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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 3.1907

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Lauffer, Otto: Das Historische Museum, [3]: sein Wesen und Wirken und sein Unterschied von den Kunst- und Kunstgewerbe-Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70258#0230

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222

Lauffer, Das historische Museum

DAS HISTORISCHE MUSEUM
. SEIN WESEN UND WIRKEN UND SEIN UNTERSCHIED
VON DEN KUNST- UND KUNSTGEWERBE-MUSEEN
VON *
OTTO LAUFFER
KAPITEL VI: DIE ANORDNUNG HISTORISCH- ARCHÄOLOGISCHER
SAMMLUNGEN
1 X Ter von der Anordnung irgend eines Museums spricht, der muß von vornherein
V V zwei Dinge scharf auseinanderhalten. Das erste ist die Frage, wie die große
unübersichtliche Masse von Einzelstücken in geschlossene und sachlich zusammen-
gehörige Gruppen zerlegt werden soll, und daneben steht dann die zweite Frage,
wie nach also geschehener übersichtlicher Disposition die Denkmäler innerhalb
der verschiedenen Gruppen so zur Aufstellung gebracht werden sollen, daß jedes
einzelne möglichst gut zur Geltung kommt, und daß die nebeneinander stehenden
Stücke sich zu möglichst gefälligen Bildern zusammenschließen. Wir haben also
zu unterscheiden zwischen sachlicher Gruppierung und dekorativer Aufmachung
der Museumsstücke. Die Gruppierung kann immer nur erfolgen aus einer wissen-
schaftlichen Durchdringung des inneren Wertes der Einzelstücke, sie kann daher
in befriedigender Weise von niemandem anders als von einem Fachmanne vor-
genommen werden. Die dekorative Aufmachung dagegen ist nur eine äußere
Zutat, die wir hinzubringen, um das Interesse des Publikums an den Ausstellungs-
gegenständen zu vermehren. Diese Aufmachung kann mit mehr oder weniger
Geschmack durchgeführt werden, sie bleibt immer nur Dekorateurarbeit, die wir
gewiß nicht unterschätzen wollen, die aber in einer wissenschaftlichen Sammlung
immer erst an zweiter Stelle zu berücksichtigen ist. Der Fachmann kann sie ganz
entbehren, und mit Wissenschaft hat sie durchaus nichts zu tun.
Aus diesem Verhältnis zu den Fragen der Wissenschaft folgt es mit zwingen-
der Notwendigkeit, daß der Museologe zuerst und vor allen Dingen eine sach-
gemäße Gruppierung seiner Sammlungsgegenstände vorzunehmen hat, daß dabei
die Fragen der Aufmachung immer erst eine spätere Sorge sein müssen, und daß
man sich auf keinen Fall bei den Gruppierungsarbeiten von irgend welchen Deko-
rationsrücksichten, und wären sie noch so verlockend, beeinflussen lassen darf. Nichts
ist für die sachgemäße Anordnung eines historischen Museums verhängnisvoller,
als wenn sie von vornherein durch Dekorationsrücksichten irritiert wird. Erst
 
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