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Nagler, Georg Kaspar [Bearb.]; Andresen, Andreas [Bearb.]
Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen ...: mit Berücksicht. von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- u. Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porzellanmanufakturen ... Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher ... (Band 1): A - CF — München: Hirth, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.67135#0796
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756

BBA. Nr. 1720.

Tapeten mit obigem Schilde stellen eilf Scenen aus dem Leben des
hl. Paulus dar, und sieben andere geben die Planeten in Abbildung.
Die Geschichte des Apostels Paulus erinnert im Style an Martin
Heemskerk, und somit ist der Schild mit bb wohl das Brüsseler Fa-
brikzeichen. Für Heemskerk könnte ein zweites Monogramm sprechen,
in welchem sich ein h zeigt, aber nur muthmaasslich ein M. Die ge-
nannten Tapeten wurden nicht in München gefertiget, sondern kamen
aus den Niederlanden. Die Zeit der Entstehung fällt zwischen 1570
bis 1600. Zehn Stücke aus der Geschichte des hl. Paulus besass der
Herzog Ferdinand, nach dessen Tod (1609) sie der Churfürst Maximi-
lian kaufte. Zu 463 Brabanter Ellen berechnet, wurde die Elle mit
2% Gulden bezahlt. Gegenwärtig werden die alten Tapeten aus der
Zeit dieses Churfürsten in den k. Schlössern aufbewahrt. Zu Anfang
unseres Jahrhunderts waren noch 56 Stücke wohl erhalten. Brüsseler
Fabrikate bezahlte der Churfürst im Durchschnitt mit 56 — 60 Gulden
die Elle. In seiner eigenen Manufaktur kam ihm die Elle ungefähr
auf 50 Gulden zu stehen.
1720. Baccio Bandinelli, Bildhauer von Florenz, ist derjenige
Meister, welcher hier den Stoff zur Erörterung liefert,
aber wohl nur in Folge einer Satyre, welche seine Zeit-
genossen über ihn ergossen. Er wai’ bekannt als an-
massender, sich sehr überschätzender Künstler, und daher zählte er
unter seinen Kunstgenossen viele Feinde. Tizian zeichnete ihn be-
kanntlich als grossen Affen in der Stellung des Lokoon, wie er mit
zwei jungen Affen von der Schlange umwickelt wird. Auch sein Bild-
niss scheint nur zum Spotte gestochen worden zu seyn, indem sich
durch die Oeffnung des Unterkleides in der Bauchgegend ein häss-
licher, ja eckelhafter Auswuchs zeigt. Nach der gewöhnlichen Angabe
starb Bandinelli, auch Brandini genannt, im Jahre 1559, in einem Al-
ter von 72 Jahren.
Das Blatt mit obiger Bezeichnung stellt den Baccio Bandinelli in
seinem Atelier vor, Kniestück nach links, aber der Kopf en face. Er
fasst eine von dem Boden aufstehende Statuette am Kopfe, und bedeckt
diesen durch seine bauernmässige Hand, während er mit den Fingern
der andern Hand die Proportionen des Körpers zu messen scheint.
Links oben in der Fensteröffnung bemerkt man eine stehende Figur
zwischen zwei Rümpfen, und rechts unten stehen zwei andere Figuren
auf Basen, welche aber aus Brettern gefertiget, oder gemalt zu seyn
scheinen. Das am Bauche halb offene Gewand des Künstlers lässt
einen monströsen Auswuchs hervortreten. Links unten in der Ecke
stehen die Buchstaben B B A F, welche nicht „Baccio Bandinelli Fecit“,
sondern „B. Bandinelli Artista Fiorentino“ bedeuten dürften, da der
Stich nicht von Bandinelli, sondern von Nicolo de la Casa zu seyn
scheint. H. 10 Z. 7 L. Br. 8 Z. Brulliot II. No. 226 a spricht von
demselben Bildnisse, bemerkt aber, dass die Buchstaben BBAF an
der Basis der Statuette stehen. In diesem Falle hätten wir ein zwei-
tes Bildniss des Bandinelli, wenn nicht eher von dem Stiche mit
dem Namen des Nicolo de la Casa die Rede ist. In diesem
Blatte ist das Kniestück des Bildhauers nach rechts gerichtet, und
das Fenster, auf dessen Brüstung die erwähnten plastischen .Werke
stehen, ist rechts oben. Links von der Figur bemerkt man eine be-
kleidete und eine nackte Figur auf Basen stehend, und am Plinthus
der Statuette, welche Bandinelli hält, liest man: N. D. LA. CASA.
Unter den beiden links angebrachten Standbildern ist die Adresse:
ANT. LAFRERI R., aber so, dass durch eine über A angebrachte

BBAF
 
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