Woermann, Die Raumfrage in der Dresdener Gemäldegalerie 141
schätzen wir ihren geistigen Wert ein, ihre Bedeutung für das Kunstleben, ja
für das gesamte Geistesleben Sachsens und Deutschlands. Es versteht sich von
selbst, daß es zu den vornehmsten Kulturaufgaben des gegenwärtigen sächsischen
Staates gehört, diesen Schatz, den eine große Vergangenheit ihm hinterlassen, zu
bewahren, womöglich zu vermehren, jedenfalls aber in einer Weise zugänglich zu
erhalten, die den künstlerischen und kunstwissenschaftlichen Zwecken der welt-
berühmten Sammlung entspricht.
Weder das Sachsen des achtzehnten, noch das des neunzehnten Jahr-
hunderts hat es an dieser Fürsorge für die Galerie fehlen lassen. Als August
der Starke 1722 aus den besten Gemälden, die sich bis dahin in Dresden
angesammelt hatten, eine wirkliche »Galerie« bildete, die im Obergeschoß
des »Stallgebäudes« am Jüdenhofe untergebracht wurde, umfaßte diese
Sammlung nach dem erhaltenen Hauptinventar sämtlicher Bilder des kurfürst-
lichen Besitzes zunächst 725 Nummern, die jedoch bald aus dem »Vorrat«
und durch weitere Ankäufe vermehrt wurden. Schon 1728 belief sich der
Gesamtbesitz des Herrschers an Bildern, die man für würdig gehalten, als
Kunstwerke inventarisiert zu werden, auf 3592 Nummern, von denen sich die
meisten in den Schlössern verteilt, 1208 aber in der Galerie befanden. Von diesen
1 208 Galeriebildern des Jahres 1728 haben sich heute nur wenig mehr als 365 in
der Galerie erhalten. Die übrigen mußten anderen Platz machen. Zwischen 1728
und 1747, dem Schlußjahr der alten Inventarisierung, erhöhte sich die Anzahl der
Gemälde des kurfürstlichen Besitzes um 1937 Nummern, muß sich, alles in allem,
in dem zuletzt genannten Jahre also auf 5523 Nummern belaufen haben, unter
denen sich auch die 1745 erworbenen besten hundert Bilder der bis dahin hoch-
berühmten Sammlung Herzog Franz' III. von Modena befanden. Daß sich nach
diesem Zuwachs ein Erweiterungsbau der Galerie am Jüdenhofe als unabweisbar
notwendig erwies, versteht sich von selbst. Während des Umbaues von 1744—46
befand die Galerie sich im Japanischen Palais. Das Obergeschoß des » Stall
gebäudes« wurde nun zu einem wirklichen Galeriegebäude ausgebaut, das mit
seiner äußeren und seiner inneren Galerie damals für mustergültig galt und nahe-
zu hundert Jahre seinen Zweck erfüllte. Natürlich wurde nun eine Auslese der
im kurfürstlichen Besitze befindlichen Bilder hineingebracht, ja, auch von diesen
der Galerie überwiesenen Bildern wurden einige noch in den »Vorrat« der Samm-
lung gestellt. Erst 1754 entstand ein geschriebenes Verzeichnis aller für diese
Galerie ausgesonderten Bilder. Im ganzen waren es 1446, von denen sich 1351
in der eigentlichen äußeren oder inneren Galerie, 95 aber im »Vorrat« befanden.
Jedenfalls bilden jene 1351 Gemälde den Kern der heutigen Galerie, dem sie
ihren besonderen künstlerischen und kunstgeschichtlichen Charakter verdankt. Um
1754 waren die Bilderankäufe aber auch im wesentlichen abgeschlossen, und der
bald darauf ausbrechende Siebenjährige Krieg machte ihnen vollends ein Ende.
schätzen wir ihren geistigen Wert ein, ihre Bedeutung für das Kunstleben, ja
für das gesamte Geistesleben Sachsens und Deutschlands. Es versteht sich von
selbst, daß es zu den vornehmsten Kulturaufgaben des gegenwärtigen sächsischen
Staates gehört, diesen Schatz, den eine große Vergangenheit ihm hinterlassen, zu
bewahren, womöglich zu vermehren, jedenfalls aber in einer Weise zugänglich zu
erhalten, die den künstlerischen und kunstwissenschaftlichen Zwecken der welt-
berühmten Sammlung entspricht.
Weder das Sachsen des achtzehnten, noch das des neunzehnten Jahr-
hunderts hat es an dieser Fürsorge für die Galerie fehlen lassen. Als August
der Starke 1722 aus den besten Gemälden, die sich bis dahin in Dresden
angesammelt hatten, eine wirkliche »Galerie« bildete, die im Obergeschoß
des »Stallgebäudes« am Jüdenhofe untergebracht wurde, umfaßte diese
Sammlung nach dem erhaltenen Hauptinventar sämtlicher Bilder des kurfürst-
lichen Besitzes zunächst 725 Nummern, die jedoch bald aus dem »Vorrat«
und durch weitere Ankäufe vermehrt wurden. Schon 1728 belief sich der
Gesamtbesitz des Herrschers an Bildern, die man für würdig gehalten, als
Kunstwerke inventarisiert zu werden, auf 3592 Nummern, von denen sich die
meisten in den Schlössern verteilt, 1208 aber in der Galerie befanden. Von diesen
1 208 Galeriebildern des Jahres 1728 haben sich heute nur wenig mehr als 365 in
der Galerie erhalten. Die übrigen mußten anderen Platz machen. Zwischen 1728
und 1747, dem Schlußjahr der alten Inventarisierung, erhöhte sich die Anzahl der
Gemälde des kurfürstlichen Besitzes um 1937 Nummern, muß sich, alles in allem,
in dem zuletzt genannten Jahre also auf 5523 Nummern belaufen haben, unter
denen sich auch die 1745 erworbenen besten hundert Bilder der bis dahin hoch-
berühmten Sammlung Herzog Franz' III. von Modena befanden. Daß sich nach
diesem Zuwachs ein Erweiterungsbau der Galerie am Jüdenhofe als unabweisbar
notwendig erwies, versteht sich von selbst. Während des Umbaues von 1744—46
befand die Galerie sich im Japanischen Palais. Das Obergeschoß des » Stall
gebäudes« wurde nun zu einem wirklichen Galeriegebäude ausgebaut, das mit
seiner äußeren und seiner inneren Galerie damals für mustergültig galt und nahe-
zu hundert Jahre seinen Zweck erfüllte. Natürlich wurde nun eine Auslese der
im kurfürstlichen Besitze befindlichen Bilder hineingebracht, ja, auch von diesen
der Galerie überwiesenen Bildern wurden einige noch in den »Vorrat« der Samm-
lung gestellt. Erst 1754 entstand ein geschriebenes Verzeichnis aller für diese
Galerie ausgesonderten Bilder. Im ganzen waren es 1446, von denen sich 1351
in der eigentlichen äußeren oder inneren Galerie, 95 aber im »Vorrat« befanden.
Jedenfalls bilden jene 1351 Gemälde den Kern der heutigen Galerie, dem sie
ihren besonderen künstlerischen und kunstgeschichtlichen Charakter verdankt. Um
1754 waren die Bilderankäufe aber auch im wesentlichen abgeschlossen, und der
bald darauf ausbrechende Siebenjährige Krieg machte ihnen vollends ein Ende.