58 Koetschau, Randbemerkungen zur Denkschrift Wilhelm Bodes über die Berliner Museen
hat besonders angelegen sein lassen. Nur auf einige Punkte will ich eingehen,
bei denen die Kritik eingesetzt hat, zumal sie nicht nur für den einzelnen Fall,
sondern für das deutsche Museumswesen überhaupt von Bedeutung sind.
Es handelt sich zunächst um das »Museum für ältere deutsche Kunst«.
Vielleicht trägt Bode selbst ein wenig die Schuld daran, daß er in der Presse
z. T. mißverstanden worden ist. Denn dort hat man ein Museum für deutsche
Kunst alsbald mit einem deutschen Altertumsmuseum verwechselt und daraufhin
es Bode zum Vorwurf gemacht, daß er erst »mit der primitiven Kunst der deutschen
Stämme in den Jahrhunderten während und nach der Völkerwanderungszeit« be-
ginnen wolle. Der Grund dieses Mißverständnisses liegt darin, daß einerseits auf
kulturgeschichtliche Sammlungen, das Römisch-Germanische Zentralmuseum in
Mainz und das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, Bezug genommen,
andererseits nicht weiter ausgeführt wurde, daß ein Kunstmuseum ganz andere
Ziele des Sammelns und eine ganz andere Art der Darbietung des Gesam-
melten haben muß als ein Altertumsmuseum. Gewiß hat Bode geglaubt, daß
seine Absicht aus dem Zusammenhange ohne weiteres klar sein müsse, aber an
der Preßkritik sieht man eben, wie wenig man bei dem Publikum in dieser Hin-
sicht voraussetzen darf. Denn die Kritiker wollen ein Museum, das gewisser-
maßen das Illustrationsmaterial zur deutschen Kulturgeschichte bietet, dem das
Gegenständliche als solches, dem das Was die Hauptsache ist, während Bode in
den großen Zusammenhang seiner Museen doch nur eine Sammlung einfügen
kann, in der die künstlerische Beschaffenheit der Gegenstände, das Wie die Be-
dingung für ihre Aufnahme sein darf. Es ist durchaus nicht die gleiche
Aufgabe, die Entwicklung der Kunst in den einzelnen Jahrhunderten und die des
Volkslebens in allen seinen Äußerungen zu zeigen. Wer Lauffers Aufsatz in
dieser Zeitschrift mit Aufmerksamkeit verfolgt, wird einsehen, wie notwendig eine
klare Scheidung der Absichten ist. Zu einem Museum deutscher Altertümer sind
in Nürnbergs Germanischem Nationalmuseum die besten Vorbedingungen gegeben.
Wenn man endlich einmal in Deutschland die Geduld verloren haben wird, diese
Sammlung in ein immer tieferes Wirrsal hineinwachsen zu lassen — die Schuld
liegt an dem alten Verwaltungsplan, der beseitigt und durch einen ganz neuen
ersetzt werden muß, nicht an den Personen —, wenn endlich diese erlösende Tat
von dem Kuratorium geleistet sein wird, dann wird sich auch ohne weiteres ein
vortreffliches Museum deutscher Altertümer, das wahrhaftig ein dringendes Be-
dürfnis ist, schaffen lassen. Aber inzwischen hindere man nicht das Entstehen
des Museums für ältere deutsche Kunst. Man wünsche vielmehr sehr, daß
es werde, in Berlin werde, und so, wie Bode es plant. Denn nirgends sonst in
Deutschland wird man mit gleich guten Mitteln sich in das Studium der deutschen
Kunst vertiefen können, wie in dem Zusammenhang, in den das geplante Museum
aufgenommen werden soll. Auf engem Raume wird man dann die deutsche
hat besonders angelegen sein lassen. Nur auf einige Punkte will ich eingehen,
bei denen die Kritik eingesetzt hat, zumal sie nicht nur für den einzelnen Fall,
sondern für das deutsche Museumswesen überhaupt von Bedeutung sind.
Es handelt sich zunächst um das »Museum für ältere deutsche Kunst«.
Vielleicht trägt Bode selbst ein wenig die Schuld daran, daß er in der Presse
z. T. mißverstanden worden ist. Denn dort hat man ein Museum für deutsche
Kunst alsbald mit einem deutschen Altertumsmuseum verwechselt und daraufhin
es Bode zum Vorwurf gemacht, daß er erst »mit der primitiven Kunst der deutschen
Stämme in den Jahrhunderten während und nach der Völkerwanderungszeit« be-
ginnen wolle. Der Grund dieses Mißverständnisses liegt darin, daß einerseits auf
kulturgeschichtliche Sammlungen, das Römisch-Germanische Zentralmuseum in
Mainz und das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, Bezug genommen,
andererseits nicht weiter ausgeführt wurde, daß ein Kunstmuseum ganz andere
Ziele des Sammelns und eine ganz andere Art der Darbietung des Gesam-
melten haben muß als ein Altertumsmuseum. Gewiß hat Bode geglaubt, daß
seine Absicht aus dem Zusammenhange ohne weiteres klar sein müsse, aber an
der Preßkritik sieht man eben, wie wenig man bei dem Publikum in dieser Hin-
sicht voraussetzen darf. Denn die Kritiker wollen ein Museum, das gewisser-
maßen das Illustrationsmaterial zur deutschen Kulturgeschichte bietet, dem das
Gegenständliche als solches, dem das Was die Hauptsache ist, während Bode in
den großen Zusammenhang seiner Museen doch nur eine Sammlung einfügen
kann, in der die künstlerische Beschaffenheit der Gegenstände, das Wie die Be-
dingung für ihre Aufnahme sein darf. Es ist durchaus nicht die gleiche
Aufgabe, die Entwicklung der Kunst in den einzelnen Jahrhunderten und die des
Volkslebens in allen seinen Äußerungen zu zeigen. Wer Lauffers Aufsatz in
dieser Zeitschrift mit Aufmerksamkeit verfolgt, wird einsehen, wie notwendig eine
klare Scheidung der Absichten ist. Zu einem Museum deutscher Altertümer sind
in Nürnbergs Germanischem Nationalmuseum die besten Vorbedingungen gegeben.
Wenn man endlich einmal in Deutschland die Geduld verloren haben wird, diese
Sammlung in ein immer tieferes Wirrsal hineinwachsen zu lassen — die Schuld
liegt an dem alten Verwaltungsplan, der beseitigt und durch einen ganz neuen
ersetzt werden muß, nicht an den Personen —, wenn endlich diese erlösende Tat
von dem Kuratorium geleistet sein wird, dann wird sich auch ohne weiteres ein
vortreffliches Museum deutscher Altertümer, das wahrhaftig ein dringendes Be-
dürfnis ist, schaffen lassen. Aber inzwischen hindere man nicht das Entstehen
des Museums für ältere deutsche Kunst. Man wünsche vielmehr sehr, daß
es werde, in Berlin werde, und so, wie Bode es plant. Denn nirgends sonst in
Deutschland wird man mit gleich guten Mitteln sich in das Studium der deutschen
Kunst vertiefen können, wie in dem Zusammenhang, in den das geplante Museum
aufgenommen werden soll. Auf engem Raume wird man dann die deutsche