Literatur
193
Stange, Albert. Das Deutsche Museum von Meister-
werken der Naturwissenschaft und Technik in
München. Historische Skizze. München und
Berlin, R. Oldenburg 1906.
Die außerordentlich schnelle Entwicklung, die
Oskar von Millers am 1. Mai 1903 zuerst ausge-
sprochenen Plan der Wirklichkeit nahegerückt hat,
wird auf Grund des vollständigen Aktenmaterials
unter genauer Wiedergabe aller wichtigen Schrift-
stücke und Reden geschildert. Über die wissen-
schaftlichen und organisatorischen Grundlagen des
Unternehmens orientiert am besten die Ansprache
Millers in der ersten Ausschußsitzung 28. Juni 1904.
Wenn schon im folgenden Jahre das Vermögen des
Museums ca. 600000 M. betrug, so ist das wohl
der schlagendste Beweis dafür, wie »aktuell« der
Plan war. Von dem Schatten, der durch das eigen-
tümliche Preisausschreiben zur Erlangung der Bau-
pläne und sein Ergebnis auf das Museum gefallen
ist, berichtet das Buch noch nichts. Es kann aber
auch an dieser Stelle nicht verschwiegen werden,
daß Vorkommnisse wie diese nicht dazu geeignet
sind, bei den Freunden einer vorwärtsschreitenden
künstlerischen Kultur unserer Nation Sympathien
für den neuen Tempel deutscher Naturwissenschaft
und Technik zu erwecken. — Ein niedlicher Druck-
fehler sei erwähnt (S. 28): Herr von Siemens hofft,
das Museum werde dermaleinst des Schweißes der
Ideen wert sein. Nietzsches »Musik, die schwitzt«
hat also Nachfolge gefunden. E. H.
II. MUSEUMSBERICHTE. KATALOGE
Lampert, Kurt. Führer durch die Kgl. Naturalien-
Sammlung zu Stuttgart II. Die zoologische
Sammlung. Stuttgart 1906. E. Nägele. 108 S.
Im Anschluß an den von Prof. Dr. Eberhard
Fraas verfaßten Führer I »Die geognostische Samm-
lung Württembergs« gibt Lampert, der erste Kon-
servator der Naturalien- Sammlung, einen Führer
durch die reichhaltige zoologische Sammlung des
Kgl. Naturalien-Kabinetts. Der Führer soll den
Schausammlungsbesuchern ein Begleiter sein und
gibt daher biologische Notizen oder anatomische
Erläuterungen zu den ausgestellten Präparaten, ent-
hält aber auch eine kurze Charakteristik der be-
treffenden Familien, Ordnungen usw., ist also ge-
wissermaßen ein kleiner Leitfaden der Zoologie.
Die Anordnung des Stoffes konnte keine rein syste-
matische sein, sondern mußte sich der technischen
Aufstellung der Sammlungen anpassen, ein Umstand,
der sich in keinem Museum ganz vermeiden läßt.
Die heutige Sammlung datiert von 1826, hat
aber schon in dem ehemaligen »Raritätenkabinett«,
auf das wohl der heutige altmodische Name »Na-
turalienkabinett« zurückzuführen ist, einen Vorläufer
gehabt, wenn auch kaum nennenswerte Stücke
daraus übrig geblieben sind.
Sehr reichhaltig ist der Saal, welcher ein Bild
von der Fauna des württembergischen Landes gibt.
Durch achtzigjährige Sammeltätigkeit, unter tat-
kräftiger Mithilfe des Vereines für vaterländische
Naturkunde in Württemberg, ist hier ein reiches
Material zusammengetragen worden. Aber nur im
Verlaufe von Jahrzehnten oder in einem Jahr-
hundert läßt sich eine solch wertvolle Ausstellung
zusammenbringen. Unter den Vögeln dieser Lokal-
sammlung sind besonders reich die Irrgäste ver-
treten, darunter auch große Seltenheiten, die durch
irgendwelche Zufälle einmal nach Württemberg ver-
schlagen worden sind. Unter den Säugetieren
Württembergs findet sich manches Stück als letztes
Exemplar seiner Art in Württemberg, der letzte
Wolf aus dem Jahre 1857, der letzte Luchs aus
dem Jahre 1846 und der letzte Biber aus dem
Jahre 1869. Solche Belegstücke zeigen in recht
interessanter Weise die Veränderungen, welcher die
Tierwelt eines Landes unter der fortschreitenden
Kultur und der sich ausdehnenden Industrie fort-
während unterworfen ist. F. Römer.
Tätigkeitsbericht des Vereines Krahuletz-Gesellschaft
in Eggenburg für das fahr 1905. Eggenburg
1906. 51 S. 8° und Textabb.
Es würde für die »Museumskunde« kein Anlaß
vorliegen, dieses Heftchen der Beachtung zu emp-
fehlen, wenn es nicht durch eine Besonderheit sich
sehr vorteilhaft von ähnlichen Erscheinungen ab-
höbe. Der klare und gute Bericht ist ja nicht anders,
als er auch sonst erstattet zu werden pflegt, und
die Pflege lokaler Kultur, wie sie sich in den
Brunnerschen »Beiträgen zur Geschichte Eggenburgs«
zeigt, ist heutzutage schon zu einer so regelmäßig
geübten Pflicht geworden, daß man sie ohne weiteres
als etwas Selbstverständliches hinnimmt. Neu aber
ist das schöne Streben der Gesellschaft, über ihren
engen Kreis hinaus der Heimatkunst zu dienen, ver-
wandte Kräfte mit sich zu vereinen und zu betonen,
daß mit der Anhäufung von Gegenständen
durchaus noch nicht die Aufgabe eines
Lokalmuseums erschöpft sei, sondern daß
es vornehmlich »für den Schutz der hei-
matlichen Denkmäler und für die Erhal-
tung volkskundlicherGegenständeimVolke
Museumskunde. III, 3.
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Stange, Albert. Das Deutsche Museum von Meister-
werken der Naturwissenschaft und Technik in
München. Historische Skizze. München und
Berlin, R. Oldenburg 1906.
Die außerordentlich schnelle Entwicklung, die
Oskar von Millers am 1. Mai 1903 zuerst ausge-
sprochenen Plan der Wirklichkeit nahegerückt hat,
wird auf Grund des vollständigen Aktenmaterials
unter genauer Wiedergabe aller wichtigen Schrift-
stücke und Reden geschildert. Über die wissen-
schaftlichen und organisatorischen Grundlagen des
Unternehmens orientiert am besten die Ansprache
Millers in der ersten Ausschußsitzung 28. Juni 1904.
Wenn schon im folgenden Jahre das Vermögen des
Museums ca. 600000 M. betrug, so ist das wohl
der schlagendste Beweis dafür, wie »aktuell« der
Plan war. Von dem Schatten, der durch das eigen-
tümliche Preisausschreiben zur Erlangung der Bau-
pläne und sein Ergebnis auf das Museum gefallen
ist, berichtet das Buch noch nichts. Es kann aber
auch an dieser Stelle nicht verschwiegen werden,
daß Vorkommnisse wie diese nicht dazu geeignet
sind, bei den Freunden einer vorwärtsschreitenden
künstlerischen Kultur unserer Nation Sympathien
für den neuen Tempel deutscher Naturwissenschaft
und Technik zu erwecken. — Ein niedlicher Druck-
fehler sei erwähnt (S. 28): Herr von Siemens hofft,
das Museum werde dermaleinst des Schweißes der
Ideen wert sein. Nietzsches »Musik, die schwitzt«
hat also Nachfolge gefunden. E. H.
II. MUSEUMSBERICHTE. KATALOGE
Lampert, Kurt. Führer durch die Kgl. Naturalien-
Sammlung zu Stuttgart II. Die zoologische
Sammlung. Stuttgart 1906. E. Nägele. 108 S.
Im Anschluß an den von Prof. Dr. Eberhard
Fraas verfaßten Führer I »Die geognostische Samm-
lung Württembergs« gibt Lampert, der erste Kon-
servator der Naturalien- Sammlung, einen Führer
durch die reichhaltige zoologische Sammlung des
Kgl. Naturalien-Kabinetts. Der Führer soll den
Schausammlungsbesuchern ein Begleiter sein und
gibt daher biologische Notizen oder anatomische
Erläuterungen zu den ausgestellten Präparaten, ent-
hält aber auch eine kurze Charakteristik der be-
treffenden Familien, Ordnungen usw., ist also ge-
wissermaßen ein kleiner Leitfaden der Zoologie.
Die Anordnung des Stoffes konnte keine rein syste-
matische sein, sondern mußte sich der technischen
Aufstellung der Sammlungen anpassen, ein Umstand,
der sich in keinem Museum ganz vermeiden läßt.
Die heutige Sammlung datiert von 1826, hat
aber schon in dem ehemaligen »Raritätenkabinett«,
auf das wohl der heutige altmodische Name »Na-
turalienkabinett« zurückzuführen ist, einen Vorläufer
gehabt, wenn auch kaum nennenswerte Stücke
daraus übrig geblieben sind.
Sehr reichhaltig ist der Saal, welcher ein Bild
von der Fauna des württembergischen Landes gibt.
Durch achtzigjährige Sammeltätigkeit, unter tat-
kräftiger Mithilfe des Vereines für vaterländische
Naturkunde in Württemberg, ist hier ein reiches
Material zusammengetragen worden. Aber nur im
Verlaufe von Jahrzehnten oder in einem Jahr-
hundert läßt sich eine solch wertvolle Ausstellung
zusammenbringen. Unter den Vögeln dieser Lokal-
sammlung sind besonders reich die Irrgäste ver-
treten, darunter auch große Seltenheiten, die durch
irgendwelche Zufälle einmal nach Württemberg ver-
schlagen worden sind. Unter den Säugetieren
Württembergs findet sich manches Stück als letztes
Exemplar seiner Art in Württemberg, der letzte
Wolf aus dem Jahre 1857, der letzte Luchs aus
dem Jahre 1846 und der letzte Biber aus dem
Jahre 1869. Solche Belegstücke zeigen in recht
interessanter Weise die Veränderungen, welcher die
Tierwelt eines Landes unter der fortschreitenden
Kultur und der sich ausdehnenden Industrie fort-
während unterworfen ist. F. Römer.
Tätigkeitsbericht des Vereines Krahuletz-Gesellschaft
in Eggenburg für das fahr 1905. Eggenburg
1906. 51 S. 8° und Textabb.
Es würde für die »Museumskunde« kein Anlaß
vorliegen, dieses Heftchen der Beachtung zu emp-
fehlen, wenn es nicht durch eine Besonderheit sich
sehr vorteilhaft von ähnlichen Erscheinungen ab-
höbe. Der klare und gute Bericht ist ja nicht anders,
als er auch sonst erstattet zu werden pflegt, und
die Pflege lokaler Kultur, wie sie sich in den
Brunnerschen »Beiträgen zur Geschichte Eggenburgs«
zeigt, ist heutzutage schon zu einer so regelmäßig
geübten Pflicht geworden, daß man sie ohne weiteres
als etwas Selbstverständliches hinnimmt. Neu aber
ist das schöne Streben der Gesellschaft, über ihren
engen Kreis hinaus der Heimatkunst zu dienen, ver-
wandte Kräfte mit sich zu vereinen und zu betonen,
daß mit der Anhäufung von Gegenständen
durchaus noch nicht die Aufgabe eines
Lokalmuseums erschöpft sei, sondern daß
es vornehmlich »für den Schutz der hei-
matlichen Denkmäler und für die Erhal-
tung volkskundlicherGegenständeimVolke
Museumskunde. III, 3.
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