Hoch - und Wohlansehnliche Versammlung,
Schätzbare Freunde der bildenden Künste!
ann Anton Raphael Mengs in seinen Gedanken über die schöne
/ Künste zn Madrid, den akademischen Reden die Wirkung zu-
schreibt, daß sie der Jugend die Schwierigkeiten der Kunst, wor-
auf sie sich legen will, erläutern, und die Dilletamen in den Stand sehen,
Kunstwerke zu verstehen und vernünftig zu beurrhcilen; so haben wir
bey der mit unfern alljährlichen Reden verbundenen Absicht nicht nur einen
der sichersten Gewährsmänner vor uns, sondern wir werden dadurch auch zu-
gleich aufgemuatcrt, bey dieser feycrlichen Handlung den öffentlichen Vortrag
mit solchen Gegenständen weiters zu verfolgen, mit welchen wir bereits durch
etliche Jahre den Anfang gemacht haben.
Denn hat uns gleich das Lokal-Verhältniß allhiesiger Stadt indem
Entstchungspunkt der Anstalt aufgefordert, die Liebe und Neigung gegen die
Kunst, welche allhier unter jungen Leuten merklich gesunken und schlaff gewor-
den , durch redende Beyspiele auf derjenigen Seite wiederum rege und leben-
dig zu machen, auf welcher sie ihren Zögling und Anhänger mit Glück und
Ehre belohnet har. Ist gleich eb.en so nothwcndig gewesen, den Ursachen
nachzuspühren, warum allhiesige Kunstlere gegen ältere Zeiten gleichsam auf
einmal den Muth vcrlohren haben, bey ihren Arbeiten Ehre und Gcschicklich-
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