Initialen. A. Nr. 3—4.
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dem Engel links vom Vater liest man: te deum laudamus, und unter
jenem rechts: in te dominum confitemur. Die ganze Handlung geht
unter einem grossen Baldachin vor. Die Inschriften stehen auf flie-
genden Zetteln, welche in ihren gothischen Charakteren schwer zu lesen
sind. Links unten in der Ecke ist ein grosses A, ähnlich dem obigen.
H. 9 Z. 6 L. Br. 6 Z. 10 L.
Diese Darstellung stimmt mit keiner derjenigen in den xylogra-
phischen Werken der Ars moriendi. Hr. Heimsoeth erklärt sie als das
Produkt eines der Brüder des gemeinsamen Lebens, ungefähr in der
Weise jenes allegorischen Kupferstiches, welchen Hr. von Sotzmann
im deutschen Kunstblatt 1850 Nr. 10 beschreibt. Der Künstler, ein
Mönch, dürfte nach der Ansicht des letztgenannten gelehrten Kunst-
kenners den am 27. März 1482 erfolgten Tod der Maria von Burgund,
Gemahlin Maximilians I., zu einer Allegorie gewählt haben. Auf dem
im Kunstblatte beschriebenen Blatte ist nämlich eine in der Grube
ausgestreckte Leiche zu sehen. Nach der Erklärung der Darstellung,
welche Hr. Sotzmann gibt, kann aber das Jahr 1482 nicht als jenes der
Entstehung des Blattes genommen werden, da er eine der vorkommenden
Figuren für jene des 1493 verstorbenen Kaisers Friedrich III. hält.
3. Andreas Gessner, Buchdrucker in Zürich, welcher um 1590
». k thätig war, soll nach Christ (Monogrammen - Er-
P l~T , klärung S. 92) das erste Zeichen geführt haben,
; | V und zwar aufVignetten und Titelblättern. Unsers
' \ K / \/\ Wissens kommt es aber nur in zweiter Form vor,
und dann bleibt es dahin gestellt, ob diese Holz-
1 V schnitte von Gessner selbst herrühren. Das Mono-
gramm ist wohl nur sein Buchdruckerzeichen.
4. Andreas Müller, Zeichner und Maler, wurde 1830 zu Stephans-
Rettenberg im Landgerichte Sonthofen geboren, und
Vt^Azu München unter Leitung des Professors Moriz von
W/—\ M Schwind herangebildet. Er gehört zu den talent-
<4^ vollsten Künstlern der Münchener Schule, besonders
AA in der historischen Composition. Mehrere seiner
Xr Zeichnungen sind durch den Formschnitt bekannt,
namentlich durch die Familien-Chronik, welche 1852 bei Braun & Schneider,
den Verlegern der fliegenden Blätter, erschien. In diesem Verlage er-
schienen auch viele schöne Bilderbögen, die nach Müller’s Zeichnungen in
Holz geschnitten sind. Die meisten tragen das kleinere der obigen Zeichen.
Die grösseren findet man auf schönen Holzschnitten einer Folge von
zwölf Blättern mit Darstellungen aus dem Leben bayerischer Fürsten,
welche 1852 bei Braun & Schneider erschienen: 1) Der Einzug des
Churfürsten Maximilian Joseph IV., nachmaligen Königs, geschnitten
vonBlanz 1852, gr. Fol. 2) König Maximilian I. rettet aus den Trüm-
mern eines eingestürzten Hauses den Glaserlehrling Fraunhofer (den
später berühmten Optiker), geschnitten von Blanz 1852, gr. Fol. Eine
Folge von biblischen Darstellungen im ersten Hefte der christkatholi-
schen Bilderbogen zur Belehrung und Erbauung. München, in der xylo-
graphischen Anstalt von K. Braun & Schneider 1855, Fol. Auf jedem
Blatte sind vier Darstellungen abgedruckt. Auf den meisten findet man
das kleine Zeichen, weiss oder schattirt. A. Müller hat aber auch als
Maler bereits Proben eines entschiedenen Talentes an den Tag gelegt.
Meister in der Composition, und als Zeichner ohne Tadel entwickelt
er einen ebenso glücklichen Farbensinn. Im Jahre 1856 begleitete er
den Herzog von Meiningen nach Italien, und dieser Fürst übertrug
ihm in Rom auch die Ausführung von Gemälden.
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dem Engel links vom Vater liest man: te deum laudamus, und unter
jenem rechts: in te dominum confitemur. Die ganze Handlung geht
unter einem grossen Baldachin vor. Die Inschriften stehen auf flie-
genden Zetteln, welche in ihren gothischen Charakteren schwer zu lesen
sind. Links unten in der Ecke ist ein grosses A, ähnlich dem obigen.
H. 9 Z. 6 L. Br. 6 Z. 10 L.
Diese Darstellung stimmt mit keiner derjenigen in den xylogra-
phischen Werken der Ars moriendi. Hr. Heimsoeth erklärt sie als das
Produkt eines der Brüder des gemeinsamen Lebens, ungefähr in der
Weise jenes allegorischen Kupferstiches, welchen Hr. von Sotzmann
im deutschen Kunstblatt 1850 Nr. 10 beschreibt. Der Künstler, ein
Mönch, dürfte nach der Ansicht des letztgenannten gelehrten Kunst-
kenners den am 27. März 1482 erfolgten Tod der Maria von Burgund,
Gemahlin Maximilians I., zu einer Allegorie gewählt haben. Auf dem
im Kunstblatte beschriebenen Blatte ist nämlich eine in der Grube
ausgestreckte Leiche zu sehen. Nach der Erklärung der Darstellung,
welche Hr. Sotzmann gibt, kann aber das Jahr 1482 nicht als jenes der
Entstehung des Blattes genommen werden, da er eine der vorkommenden
Figuren für jene des 1493 verstorbenen Kaisers Friedrich III. hält.
3. Andreas Gessner, Buchdrucker in Zürich, welcher um 1590
». k thätig war, soll nach Christ (Monogrammen - Er-
P l~T , klärung S. 92) das erste Zeichen geführt haben,
; | V und zwar aufVignetten und Titelblättern. Unsers
' \ K / \/\ Wissens kommt es aber nur in zweiter Form vor,
und dann bleibt es dahin gestellt, ob diese Holz-
1 V schnitte von Gessner selbst herrühren. Das Mono-
gramm ist wohl nur sein Buchdruckerzeichen.
4. Andreas Müller, Zeichner und Maler, wurde 1830 zu Stephans-
Rettenberg im Landgerichte Sonthofen geboren, und
Vt^Azu München unter Leitung des Professors Moriz von
W/—\ M Schwind herangebildet. Er gehört zu den talent-
<4^ vollsten Künstlern der Münchener Schule, besonders
AA in der historischen Composition. Mehrere seiner
Xr Zeichnungen sind durch den Formschnitt bekannt,
namentlich durch die Familien-Chronik, welche 1852 bei Braun & Schneider,
den Verlegern der fliegenden Blätter, erschien. In diesem Verlage er-
schienen auch viele schöne Bilderbögen, die nach Müller’s Zeichnungen in
Holz geschnitten sind. Die meisten tragen das kleinere der obigen Zeichen.
Die grösseren findet man auf schönen Holzschnitten einer Folge von
zwölf Blättern mit Darstellungen aus dem Leben bayerischer Fürsten,
welche 1852 bei Braun & Schneider erschienen: 1) Der Einzug des
Churfürsten Maximilian Joseph IV., nachmaligen Königs, geschnitten
vonBlanz 1852, gr. Fol. 2) König Maximilian I. rettet aus den Trüm-
mern eines eingestürzten Hauses den Glaserlehrling Fraunhofer (den
später berühmten Optiker), geschnitten von Blanz 1852, gr. Fol. Eine
Folge von biblischen Darstellungen im ersten Hefte der christkatholi-
schen Bilderbogen zur Belehrung und Erbauung. München, in der xylo-
graphischen Anstalt von K. Braun & Schneider 1855, Fol. Auf jedem
Blatte sind vier Darstellungen abgedruckt. Auf den meisten findet man
das kleine Zeichen, weiss oder schattirt. A. Müller hat aber auch als
Maler bereits Proben eines entschiedenen Talentes an den Tag gelegt.
Meister in der Composition, und als Zeichner ohne Tadel entwickelt
er einen ebenso glücklichen Farbensinn. Im Jahre 1856 begleitete er
den Herzog von Meiningen nach Italien, und dieser Fürst übertrug
ihm in Rom auch die Ausführung von Gemälden.