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Helmut Schoppa
Abb. 3. Wiesbaden, Mauritiusplatz. Tasse der Form
Hofheim 6 des Secundus, Stempel des Rogatus u.
redender Stempel, 1:2. Stempel 1:1
und Trier. Das späteste Stück ist die Scherbe einer rädchenverzierten Terra-
Sigillata-Schüssel, die das geringe Material des valentinianischen Brückenkopfes
Wiesbaden erfreulich vermehrt.
Eine Anzahl von Gefäßen ließ sich fast vollständig zusammensetzen (Abb. 1
bis 3). Bei einem großen Teil der Scherben ist außerdem an den frischen Brüchen
festzustellen, daß die Gefäße ganz gewesen sein müssen oder nur leicht beschädigt
waren und erst bei den Ausschachtungsarbeiten zerschlagen wurden. Die nicht
lückenlose Beobachtung erklärt es, daß ein Teil der Scherben mit dem Aushub
abgefahren wurde. Wie groß der dadurch verursachte Verlust sein mag, läßt sich
vielleicht daraus schätzen, daß die Stempelliste im Gegensatz zu der Ritterling-
scheu Veröffentlichung nur einige Namen umfaßt5). Wahrscheinlich hätten auch
bei den verzierten Sigillaten noch Stücke geborgen werden können, die Er-
gänzungen erlaubten. Dankenswerterweise wurden uns nachträglich von Kauf-
mann J. Poulet einige Scherben zugeleitet, darunter der erwähnte „redende
Stempel" 5). Andere von ihm eingelieferte Fragmente erlaubten die Wiederher-
stellung des Bechers Drg. 30, Abb. 6, von dem einige Stücke bereits seit 1942 in
unserem Besitz waren. Auch dieser hier geschilderte Befund zeigt, daß die
Niederlassung einer Katastrophe,
eben dem Chattenkrieg des Jahres
69/70, zum Opfer gefallen ist, und
bestätigt so die Bedeutung dieses
Ereignisses für Wiesbaden und die
weitere Umgebung1).
In dem frühen Material, das, so-
weit beobachtet, aus der Moor-und
darüberliegenden Brandschicht
stammt, erscheinen fast alle be-
kannten Typen des unverzierten
Geschirrs, wobei die Formen Hof-
heim 2, 4,6, 7 überwiegen. Die frühe
Tasse Hofheim5 ist nur in zwei
Scherben vertreten, von dem zylin-
drischen Becher Hofheim 11 B ließ
sich ein Exemplar ergänzen. Zahl-
reich sind die Scherben der Teller
Hofheim4 A und B, von denen die
vorkommenden Varianten in Abb. 1
und 2 wiedergegeben sind6).
Die verzierten Sigillaten der Formen Drg. 29 und 30 gehören in claudisch-
neronische Zeit und entsprechen zum großen Teil dem von Hofheim bekannten
Material 7).
5) Folgende frühe Töpfer aus La Graufesenque sind vertreten: Bassus, OFBASSI, auf Teller der
Form Hofheim 4 A, auf dem Boden eingeritzt IVLV (Abb. 1, 1); Patricius, PATRI [..., auf
Teller Hofheim 4 A (Abb. 2,1); Rogatus, ROGATI • OF (Abb. 3, 2); Rusticus, RVST, CIL XIII 3
Nr. 1667; Secundus, SECVNDI, N und D ligiert, auf Tasse Hofheim 6 (Abb. 3, 3); Sextus,
SEXCA [..., wahrscheinlich SEX CAN wie CIL XIII 3 Nr. 1804 ; NEQVRES [auf Tassenboden
Hofheim 7 (Abb. 3, 1) (vergl. A. Oxe: B. Jhb. 139, 1934, 94ff., bes. 98 £ und 103 Nr. 40).
Ferner ein unvollständiger Stempel 0 F[.... auf Tellerboden Hofheim 2 A.
6) Dabei Abb. 1,8: Scherben eines sehr großen Tellers Hofheim 4 B.
7) Im folgenden sei die wichtigste Literatur genannt: F. Oswald—T. D. Pryce, Terra Sigillata,
1920. — Knorr, Töpfer u. Fabriken verzierter Terra Sigillaten des 1. Jh., 1919. — Ders., Die
verzierten Terra- Sigillatagefäße von Rottweil, [1907. — Ders., Südgallische Terra-Sigillatagefäße
von Rottweil, 1912. — Ders., Die Terra-Sigillatagefäße von Aislingen (Jahrb. des Hist. Vereins
Dillingen 25, 1912). — Ders., Verzierte Terra Sigillata des 1. Jh. (Germania 21, 1937, 240 ff.). —
Ders., Verzierte Sigillaten der Zeit des Tiberius, Claudius u. Nero (Germania 22, 1938,14 ff.).
Ders.: Frühe u. späte Sigillata des Calus (Germania 26, 1942 184ff.). — E. Ritterling, Das früh-
röm. Lager bei Hofheim im Taunus (Nass. Ann. 40, 1912). — F. Hermet, La Graufesenque, 1934;
dazu die Besprechung von A. Oxe: B. Jhb. 140/41, 1935, 325ff.
Helmut Schoppa
Abb. 3. Wiesbaden, Mauritiusplatz. Tasse der Form
Hofheim 6 des Secundus, Stempel des Rogatus u.
redender Stempel, 1:2. Stempel 1:1
und Trier. Das späteste Stück ist die Scherbe einer rädchenverzierten Terra-
Sigillata-Schüssel, die das geringe Material des valentinianischen Brückenkopfes
Wiesbaden erfreulich vermehrt.
Eine Anzahl von Gefäßen ließ sich fast vollständig zusammensetzen (Abb. 1
bis 3). Bei einem großen Teil der Scherben ist außerdem an den frischen Brüchen
festzustellen, daß die Gefäße ganz gewesen sein müssen oder nur leicht beschädigt
waren und erst bei den Ausschachtungsarbeiten zerschlagen wurden. Die nicht
lückenlose Beobachtung erklärt es, daß ein Teil der Scherben mit dem Aushub
abgefahren wurde. Wie groß der dadurch verursachte Verlust sein mag, läßt sich
vielleicht daraus schätzen, daß die Stempelliste im Gegensatz zu der Ritterling-
scheu Veröffentlichung nur einige Namen umfaßt5). Wahrscheinlich hätten auch
bei den verzierten Sigillaten noch Stücke geborgen werden können, die Er-
gänzungen erlaubten. Dankenswerterweise wurden uns nachträglich von Kauf-
mann J. Poulet einige Scherben zugeleitet, darunter der erwähnte „redende
Stempel" 5). Andere von ihm eingelieferte Fragmente erlaubten die Wiederher-
stellung des Bechers Drg. 30, Abb. 6, von dem einige Stücke bereits seit 1942 in
unserem Besitz waren. Auch dieser hier geschilderte Befund zeigt, daß die
Niederlassung einer Katastrophe,
eben dem Chattenkrieg des Jahres
69/70, zum Opfer gefallen ist, und
bestätigt so die Bedeutung dieses
Ereignisses für Wiesbaden und die
weitere Umgebung1).
In dem frühen Material, das, so-
weit beobachtet, aus der Moor-und
darüberliegenden Brandschicht
stammt, erscheinen fast alle be-
kannten Typen des unverzierten
Geschirrs, wobei die Formen Hof-
heim 2, 4,6, 7 überwiegen. Die frühe
Tasse Hofheim5 ist nur in zwei
Scherben vertreten, von dem zylin-
drischen Becher Hofheim 11 B ließ
sich ein Exemplar ergänzen. Zahl-
reich sind die Scherben der Teller
Hofheim4 A und B, von denen die
vorkommenden Varianten in Abb. 1
und 2 wiedergegeben sind6).
Die verzierten Sigillaten der Formen Drg. 29 und 30 gehören in claudisch-
neronische Zeit und entsprechen zum großen Teil dem von Hofheim bekannten
Material 7).
5) Folgende frühe Töpfer aus La Graufesenque sind vertreten: Bassus, OFBASSI, auf Teller der
Form Hofheim 4 A, auf dem Boden eingeritzt IVLV (Abb. 1, 1); Patricius, PATRI [..., auf
Teller Hofheim 4 A (Abb. 2,1); Rogatus, ROGATI • OF (Abb. 3, 2); Rusticus, RVST, CIL XIII 3
Nr. 1667; Secundus, SECVNDI, N und D ligiert, auf Tasse Hofheim 6 (Abb. 3, 3); Sextus,
SEXCA [..., wahrscheinlich SEX CAN wie CIL XIII 3 Nr. 1804 ; NEQVRES [auf Tassenboden
Hofheim 7 (Abb. 3, 1) (vergl. A. Oxe: B. Jhb. 139, 1934, 94ff., bes. 98 £ und 103 Nr. 40).
Ferner ein unvollständiger Stempel 0 F[.... auf Tellerboden Hofheim 2 A.
6) Dabei Abb. 1,8: Scherben eines sehr großen Tellers Hofheim 4 B.
7) Im folgenden sei die wichtigste Literatur genannt: F. Oswald—T. D. Pryce, Terra Sigillata,
1920. — Knorr, Töpfer u. Fabriken verzierter Terra Sigillaten des 1. Jh., 1919. — Ders., Die
verzierten Terra- Sigillatagefäße von Rottweil, [1907. — Ders., Südgallische Terra-Sigillatagefäße
von Rottweil, 1912. — Ders., Die Terra-Sigillatagefäße von Aislingen (Jahrb. des Hist. Vereins
Dillingen 25, 1912). — Ders., Verzierte Terra Sigillata des 1. Jh. (Germania 21, 1937, 240 ff.). —
Ders., Verzierte Sigillaten der Zeit des Tiberius, Claudius u. Nero (Germania 22, 1938,14 ff.).
Ders.: Frühe u. späte Sigillata des Calus (Germania 26, 1942 184ff.). — E. Ritterling, Das früh-
röm. Lager bei Hofheim im Taunus (Nass. Ann. 40, 1912). — F. Hermet, La Graufesenque, 1934;
dazu die Besprechung von A. Oxe: B. Jhb. 140/41, 1935, 325ff.