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Deutscher Museumsbund [Mitarb.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 3.1907

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Koetschau, Karl: Randbemerkungen zur Denkschrift Wilhelm Bodes über die Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70258#0067

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Koetschau, Randbemerkungen zur Denkschrift Wilhelm Bodes über die Berliner Museen fy

Kunst mit der anderer Völker leicht vergleichen, Selbständiges, Eingeborenes und
Übernommenes scheiden und so erst zum recht innerlichen Erfassen unserer
Wesensart kommen können. Man wende mir nicht ein, daß dabei vor allem an
die Gelehrten gedacht sei. Wir haben uns ja bisher mit schwierigeren Verhält-
nissen behelfen müssen und bewiesen, daß wir es imstande sind. Nein, ich
denke dabei gerade an den Laien, dem bei der Wanderung vom Kaiser Friedrich-
Museum hinüber ins deutsche ganz sinnenfällig die großen Grundlagen der ver-
schiedenen Entwicklungen klargemacht werden. Diese Wirkung wird aber sofort
beeinträchtigt, die Klarheit sofort getrübt werden, wenn auch nur ein Schritt vom
Kunst- in das Kulturprogramm hinübergetan wird. Und man täte ihn zweifellos,
wenn man der Forderung nachgäbe, auch prähistorische Gegenstände in diesem
Museum aufzustellen.
Es ist nicht ganz ungefährlich, heutzutage von Prähistorie zu sprechen, wenn
dabei irgendwie der Anschein erweckt werden kann, als halte man sie für nicht
ganz ebenbürtig mit anderen Zweigen der Kultur- oder meinetwegen auch der
Kunstgeschichte. Ich bin deshalb, obwohl ich dieses Glaubens gar nicht lebe,
durchaus darauf gefaßt, von denen, die mit einem echten furor gennanicus die
auf die Prähistorie bezüglichen Stellen der Bodeschen Denkschrift aufstachen,
angegriffen zu werden. Indessen darf ich dem bei ruhigem Gewissen darüber,
daß ich der Prähistorie bei kulturgeschichtlichen Arbeiten stets ihr Recht habe
zuteil werden lassen, gefaßt entgegensehen. Willy Pastor hat es bitter empfunden,
daß Bode die prähistorischen Sammlungen mit den ethnographischen nach
Dahlem verweist. »Also«, sagt er, »es soll ruhig verbleiben beim alten Schlendrian.
Die Germanen rangieren noch immer zwischen Hottentotten und Eskimos! Den
Vorderasiaten, den Chinesen werden Prachtgebäude eingerichtet, die Germanen
haben sich mit einer » Eisenkonstruktion«, einer Ausstellungshalle zu begnügen.«
Und ein zweites Mal: »Die Germanen mögen bei den Hottentotten und Indianern
bleiben, die Asiaten sind dafür zu schade!!« Diese Rangabmessung auf wissen-
schaftlichem Gebiete ist mir unverständlich, und ich kann mir denken, daß ein
ähnlich temperamentvoller Ethnograph gegen Pastor nicht minder energisch eifern
wird wie dieser gegen Bode. Aber ganz abgesehen davon, auch hier ist wieder die
gleiche Verkennung von Kunst- und Kulturmuseen festzustellen wie vorhin. Denn
Bodes lokale Anordnung der Museen beabsichtigt doch nichts anderes, als an
einem Punkt die Sammlungen der sog. »hohen « Kunst, an einem zweiten die des
Kunstgewerbes und an einem dritten die Kultursammlungen, zu denen die ethno-
graphischen mit zu rechnen sind, zu vereinigen. Wenn er dabei den prähistorischen
Sammlungen ihren Platz bei den kulturgeschichtlichen anweist, so entspricht das
wohl der Anschauung, daß sie vornehmlich der sachlichen, nicht so sehr der
formalen Erkenntnis dienen, und ich glaube, daß dagegen nichts Stichhaltiges ein-
gewandt werden kann. Im übrigen scheint mir doch Bode in der Umschreibung

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