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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 2.1903-1904

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Berner, E. F.: Über Feinmetallindustrie als Kunstindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6374#0263
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Clcbcr •feinmetalHnduftric als Kunftinduftr«.

Juwelenmarkt das Zehnfache hottet,
aber die fcbmückcndcn €igenfcbaften
nicht in dem JNIafse befitzt wie erfterer.
'SfTi^F^tfi WM c'n hünftlcrifch wertvoller Stein,

wie der Diamant, hann andererfeits
faft bis zum Simili heruntergedrückt
werden, fobald er verftändnislos be-
bandelt wird. JVIit welcher 6mpfin-
dungslofigkeit wird nicht oft ein Scbmuch-
ftück, das eine Blume, eine Schleife oder
dergleichen darftellt, mit Brillanten ge-
radezu gepflaftert! Die ©efcbmacklofig-
keit Hegt einesteils in der zu grofsen
Hnzabl der verwendeten Steine, baupt-
fäcblicb aber darin, dafs die Steine zu
einer form zufammengefügt werden, die
dem inneren CClefen diefcs Steines nicht
entrpriebt.

Sin Diamant, wie jeder feurig trans-
parente edelftein, ift gewiffermafsen
körperlos, nur Cicbt und färbe! Dies
find feine vornebmften, febmüchenden
eigenfebaften, die bei feiner Verwendung
im Schmuck berückfiebtigt werden muffen.
Cr ift gleicbfam etwas ©eiftiges! Cr
foll im Diadem als Strablenkrone das
Raupt febmücken! €r foll wie frifeber
Cau im Baare glitzern! 6r foll in der
Raiskette wie ein Sternenkranz funkeln,
auf einem goldenen Scbmuckftück wie
feuerfebein aufblitzen oder auf dem
Ordenszeicben den geiftigen ©lanz feines
Crägers verfinnbildlicben. Hber er darf
nie gezwungen werden, eine form zu
bilden, in der er Körper fein foll, die
ihn darum feiner Körperlofigkeit beraubt.
Hlfo er darf nie etwa eine glänzende Beere in einem Ornament oder
zu JVIaffen vereinigt eine glänzende Blume oder gar eine Schleife fein,

frz. ßörcs, Stuttgart. Campe mit hohem
fute, aus J^elTing gcTägt. Gntwurf.
 
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