Lehrs, Natur und Raumkunst
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Abb. I: Säugetierbewegung: Wüstenspringmaus, Schleichkatze,
zum Sprung ansetzende Hauskatze
zu bannen uns bemühen, lediglich in Phrasen wiederzugeben denkt wie die, daß
die bildende Kunst stets der Natur »nacheifern« oder gar bestrebt sein müsse
ihr »möglichst gleichzukommen«, der verkennt das innerste Wesen dieses Ver-
wandschaftsverhältnisses gründlich: künstlerisches Schaffen ist kein Surro-
gat des Naturschaffens, ebensowenig wie die alberne Behauptung wahr ist, die
ähnlich »Gebildete« einem
Darwin in den Mund schie-
ben, »daß der Mensch vom
Affen abstamme«!
Nein, aber ein gemein-
samer Ursprung dieser bei-
den höchstentwickelten Ver-
treter unserer Organismen-
welt, der ist nicht von der
Hand zu weisen; und ebenso
dürfen und können wir heute
nicht mehr verkennen, wie
sehr im Bilden der Natur wie
im Bilden des Künstlers We-
senszüge ausgeprägt sind, die
eine natürliche Verwandt-
schaft bekunden.
Und um wieviel klarer
treten diese Beziehungen zu
Tage, wenn es sich um spe-
ziellere Begriffe handelt, wie
hier, auf der Dresdner Aus-
stellung, wo in der Abteilung
»Raumkunst« gezeigt wer-
den sollte, wie sich die Natur
in der Ausgestaltung des
Raumes ergeht.
Unter diesem Gesichts-
punkt betrachtet, bot die
Altonaer Sonder-Ausstellung etwas durchaus Neues, in jeder Beziehung Eigen-
artiges, im besten Sinne Originelles.
Sie führte uns in etwa 20, teils schrankartigen, teils kleineren, außerordentlich
geschickt und geschmackvoll ausgestatteten Einzelvitrinen, in einigen Pulten, die
in Schiebekästen Insektentypen enthielten, und in einer Serie von unter guten Zeiss-
Lupen an den Fenstern aufgestellten Präparaten charakteristischer einzelliger
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Abb. I: Säugetierbewegung: Wüstenspringmaus, Schleichkatze,
zum Sprung ansetzende Hauskatze
zu bannen uns bemühen, lediglich in Phrasen wiederzugeben denkt wie die, daß
die bildende Kunst stets der Natur »nacheifern« oder gar bestrebt sein müsse
ihr »möglichst gleichzukommen«, der verkennt das innerste Wesen dieses Ver-
wandschaftsverhältnisses gründlich: künstlerisches Schaffen ist kein Surro-
gat des Naturschaffens, ebensowenig wie die alberne Behauptung wahr ist, die
ähnlich »Gebildete« einem
Darwin in den Mund schie-
ben, »daß der Mensch vom
Affen abstamme«!
Nein, aber ein gemein-
samer Ursprung dieser bei-
den höchstentwickelten Ver-
treter unserer Organismen-
welt, der ist nicht von der
Hand zu weisen; und ebenso
dürfen und können wir heute
nicht mehr verkennen, wie
sehr im Bilden der Natur wie
im Bilden des Künstlers We-
senszüge ausgeprägt sind, die
eine natürliche Verwandt-
schaft bekunden.
Und um wieviel klarer
treten diese Beziehungen zu
Tage, wenn es sich um spe-
ziellere Begriffe handelt, wie
hier, auf der Dresdner Aus-
stellung, wo in der Abteilung
»Raumkunst« gezeigt wer-
den sollte, wie sich die Natur
in der Ausgestaltung des
Raumes ergeht.
Unter diesem Gesichts-
punkt betrachtet, bot die
Altonaer Sonder-Ausstellung etwas durchaus Neues, in jeder Beziehung Eigen-
artiges, im besten Sinne Originelles.
Sie führte uns in etwa 20, teils schrankartigen, teils kleineren, außerordentlich
geschickt und geschmackvoll ausgestatteten Einzelvitrinen, in einigen Pulten, die
in Schiebekästen Insektentypen enthielten, und in einer Serie von unter guten Zeiss-
Lupen an den Fenstern aufgestellten Präparaten charakteristischer einzelliger