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Nagler, Georg Kaspar [Bearb.]; Andresen, Andreas [Bearb.]
Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen ...: mit Berücksicht. von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- u. Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porzellanmanufakturen ... Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher ... (3. Band): GK - JML — München, Leipzig: G. Hirth's Verlag, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.70260#0727
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HW. Nr. 1663.

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war, so dass es bald hier, bald anderswo druckte.. Heller sagt in seiner
Geschichte der Holzschneidekunst S. 123, dass Hans Wurm 1491 zu
Regensburg als Geistlicher und Notar lebte, und dass er von 1501 an
in Landshut als Buchdrucker erscheine. Ob Hans Wurm dem geist-
lichen Stande angehört habe, bleibt dahingestellt, Priester war aber Hans
Weyssenburger, welcher in Landshut die erste ständige Druckerei er-
richtet hatte, wie aus dem vorhergehenden Artikel zu ersehen ist.
üebrigens ist Hans Wurm in Landshut documentirt, und wohl jener
N. Wurm, von welchem Aretin im literarischen Handbuche für bayer-
ische Geschichte die 1501 in Landshut gedruckte Chronik des Ebran
von Wildenberg nennt, 4. Dieser N. Wurm kann Hans Wurm seyn,
indem statt des Taufnamens, welchen man nicht kennt, öfter N gesetzt
wird. Oefele kennt indessen dieses Druckwerk nicht, sondern sagt in
den Scriptores rerum boicarum geradezu, dass er selbst die in deut-
scher Sprache verfasste Chronik des Ebran von Wildenberg zuerst an
das Licht gestellt habe. Von Hans Wurm ist aber ein äusserst seltenes
xylographisches'Ringerbuch in 12 Quartblättern vorhanden, welches
Sotzmann im Serapeum 1844 S. 39 beschreibt. Auf dem ersten Blatte
steht: Das ist ain hybsch | ring byechlin, und auf dem zweiten be-
ginnt der Text. Am Ende liest man in grossen deutschen Buchstaben :
Gedruckt zu Landshut Hanns Wurmm.
Zwischen der oben und unten stehenden Zeile des ersten Blattes
ist das Wappen von Landshut mit drei Helmen eingeschnitten.
Diess ist das Wappen der niederbayerischen Stadt Landshut, nicht
Landshut in Mähren, wohin man auch den Kupferstecher Mair von
Landshut versetzen will. Einen Kupferstich des letzteren, das soge-
nannte gothische Haus, unter dessen Thüre die Frau mit einem Manne
spricht, beschreibt Bartsch VI. pag. 370. Rudolph Weigel nennt einen
Holzschnitt mit derselben Vorstellung im Kunstkataloge No. 9453. Das
Exemplar, welches er besass, ist auf braunes Papier gedruckt, und mit
dem Pinsel weiss gehöht, so dass das Blatt für ein Clair-obscur ge-
golten hat. Unten links steht der Name HANS, rechts WVRM; Höhe
8 Z. 4 — 5 L. Br. 6 Z. Der Maler und Kupferstecher Mair, dessen
Name auf dem Kupferstiche steht, lebte zu Landshut, und somit ist
der Formschneider Hans Wurm, der Drucker des Ringerbuches, welches
leider kein Datum trägt, der Verfertiger des Holzschnittes. Westen-
rieder, Beiträge zur bayer. Geschichte I. S. 404, spricht von einem
grossen Holzschnitt mit der Hochzeit zu Cana, auf welchem der Name
des Hans Wurm vorkommen muss, da er sagt, dass dieser Meister ver-
muthlich ein alter deutscher Form,schneider sei. Von einem Buchdrucker
dieses Namens hatte Westenrieder keine Kunde.
Ausserdem handelt es sich hier noch um einen Holzschnitt mit dem
gegebenen Zeichen, welchen wir mit grosser Wahrscheinlichkeit dem
Hans Wurm zuschreiben können. Dieser Holzschnitt gibt auf drei
Blättern die Leidensgeschichte des Heilandes, welche nach der Länge
zusammengefügt ein Tableau mit vielen Scenen bilden, nach alter Weise
von unten nach oben geordnet. Auf dem Blatte links sitzt unten in
einem geöffneten Gebäude Christus mit den Jüngern beim Abendmahle,
über diesem Gebäude erscheint er am Oelberge, und weiter oben ist
seine Gefangennehmung vorgestellt. Rechts oben wird er vor den
Richter geschleppt, in der unteren Abtheilung ist Jerusalem überein -
andergebaut, und vom Mittelpunkte aus zieht Christus auf dem Esel
durch das Thor der Stadt. Auf dem mittleren Blatte entwickeln sich
in ähnlicher Weise die Gerichts - Scenen, und gehen nach rechts hin-
über. Die Stadt findet auf dem dritten Blatte durch eine Mauer den
 
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