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Deutscher Museumsbund [Mitarb.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 9.1913

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Schottmüller, Frida: Die Entwicklung der römischen Museen II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.73730#0113
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Schottmüller, Die Entwicklung der römischen Museen.

hunderts. Gregor XVI. hat es zwischen 1831 und 1834 erbaut. Ein achteckiger Raum
mit kassettierter Decke und gutem Oberlicht. Dem Eingang gegenüber in roter Nische
das berühmte Bildwerk, das auch in Paris gewesen; zu Seiten zwei große Terrakotta-
vasen, während in den Nischen zunächst der Tür zwei Gruppen, Amor und Psyche
und Leda, aufgestellt sind. Isolierung und Betonung des Hauptwerkes gelang voll-
kommen; aber architektonisch unmotiviert und gar zu absichtlich erscheint das kräftige
Rot der Nischen neben dem Hellgrau der Wand. Viel günstiger erscheint hierin der
Braccio nuovo r), der schon unter Pius VII. (1817—1822) entstand.
Die meisten Räume des Kapitolinischen Museums besitzen die Mängel seiner
Entstehungszeit und dazu jene Unausgeglichenheit, die durch späteren Umbau leicht
entsteht. In unserer Zeit würde man sich dem Stil der großzügigen Architektur
vielleicht noch besser anzupassen wissen als zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wo
man vielleicht dem starken Einfluß der Tradition erlag, ohne den älteren Stil so wie
heute zu begreifen.
DER KONSERVATORENPALAST.
Im älteren Bau gegenüber, der sehr viel größere Tiefe als das Museum hat,
nehmen zwei größere Festsäle die Front ein. Ebensowenig wie von ihnen braucht
in diesem Zusammenhange von den Gemächern mit einigen Antiken, jüngeren
Kunstwerken und Garibaldi-Andenken im anstoßenden rechten Flügel ge-
sprochen werden. Wohl aber bieten die Sammlungsräume im größeren linken Anbau
Beachtenswertes. Die Bildwerke — meist neuere Funde —, die anläßlich von Straßen-
anlagen in Rom ans Licht gelangten, und einige, die wegen Platzmangel aus dem
Kapitolinischen Museum hierher kamen — so alle Bronzen —, standen vor etwa
zwei Jahrzehnten provisorisch in einem luftigen Rundbau im zweiten Hofe 2). Seit-
dem hat man Korridor und Gemächer im Erdgeschoß 3), die einstmals u. a. die von
Benedikt XII. begründete Kunstakademie enthielten 4), für ihre Aufnahme her-
gerichtet, während das Kunstgewerbe der Antike im Korridor des oberen Stock-
werkes neben den Bildersälen Aufnahme fand.
Die Ausstattung der gewölbten Räume im Erdgeschoß — 10 Zimmer, ein
Korridor und ein größerer Saal — ist modernem Geschmack gemäß einfach gehalten
und die Aufstellung in einigen eher locker und auf Zuwachs berechnet, denn
überfüllt. Der Boden ist Terrazzo wie im Erdgeschoß des Kapitolmuseums.
Die oben halbrunden Fenster liegen ziemlich hoch — wahrscheinlich macht
das ansteigende Terrain das nötig — und mit gelblichen Vorhängen versehen.
Leider sind einige Zimmer dadurch sehr dunkel, und die zarten Silbereinlagen

!) Vgl. S. 20 im vorigen Heft.

2) Photographie Anderson 1481.

3) Nach dem Kapitolsplatze zu ist es die erste Etage, aber in gleicher Höhe mit dem zweiten Hofe.

4) Justi a. a. 0. II, S. 133 u. Volkmann a. a. 0. II, S. 506.

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