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Naeher, Julius [Hrsg.]
Die Baudenkmäler der unteren Neckargegend und des Odenwaldes: Aufnahme, Autographie und Beschreibung (Band 4): Lichtenberg, Reichenberg, Rodenstein, Otzberg, Breuberg, Michelstadt, Fürstenau, Einhardsbasilika in Steinbach, Erbach, Beerfelden und der Galgen mit der Cent-Linde, Freienstein, Wildenburg bei Amorbach und das Kloster Schönau — Heidelberg, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.13157#0029
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Mit Ausiiahmc dcr Deiitiliig dcs Satzes O rva Llutor
ist dic Lösiing dcr Jnschrift so zu oerstehcn, das; sich Ber-
tolt nuf deu Wcrkmcister der Maurer und Ulrich auf den
dcr Steiuuietzen bczicht, und daß sich also nicht nur dic
Bauhcrrcn, sondern auch die Bauiueistcr durch Jnschriften
verhcrrlichtcii. Bian weiß auch, daß im Mittelalter dic
Zünfte dcr Maurer uud die dcr Steiniuetzen gctrcnut warcn
uud daß letztcrc ciue mit kaiserlicheu Priviligien bcvorzugtc
uutcr sich fest abgeschlosseue Gesellschaft (Bauhüttc) bildctcn.
Ebenso ist bckanut, daß die sogeu. Bicisterzeichcu zur Zcit
des Baues dcr Wildenburg noch nicht gebräuchlich warcn,
soust würdc das Zeichcn des lllrich als Wcrkmcistcr dcr
Stciiiinctzen uicht fehlcn. Das Wort Nuter bedcutet im
Mittclalter auch Aiutter Gottes uud „0 Nutsr" ein
Ausruf, dcn Bau zu schützeu.

Der Besuch dcr Wildeuburg kanu aiu lcichtcstcn von
Ainorbach aus (Eudstation dcr Lokalbahn Biiltcuberg-
Ainorbach) in IV- Stuudeu bewcrkstelligt werdcn. Auch
von Ernstthal aus führt in 2 Stundcn ciu angcnchiucr
Wcg zucrst durch dcu Park, dnuu übcr dic Höhen vou
Mörschcuhard uud Prcuuschcu nach der Burg, dic iiu dichtcn
Hochwald vcrstcckt eincn Bergvorspruug dcr liukcu Thalwand
dcr Mudau eiuuiiumt. Der schiualc Rückeu, wclchcr die Burg-
stntte niit dciu Gcbirgc vcrbindct, ist durch ciuen Felseu-
cinschnitt abgesperrt uud in höhcrer Lage schcint, dcr alteu
Bcfcstiguug uach, eine Borburg gewcscn zu scin.

Die Burg sclbst niiunit ciucn rechtcckigcn gcforuiten
Raum ein; es fallen deni Beschauer derselben soglcich die
regclmäßig gcstaltctcn Riuguiaucru auf, welchc mau sonst
bci keincr Festc diescr Art sindct. Dcr herrliche Ouadcrbau
des bnntcu Saudsteiucs, wie er hicr zu Tage steht und
wie ein solcher alle Bnrgen des Mainthalcs auszeichnet,
wcist sowvhl anf die Macht dcs Erbauers als auch auf
dcu Kuustsinn dcs Bauiucisters dcr Wildcuburg hiu. Der
hcrrlichc Thorthurin, dcr uns bcim Eintritt in die Burg
zncrst auffällt, ist ein Aieistcrstück dcr Baukuust und dcr
iiu zweitcu Stockwcrk dcssclbcn hcrvortrctcudc Erkcr niit
scinem rcichen Bogcugcsinis crinucrt uns au dcu des
Trifels.

Wic bci jedcr größercn Bnrg von Dynastcn nntcrschcidcn
wir auch hier, obgleich der ganzc Burgrauin iu cincr Ebenc
licgt, einc Borburg (der Augriffscitc zu), ciucn Burghof
und der Thalseite zu das Ritterhaus, den Pallas. Eine
niächtig hohc Schildmauer uud cinc Niugiuauer uiugibt das
gauze Anwesen.

Ebenso sind die drei genannten Theile der Burg durch ^
starke verthcidigbarc Maucrn abgcsondcrt. Dnrch das

Thorgebäude gehend, gelangt mau zuerst in die der Au-
griff- oder Bergseite zu liegcnde Vorburg. Hier siud die
Reste dcr zum Hofhalt gehörigeu Dienstgebäulichkcitcn uoch
bemerkenswerth. Die Schildmauer mit dem hoheu Berg-
fried nmß aber jedoch vor Allem die Aufmerkamkeit dcs
Militärarchitecten erregen. Die gegenseitige Stellung beider
Hauptdefensivwcrke ist hier eine geniale Combination dcr
schwäbischen und fränkischeu Bauwcise.

Bei den schwäbischen Burgeu nämlich stcht im Allge-
meinen der Bergfried frei hinter der Schildmauer. Diese
Anorduung hat aber den Nachtheil, daß die Schildmauer
nicht wirksam genug flankirt ist.

Wir treffen deshalb bei den in der Fortificationskunst
weiter vorangeschrittenen fränkischen Burgen den Bergfried
in die Schildmauer eingeschoben. Dieser Thurm zeichnet
sich bei dcn Franken noch durch seiuc bastionartig gestaltcte
Grundform aus, deren Spitze der Angriffseite so zusteht,
daß die feindlichen Geschosse leicht abprallen. Wir finden
nun zwar beim Thurm der Wildenburg nicht gerade diese
bastionartige Form, aber das Viereck dcsselbeu ist so über
Eck gestellt, daß die eine Spitze dcssclben dcr Augriffseite
zugckehrt ist uud zur Hälfte iu die Schildmauer hiuein-
reicht. Jst diesc bom Fcinde sappirt oder gebrochcn, so
steht der Bergfried, an den sie nur stumpf angebaut ist,
immer noch als letztcr Zuflnchtsort der Bclagerten nnver-
sehrt da.

Auch dic Lage der Schildmauer, wclche von der Mittc
an eincn stumpfen Winkel bildct, zeigt, wic sehr der Bau-
meistcr auf eine die Wirkung dcr Geschosse schwächcndc
Grundform dieses Hauptdefcnsivbaues bedacht war. Der
Vorhof ist von starken oben mit Wehrgang versehenen
Mauern eingeschlossen.

Durch dcusclben gclangt man in das die ganze Schmal-
scite des Burgraumes einnehmende Ritterhaus. Ein thurm-
artiger Vorbau gegen Osten gestattete eiue herrliche Aus-
sicht in das Mudauthal bei Amorbach. Die Pracht der
Architectur des romanischen Stiles an deu Thüren und
Fenstcröffnungen dieses Pallas ist bei keiner mir bekannten
Feudalbnrg crrcicht, nnd schon aus dicscm Grundc ist die
Wildenburg eine Zierdc aller Burgen des romanischen
Baustilcs.

Bczüglich des Reichthums der vorkommcudcu Stcinmetz-
zcichen kcnne ich nur ciue Burg, nnd zwar Blnukcuhorn
im Zabergäu (Württembcrg), welche mit dcr Wildcnburg
wctteifcrn kann. Bci allcn uieiuen Burgenstudieu habc ich
dicscn Mcrkiualcn der dcutschcn Steinmctzknust mciue bcsou-
dcre Aufmcrksamkeit gcschcnkt. Jch habc gefunden, daß

dicse Zcichcn an den Profanbautcn schon deshalb cinc bc-
sondcre Aufmerksamkcit verdienen, weil sie ältcr sind als
bei den gleichalterigen kirchlichen Baudeukmälern, wo die
Ordensregcln nicht gestattcten, daß die mit dem Bau bc-
trauten Laienbrüder eigcne Mcrkmale oder Steinmctzzeicheu
auf den Hausteinen anbringcn durften. Bei dcr Wildcn-
bnrg kommcn auffallender Weise weniger Zeichcn vor, die
auf Buchstabcn zurückgeführt wcrden köuuen, als bei
Blankenhoru, uud es dürfte dics cin Bcwcis sein, daß die
Zeichcn dcr lctztcrcn cincr spätcrcn Zeit angchören. Auch
in dieser Bczichung bildct also die Wildcnburg sür die
Entstehung dicser Stcinmctzzcichen den Altcrthnmsforschern
ciu schätzeuswerthes Material.

Me Rrronstrliltion drs Lagrplanrs drs; i
Schönau bei Kridrllirr!;

Blatt 8.


Jm erstcu Hcfte unsercr Bcschrcibui Mor
mälcr der untcrcn Ncckargcgcnd habcu w ^
von dem nnr uoch das Sommcrrefectorli S'^
dacht, uns aber scit diescr Zeit noch vicl S-^ Z,

tigt, um weuigstcns die Lage der Kla^. ^ Z
und der cinzelneu Gebäulichkcitcu so gut ^ o
zu stcllen. Die Entdeckung cines älterc T^ ^
Städtchens Schöuau in dcr Ncgistratur d ^
dahicr hat uus diese Äufgabe erleichtei^o- O
fachcn Untcrsuchungen dcr Ocrtlichkeit ui ^
einigcr Substructioncn des Klostcrs siud ^ o
ciuc Reconstructiou des Lagcplaues dcssi^-^
uud uachzuholcn. Wir müsscn dabci bew^. ^
rciche Nachgrabuugeu bci dcr voUständigc T ^ ^ S

Klostcrstätte dnrch dic vielcu läudlichcn G S^ O Z

Gartcuparzcllcn nur mit den größten Koß^- O ^

Dcr crwähntc ältcrc Plau ist vom
cnthält sehr wichtigc Eiuzcichuuugcn von S
bestandencn Hauptportal dcr Abteikirche ^ d)
dcs Schiffcs dcrselbcu. Ebcuso ist dcr x

iu wclchcm sich dns Ooi-mitoriuin bcfai^ ö

Gruiidform angcgebeu. Außcrdcm gcbcn D ^
stens in dcu Häuschcu aufgcfuudcuc So^ vA
Stück der Waud dcs Schiffcs, das iu
vcrstcckt ist, wcitcre Anhaltspunktc zur^m — ^

Lagcplnncs. Dic Einthcilniig dcr vcrj^ 7^ o

räume ist bckauutlich bci allcu Eistcrzic ^
dicsclbc, uud da wir wisscu, daß die /->

Z- O
 
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