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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 59.1939

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Ziehen, Eduard: König Adolf von Nassau, Mittelrhein und Reich
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https://doi.org/10.11588/diglit.62288#0023
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König Adolf von Nassau, Mittelrhein und Reich

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Griechen auf die Deutschen übertragen habe. „Geziemt es sich für dich, einen
so großen und mächtigen Fürsten, daß du dich wie ein einfacher Ritter um
irgendeinen Sold zum Kampfe verdingst?“ (numquid decet tantum et tarn
potentem principem, ut tanquam simplex miles sub colore mercedis cuiuslibet
ad actus bellicos inducatis?).
Vom Papste Bonifaz stammt jener berüchtigte Vorwurf des „eng*
lisch en S öl d n e r tums“. Noch heute trübt er das Bild König Adolfs!
Samaneks grundlegende Forschungen erweisen, daß er ebenso schwach be#
gründet ist wie die Annahme eines französischen Bestechungserfolges beim
Reichsoberhaupt.
Doch wollte Rom nicht etwa den Triumph und damit das Übergewicht
jenes Philipps des Schönen, der ja wenige Jahre darauf den Papst in Anagni
überfallen ließ. Wie wir sahen, konnte der Erzbischof von Mainz sich nicht
auf eine päpstliche Vollmacht berufen, als er seinen König absetzte. Er
glaubte sich vielmehr als Haupt der Reichskirche zu dieser Tat berufen.4"
Weder der König von Frankreich noch der Papst hätten des Mainzers
Urteilsspruch vollziehen können. Dazu bedurfte es eines Dritten, der im
eigentlichen Sinne des Wortes den tödlichen Streich führte. „Als König
Adolf gegen Frankreich zu Felde ziehen will, fällt ihm Herzog A1 b r e ch t
von Österreich, der innigste Freund des Franzosenkönigs, in den
Rücken“ (Austrie dux, amicissimus re.gis Ftancie, post tergum Adolpho bellum
parat). So urteilt eine rheinische Chronik über den kriegerischen Einbruch
des Habsburgers in das rheinische Reich. 47
Herzog Albrecht huldigte dem König gegen Ende November 1292 zu
Hagenau und schwur ihm den Treueid. Die Reichsinsignien lieferte er jetzt
aus. Bei Adolfs Krönung hatte man auf sie- verzichten müssen; denn König
Rudolf hatte sie auf die habsburgische Feste Kiburg schaffen lassen und
auch sein Sohn dort bisher „das Reich“ „gefangen gehalten“, um mit Otto#
kars Reimchronik zu sprechen. Nun kamen die Kleinodien wieder auf die
mittelrheinische Feste Trifels in den Machtbereich des Pfalzgrafen bei Rhein.
Der selbstbewußte Habsburger leistete jedoch dem Reichsoberhaupt keines#
wegs treue Gefolgschaft. Geradezu verhängnisvoll war, daß er im März 1295
Bevollmächtigte nach Paris sandte, um eine eheliche Verbindung zwischen
den Häusern Capet und Habsburg vorzubereiten. König Adolf hatte damals
bereits im Namen des Reiches den Fehdebrief an Philipp von Frankreich ge#
sandt! Ein französischer Bischof ritt im Auftrag seines Herrn gegen Ende
1295 nach Graz zum Hoflager des Herzogs, der ihn besonders auszeichnete.
Der französische Gesandte nahm an den glänzenden Festlichkeiten teil, die
anläßlich der Hochzeit einer habsburgischen Prinzessin mit einem Markgrafen
von Brandenburg stattfanden. Der Habsburger verfügte seitdem über ver#
wandtschaftliche Beziehungen zu vier Kurfürsten.
Die Ehe zwischen dem Sohne Albrechts und der französischen Königs#
tochter wurde im Jahre 1300 zu Paris mit allem Prunk geschlossen. Albrecht
überließ der Braut seines Sohnes als Wittum die Grafschaft und das Land
Elsaß, Freiburg i. Ue. mit allem Zubehör, die Städte Waldshut und Zell
im Breisgau u. a.l Nach der Schlacht bei Göllheim hatte der König von
Frankreich den Habsburger in einem schwungvollen Schreiben beglück#
wünscht! 48
Das Prager Krönungsfest im Juni 1297 bot den verschiedenen Gegnern
Adolfs willkommenen Anlaß, engere Fühlung miteinander zu nehmen. Her#
zog Albrecht besprach sich dort mit dem in seinem territorialen Ehrgeiz ge#
kränkten Erzbischof von Mainz und mit dem Böhmenkönig, der Adolfs
Vorgehen in Meißen mißbilligte. Was zu Prag angebahnt war, wurde zu
Wien im Februar 1298 vollendet. Die Könige von Ungarn und Böhmen,
 
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