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Naeher, Julius [Hrsg.]
Die Baudenkmäler der unteren Neckargegend und des Odenwaldes: Aufnahme, Autographie und Beschreibung (Band 4): Lichtenberg, Reichenberg, Rodenstein, Otzberg, Breuberg, Michelstadt, Fürstenau, Einhardsbasilika in Steinbach, Erbach, Beerfelden und der Galgen mit der Cent-Linde, Freienstein, Wildenburg bei Amorbach und das Kloster Schönau — Heidelberg, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.13157#0014
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das Klostcr Bcbcnhauseil bei Tübiiigeu uach dcm Muster
ihres Klosters gebaut habeu, so bictet uus das vortrefflichc
Werk des Herru Conservntor Paulus in Stnttgart übcr
das uoch so gut crhaltene Bcbcnhauser Gotteshaus ciu
schätzeuswerthes Material zur Aufkläruug und Verstäudigung
auch uuscres niitergegangcucn Klosters in Schöuau.

Ju der lctztcrcu Zeit hat das bishcr so weuig bckanntc
Kloster in Schöuau noch nudere Freuude gcwouueu, die
sich seincr nüt Liebc augeuouiuieu hakeu.

Dcr Biaunheiiucr Alterthuiusverciu, iuimcr bereit, durch
scinc bekauutc Opferthätigkeit die Juteressen der Alterthuins-
kuudc zu förderu, hat die Vcröffeutlichuug des vbcn ge-
uauutcil Plaucs crmöglicht uud dic Mittel zur Aufdcckuiig
eines sehr interessanteu Grabsteines, der bisher als Deck-
plattc eiucr Briiuucnstube dicntc, vorgcschosscn.

Jm Verein niit Hcrru Dr. Christ vou Heidelberg habcu
wir uoch maiichc auderc Juschrifteustciue iu Stallungen
> und Scheuern ausgefuudeii, vou deneu der wichtigste, der
s ciues Bürgers Heriuann von Heidelberg vom dreizehuten
^ Jahrhuudcrt, in das hiesigc Schloßuiuseuui verbracht wurde.

Das größtc Vcrdieust uiu das verlassene Schönau hat
sich Hcrr Amtsrichtcr Hufschiuidt durch seiue Blonographie
dcs Klosters erworbeu, dcrcu erstcr Thcil iu der Zcitschrift
für dic Gcschichte dcs Obcrrhciucs crschieueu ist.

Dicsc vortrcfflichc Arbcit euthält außcr dcr Gcschichte

des Klosters auch die Zusaiuuicllstelluug säliiiutlichcr be-
kannten Jnschrifleustciue. Der Maugcl eiues Klosterarchives
aus deu frühcreu Zeiteu, das wohl im 30-jährigen Kriege
seiueu Untergang faud, odcr zu dieser Zeit uach deui Aus-
lande verschlcppt wurde, ist die Ursache, daß sich dic Ge-
lchrtcn bisher so wenig niit deiu berühmteu Gottcshause
beschäftigt habeu. Um so mehr uiüsscn lvir das Vorhabcn
dcs genanntcu Verfassers anerkenncu.

Wie die Stüdte, so wareu auch im Mittelalter die
Klöster wohl bcfestigt. Das Bild aus dem sechszehnten
Jahrhuudert von Schöuau (siehe Heft 1) zeigt auch ein
stnrkes Thor niit bedccktein Zinueugang und eiue hohc
Ringmauer um das Kloster heruin. Die Stärkc aber lag
bei Schönau gegcu seindliche Angriffe uicht alleiu in dieser
Mauer, souderu in dcn Wasserriunen der Steinach eiuer-
seits uud der Greinbach anderseits, welche dcn gauzen
Klosterraum einschlossen und durch Stauuug zu einem
starkcu Abwchrmittel gesteigert wcrdcn kouuteu. So dürftc
auch die Augabe von Mone, daß sich Schönau auch durch
seiue Fortificatiou im Mittelaltcr ausgezcichnet habe, zu
dcutcu sein. Jetzt ist freilich von der Umfassilngsmauer
lveuig mchr zu sehcu, mit Ausnahme der Ruine des Ober-
thores, das wir schon gcschildert habeu.

Von einem interessanten Gebäudc, dcsseu Bau in das
drcizehnte Jahrhundert zurückgeht und das hcute noch unter

dem Namcu Hiukelhaus bekanut ist, müffcu wir uoch Er-
wähuuug thuu. Es steht etwa zwanzig Schrittc hiutcr
dem Sonimerrefectoriuiu uud ist uoch bis zum Dach iu
seiner ersten Anlagc crhaltcu. Das Erdgeschoß zeigt in
seinen Thür- uud Fcustcreinwanduiigeu den romauischeu
Baustil, währcud dic bcidcu obereu Stockwcrkc spitzbogcu-
artigc Feustcrciuwölbuugcu haben.

Der Name Hinkelhaus, Hühuerfauthci für dicses Ge-
bäude, steht wohl im Zusauimeuhaug mit deu Ablicfcrungeu
aus den Klostergütern, namentlich au Gefliigel. Eigcu-
thümlich ist die Arkadeustclluug au dcr Südscite dcs
untereu Geschosscs, dereu Bank ctwa 1 m über dcm Bodeu
sich befindct uud welchc Auorduuug znr Erleichterung
des Abladens von Lasten in das Gebäude gcdicut haben
dürfte.

Wir schließcu hiermit unser vicrtes Hcft dcr Baudcnk-
mäler der untcreu Neckargcgcnd uud dcs Odcuwaldcs, uud
sagen unscrcu Frcuudeu, welche dic Herausgabc des Wcrkes
iintcrstützt habcn, namentlich dcm Vorstandc dcs Odcnwald-
clubs, Hcrrn Obcrdürgermcistcr Dr. Ohltz, »uscru auf-
richtigsten Dank.

Heidelbcrg, 1891.

Meher.
 
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