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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 3.1907

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Simon, Karl: Eine Zentralstelle für Abbildungen Deutscher Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.70258#0179

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Simon, Eine Zentralstelle für Abbildungen deutscher Kunstwerke

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EINE ZENTRALSTELLE FÜR ABBILDUNGEN
DEUTSCHER KUNSTWERKE
VON
KARL SIMON
Wer jemals über ein Thema aus der deutschen Kunstgeschichte besonders der
älteren Zeit gearbeitet hat, wird ein Liedchen von den Schwierigkeiten singen
können, die ihm dabei in den Weg getreten sind. Nur eine, allerdings die größte,
sei heute hier berührt: die Beschaffung von Abbildungen.
Wie einfach ist die Sache meist in Italien. Alles nur irgendwie Wichtigere
ist oder wird dort von einem der großen photographischen Verlage, Alinari,
Anderson, Brogi, Naya photographiert, und man braucht sich nur an sie zu wenden,
um das Gewünschte zu erhalten. Für Deutschland existieren solche große Ver-
lage nur für die Galerien. Bruckmann, Hanfstängl u. a. m. haben die wichtigsten
Dinge aus den Galerien photographiert, wenngleich auch hier noch vieles fehlt,
jedenfalls nicht mit der Ausführlichkeit aufgenommen ist, die in Italien selbst-
verständlich ist. Aber hier entscheidet natürlich die Nachfrage, und dem einzelnen
Verlag ist daraus kein Vorwurf zu machen. Besonders gering ist die Zahl der
deutschen Bilder des 19. Jahrhunderts, vor allem der ersten Hälfte, die man in
guten Photographien bekommen kann. Die Berliner photographische Gesellschaft
war im wesentlichen früher auf gangbare Marktware angewiesen, die große Publi-
kation »Deutsche Kunst« geht jetzt von höheren Gesichtspunkten aus.
Schlimmer ist die Sache aber bei weiter abliegenden Dingen, bei Werken
der Architektur, der Plastik, des Kunstgewerbes älterer, aber auch neuerer Zeit.
Oft existieren von den wichtigsten Dingen keine brauchbaren Abbildungen. Man
nehme an, die Bernwardssäule in Hildesheim stehe irgendwo in Italien. Kein Zweifel,
daß sie von oben bis unten in ausgezeichneten Photographien vorläge — viel eher
als die Trajanssäule, die doch wahrhaftig für die photographische Aufnahme ganz
andere Schwierigkeiten bietet. Da die Bernwardssäule aber in Hildesheim, also
»nur in Deutschland« steht, so ist sie natürlich noch nicht so gut photogra-
phiert, wie es dieses Meisterwerk verdient — wenigstens ist mir keine solche Auf-
nahme bekannt geworden.
Es soll nicht verkannt werden, wie viel weiter wir im letzten Jahrzehnt
gekommen sind; die fortschreitende Inventarisierung liefert eine Unmenge brauch-
barer Abbildungen. Aber doch nicht für alle Orte. Ich erinnere nur an das von
der reichen Provinz Sachsen so erbärmlich ausgestattete Verzeichnis ihrer Bau-
und Kunstdenkmäler. Anderwärts schreitet die Inventarisierung nur langsam vor-
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