zu Tage un-
ter dem nämlichen Namen mirnatojo gemeiniglich in Europa bedienet. Diese Maschin
wird sowohl im Ganzen, als in ihren wesentlichen Theilen auf den obern Abzeichnungen
der ll. lab. vorgestellet.
In der ersten Abzeichnung sieht man ein Brunnen-artiges Gefäß, mit einer großen
Rundhöhle, dessen Rand bis zur Gürtel eines Menschen von gemeiner Größe reicht.
In der Mitte ist eine Walze, die in ihrem Mittelpunkte eine Stange in gerader Richtung
empor hält, welche zugleich der Mittelpunkt des Gefässes selbsten ist. Von da aus ra-
gen zwep Räder hervor in kugelförmigen Abschnitten, die gegeneinander zu stehen kom-
men. Jedes hat ein viereckigtes Loch, oder Oeffnung in der Mitte.
Gleichfalls oben in der zwoten Abzeichnung sieht man die nämliche Maschin. Auf
der Walze erscheint ein Theil einer eisernen Platte, die an einer hölzernen Stange mit
Nägeln befestiget war, und den zweyen Rädern als eine Achse dienen mußte, deren eines
von Vorne, und das zweyte auf der Seite in der dritten, und vierten Abzeichnung (kix.
z. 4.) zu sehen ist.
In der fünften Abzeichnung fffig. 5.) ist ein Abschnitt von dieser Maschine ange-
bracht mit verschiedenen durch Buchstaben bezeichneten Linien, die geometrische Bauart
derselben zu erklären, so wie auch unten, und um das brunnenartige Gefässe Steine ab.
gr-

Oliven gewesen seyn. Wahrscheinlicher ist es, daß die ausgepreßten Oliven hier aufbewahret
würden , wie es die vielfältigen Oeffnungen zu erproben scheinen , die hiezu unumgänglich noth-
wendig waren, den bisen Geruch, so die Ueberbleibseln der Oliven ausdünsten, durch freye
streifende Lust zu vermindern. Uebrigens dienen die zu einem Zelten zusammengepreßte Reste
der Oliven statt des Holzes zum Einfeuern, und find ebenfalls sehr nützlich, die Gärten und
Felder zu düngen. Die Toscaner nennen diese ausgepreßle Oliven 83uls, und die Lateiner
Braces. Cat. cap. I.XIV. und l-XVI. Vitruv. I.ib. VII.
4) Lato 03p. l.XV. sagt ausdrücklich: guam calicliilirnum Dorcularium er Oellam dshoto.
Auch heut zu Tage sieht man in den Oelfabriken entweder keines, oder wenn es die Noth er-
fodert, ein einziges Fenster.
5) Weil man die Mauern öfters reinigen, und abwaschen mußte, war diese Vorsicht unumgäng-
lich nothwendig, damit das Del durch die Unreinigkeit keinen bösen Geruch an sich zöge. Eben
diese Deschreibung liefert uns c-iro cap. I.XVH. und Pallaß. I.id. i. 20.
 
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