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A bibliography of the survival of the classics: the publications of ... = — 2.1932-33 (1938)

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https://doi.org/10.11588/diglit.50164#0161
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Nachleben der antiken Philosophie

139

Sammlungen hinaus, zugleich ist das Buch
das erste in der Reihe der von De officiis
beeinflußten, an einen Fürsten gerichteten
Instruktionsbücher.
Otto von Freising zeigt in einigen der in
das Chronicon und die Gesta Frederici ein-
gestreuten philosophischen Betrachtungen
eine genaue Bekanntschaft mit der Schrift
Ciceros.
Der erste Schriftsteller jedoch, der ein
freies und unmittelbares Verhältnis zur
Person und Gedankenwelt Ciceros hat, ist
Johannes von Salisbury. Im Policraticus
macht er die politischen und sozialen Ideen
von De officiis einer selbständigen Kritik
aktueller Zeitfragen nutzbar. Er ist auch
der erste Autor, der — in seinen Angriffen
auf Heinrich II. von England — das Ethos
des Tyrannenhasses und der Freiheitsliebe
von Cicero übernimmt.
Im 13. Jahrh. läßt sich eine allgemeinere
Bekanntschaft mit der ciceronischen Schrift
feststellen, sei es nun eine direkte oder eine
durch das Moralium Dogma Philosophorum
vermittelte. In zusammenfassenden Enzy-
klopaedien wie dem Speculum doctrinale
des Vincenz von Beauvais oder der Summa
de regimine vitae humanae findet das
ethische System Ciceros eingehende Be-
rücksichtigung. Neben diesen von Geist-
lichen verfaßten moralischen Schriften sind
für die Nachwirkung von De officiis vor
allem zwei Literaturgattungen wichtig: die
Fürstenspiegel, z. B. der Liber de instruc-
tione principis des Giraldus Cambrensis
und die italienischen Laienschriften, die
sich an den Podesta einer italienischen
Stadtrepublik richten, wie z. B. der Liber
de regimine civitatum des Giovanni Nanni.
Mit dem Wiederaufleben der konkreten
Voraussetzungen, aus denen die panaitisch-
ciceronischen Moralvorschriften einst er-
wachsen waren, erhält das Werk eine ge-
steigerte Bedeutung: der Bürger fand hier
sein Ideal eines republikanischen Staats-
mannes, der durch Verdienst und Volks-
gunst zur Herrschaft gelangt, vorgeformt
und übernahm von Cicero die Formeln für
seinen Unabhängigkeitsstolz und seinen
Haß gegen fürstliche oder päpstliche Ty-
rannei. L. L.
542 TRAUB, GERHARD, Studien zum Einfluß
Ciceros auf die höfische Moral. Greifs-
wald: Adler '33. 104 S. =Dt. Werden. 1.
Greifswald, phil. Diss.

Ziel dieser Arbeit ist, die Nachwirkung
der ciceronischen Ethik, d. h. im Grunde
nur die Nachwirkung von Cicero’s De Offi-
ciis, auf die Moral der Stauferzeit, wie sie
sich in den Tugendlehren und der höfischen
Dichtung ausprägt, zu charakterisieren, und
damit die Kontinuität der abendländischen
ethischen Spekulation von Plato bis zu den
großen mittelhochdeutschen Dichtern auf-
zuweisen. Leider entsprechen die Kräfte des
Autors nicht der selbstgesetzten Aufgabe.
Nachdem er zunächst, auf den Ergebnissen
Zielinskis, Nordens u. a. fußend, die Rezep-
tion Ciceros bei den frühchristlichenSchrift-
stellern charakterisiert hat, skizziert er das
Nachleben Ciceros im frühen Mittelalter,
ebenfalls ohne zu neuen Ergebnissen zu
kommen.
Von zentraler Bedeutung für die weitere
Entwicklung ist das Moralium Dogma Phi-
losophorum (das T., einer jetzt überholten
Auffassung folgend, Wilhelm v. Conches zu
schreibt). Von hier aus dringt das cicero-
nianische Gut in die mittelhochdeutschen
Tugendlehren ein (Werner v. Elmendorf,
Thomasins von Zirclaira, der, Windsbekke').
DerVerf asser führt eine Reihe von Stellen an,
die Berührungspunkte mit den ciceronischen
Lehren zeigen, bleibt aber fast immer bei
der Konstatierung solcher Anklänge stehen.
Da er weder von dem Aufbau der ciceronia-
nischen Schrift noch von der inneren Struk-
tur der mittelalterlichen Ethiken einen
klaren Begriff zu geben vermag, gelingt es
ihm, trotz mancher Ansätze, auch nicht,
die Art der Einwirkung des antiken Guts,
die Kontinuität wie die — aus der Ver-
schmelzung mit christlichen und germani-
schen Motiven erwachsende — Wandlung
der antikenMoralbegriffefaßbar zu machen.
Dieser Mangel an eindringender Analyse
wird naturgemäß noch fühlbarer, wo es
sich darum handelt, die ciceronischen Ele-
mente (die für den Autor hier mit den anti-
ken überhaupt zusammenzufallen scheinen)
in der Ethik der höfischen Dichter (Hart-
mann v. Aue, Gottfried v. Straßburg,
Wolfram v. Eschenbach und Walter v. d.
Vogelweide) aufzuweisen. L. L.
GUMMERE, RICHARD M., Cicero in the 543
State House. In: Class. Journ. 28,
'32/33, S. 323—36.
Eine interessante Studie über die Be-
deutung des klassisch-humanistischen Eie-
 
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