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Naeher, Julius [Hrsg.]
Die Baudenkmäler der unteren Neckargegend und des Odenwaldes: Aufnahme, Autographie und Beschreibung (Band 5): Zwingenberg, Burghelde bei Eberbach, Minneburg, Mosbach, Lohrbach, Neckarelz, Neuburg, Dauchstein, Horneck, Guttenberg, Ehrenberg, Wimpfen — Heidelberg, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.13158#0007
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31

Die Baudenkmäler der unteren Neckargegend.

, Dir Iiaiserlichr Lurg auf der Kurghrlde

bri Elirrvuch.

i e Lage der Stadt Eberbach war zu allen
Zciten eine hochbcdentende. Hier erwcitert
sich von Heidelberg an der Thalgrund zum
erstenmal in ein fruchtbares für den An-
ban nnd daZ Wohlergehen einer Stadt
günstiges Gelände. Hier münden die bis
^ zu dem Gcbirgskamm des Odenwaldgebietcs
ziehendcn Seitenthäler des Neckars, nämlich: der vom Kräh-
berg kommende Jtterbach nnd dcr bcim Katzenbnckel ent-
spingende Biühlbach, cin. Nnr eine Viertelstunde nntcrhalb
Eberbach vereinigt sich die bei Beerfelden entspringende
Gammelsbach mit dem Neckar.

Diese Thaleinschnitte waren schon in den ältesten
Zeiten die natürlickisten Verkehrsadcrn, obgleich die eigent-
lichen mehr militärischen Straßen die Höhenzüge der Ge-
birge enthielten, so bei Eberbach, wo die Hanptverbindung
mit dem Odenwalde über die Hohenwarte und die Sens-
bacher Höhe stattfand.

Ein ncner Beweis der vortrefflichen Lage der Stadt
Eberbach ist in dcr Nenzeit hier das Zusammentreffen der
drei Bahnrichtungen nach Heilbronn, Heidelberg nnd Erbach.
Das Vorkommen von Ringwallanlagen anf dem Ohrsberg,
einem niedrigen oval geformten Hügel zunächst Eberbach,
ebenso die altc Befestignng anf der sog. Bnrghclde
beweist, daß sich in dem frnchtbaren Thalkessel schon znr
Römerzeit und in den ültcften germanischen Zeiten Lente
niedergelassen haben, welchc die Schifferei nnd Fischerei
pflegten.

Die Bnrghelde, e!n langgestreckter schmnlcr Bergvor-
sprnng dcs Katzenbnckels, ca. 200 m über der Thalsohle


des Neckars, eigncte sich im Biittelalter vorzüglich znr An-
lage eines festen Rittersitzes. Man schreibt den Hohen-
stausen, die sich viel in ihrer Pfalz zu Wimpfen auf'hielten
und welche ihren Besitzstand am Neckar, namentlich die
Gegend von Eberbach, zu sichern suchten, die Gründung der
Bnrg aus dem sog. Bergvorsprnnge zn. Sie hieß auch
in den ältesten Urknnden nur die Bnrg Eberbach. Ebenso
verdankt auch die Stadt Eberbach ihre Entstehung dem
genannten mächtigen Kaiserhanse, nach dessen Aussterben
später die Pfalzgrafen die Bnrg mit der Stadt als Lehen
erhielten. Anf welchc Art, ob im Banernkriege oder zur
Zeit des dreißigjnhrigen Krieges die Bnrg zcrstört wurdc,
ist nicht bekannt. Jetzt ist dicselbe ein Hanfcn von Stein-
trümmern, dercn Znsammenhang nnr schwer noch zn er-
kcnnen ist. Man nnterscheidet zwar noch dentlich drei
oder vicr einzelne, durch Grabeneinschnitte gesondert gc-
wesene Befestignngen, mit kleincn Resten von Qnader-
manern, und am Fnßc derselben einen aus Steinen
bestehenden Ringwall, der wohl der mlteren germanischen
Zeit angehören dürfte, aber ohne Ausgrabnngen nnd Anf-
ränmungen der Trümmermassen ist es nicht möglich, einen
genaueren Lageplan der banlichen Beschaffenheit der Bnrg
zn entwerfen. Den ältesten und bedeutendsten Theil der-
selben glanben w!r in der Erhebnng znnächst des Gebirges
snchen zn müssen. Der Rest der dort noch anstehenden
starken Maner beherrscht dnrch ihre crhöhte Lage die ganze
Bnrg nnd die Umgebnng derselben. Die bciden ge-
sonderten Vorwerke dürften deni Manerwerk nach erst später
anfgebant wordcn sein.

Von besonderer Bedentnng ist auch der Umstand, daß >
man früher von dem Wartthnrm dcr Bnrghelde die!
Grafenburg auf dem Dilsberg überblickcn konnte. Sowie
diese einst die Wohnstätte der Gangrafen des Lobdenganes !
war, so dürfte in jenen Zeiten dic Bnrghelde von den j

Grafen des Weingartgaues, der sich bis Eberbach erstreckte,
bewohnt gewesen sein.

Me Kurg Zivmgcnllrrg.

Blatt 1.

Anf dem Wege von Eberbach nach der Station Zwingen-
berg erblicken wir auf eincm mäßig hohen Bergvorsprunge
der linkseitigen Thalwand des Neckars die Ruine der
einstigen Ritterburg Stolzeneck, deren Beschreibung mit
Anfnahmen im Heft I nnserer Sammlnngen enthalten ist.

Ein srenndlicheres mittelalterliches Bild, als diesc im
dichten Walde verborgene kleine Festc, gewährt uns die
Burg Zwingenberg, die von der Station gleichen Namens
in 20 Bünnten zn erreichen ist. Umsomehr ist allen Natur-
nnd Knnstfrennden hier cin Halt gebotcn, als von der
Eisenbahn aus, die der gleichen Felswand folgt, anf der
die Bnrg liegt, ein Blick anf diesclbe sehr erschwert ist.
Dieses Denkmal der Ritterzeit nnd der mittelalterlichen
Kriegsbanknnst, jetzt im Besitz des Großherzogs von Baden,
ist eines der bestcrhaltenen und in dieser Beziehung des
Besuchcs wohl werth.

Was die Geschichte Zwingenbergs anbelangt, so er-
fahren wir ans der Abhandlnng des General Krieg von
Hochfelden (Frankfnrt a. M. bei Osterrieth, 1843), daß
schon dem Grafen Ulrich von Wirtemberg cin Oeffnnngs-
brief von Seitcn der Gebrüder Wilhelm und Dietrich von
Zwingenberg, als den Besitzern dcr Burg, ausgestellt war
nnd daß diese nichts in derselben vornehmen dnrften, so
lange alS die Gelübdc währtcn zwischcn den beiden Pfalz-
grafcn Rnprecht, dem Bischof von Mainz und dem Grafen
von Wirtcmberg. Das Bündniß zwischen Mainz und
Pfalz war von knrzer Dauer, denn ersteres bante, nm die
Zwingenberger besser im Zanm zu halten nnd selbst einen
Neckarzoll zu erprcssen, in der Nähe der Burg die Veste

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