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Nagler, Georg Kaspar [Bearb.]; Andresen, Andreas [Bearb.]
Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen ...: mit Berücksicht. von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- u. Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porzellanmanufakturen ... Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher ... (Band 1): A - CF — München: Hirth, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.67135#0014
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IV

Einleitung.

grammen und Initialen des Namens zu bezeichnen. In Deutschland
und in den Niederlanden ward dagegen vom Ende des 15. Jahrhunderts
ab dieser Gebrauch in weitem Kreise herrschend, indem nicht nur allein
Kupferstecher und Formschneider, sondern auch Maler und Zeichner
demselben huldigten, sei es aus Bescheidenheit, oder um unter dem
Deckmantel der Anonymität Erfolg oder Tadel zu erwarten. Die Namen
der Meister kommen auf Kunstprodukten der früheren Zeit nur selten
vor, und auch in der Glanzperiode des 16. Jahrhunderts begegnen uns
häufig nur Monogrammen und sinnlose Zeichen, worunter selbst ausge-
zeichnete Künstler ihre Namen verbargen, und somit sich selbst der Ver-
gessenheit überlieferten. Einen Theil der Schuld trägt das alte Zunft-
wesen, welches das Herkommen beobachtete, und auch die kirchliche
Gesinnung, der Hang zum Spott und zur Satyre bewog später den einen
und den anderen Künstler, Gemälden und Zeichnungen den Stempel
des Namensgeheimnisses aufzudrücken. Im 17. Jahrhunderte kam das
Monogrammenwesen in Abnahme, immerhin aber ist die Zahl der ver-
schiedenen Kunsterzeugnisse mit Monogrammen und Initialen noch ziem-
lich bedeutend, obwohl im Ganzen die Bezeichnung mit dem Namen
vorherrschend war. Es ist aber nicht anzunehmen, dass gerade die
vorzüglichsten Werke mit der Adresse der Verfertiger versehen seien,
und die Monogrammenkunde es nur mit mittelmässiger Waare zu thun
habe. In jeder Periode lebten Meister, welche nicht selten ihre schön-
sten Bilder, Zeichnungen, Kupferstiche u. s. w. mit Monogrammen oder
Initialen bezeichneten. Die Zeit des Verfalls der Kunst weiset aber
meistens Künstlernamen auf, doch wiegen oft zehn kein altes Mono-
gramm auf. Es lohnt sich daher im Allgemeinen keine grosse Mühe,
welche man sich mit der Auflösung von Monogrammen auf Werken des
18. Jahrhunderts gibt. In den ersten Decennien unsers Jahrhunderts
erwachte bekanntlich die Liebe zur mittelalterlichen Kunstrichtung in
allen deutschen Gauen, und damit kam auch das Monogrammenwesen
wieder in neuen Flor, so wie es denn auch durch den alten, aus einer
ehrwürdigen Zeit stammenden Gebrauch gleichsam geheiliget ist. Er-
loschen ist er daher auch jetzt noch nicht, obgleich die Künstler grös-
sere, und besonders gelungene Werke gewöhnlich mit dem Namen ver-
sehen. Immerhin aber kommen noch so viele Gemälde, Skizzen, Zeich-
nungen, Holzschnitte etc. mit Zeichen und Initialen vor, dass es keine
geringe Aufgabe ist, letztere zu sammeln und nach ihrer Deutung den
kommenden Generationen zu überliefern. Desswegen ersuche ich die
verehrlichen Künstler und Kunstfreunde dringend um gütige Mittheilung
noch nicht edirter Namenszeichnungen, damit nicht nach wenigen De-
cennien, oder gar schon in unsern Tagen wieder von unbekannten neueren
Meistern die Rede seyn kann.
Bei dieser Bewandtniss musste die Monogrammenkunde von jeher
einen wichtigen Abschnitt der Kunstgeschichte bilden, da diejenigen,
welche keines Hülfsbuches bedürfen und aus sich selbst alles wissen,
 
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