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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 63.1952

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Struck, Wolf-Heino: Eine neue Quelle zur Geschichte König Adolfs von Nassau
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https://doi.org/10.11588/diglit.62672#0085
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Eine neue Quelle zur Geschichte König Adolfs von Nassau

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freilich doch nicht zum Druck der mehr Sammlungscharakter tragenden Arbeit, an der
man auch noch gewisse Lücken zu bemerken glaubte, entschließen, sondern beauftragte
1765 den Frankfurter Schöffen Johann Daniel Olenschlager, der sich durch eine
„Erläuterte Staatsgesehichte des römischen Kaisertums in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts" (1755) einen Namen gemacht hatte, mit der Abfassung einer prag-
matischen Geschichte des Königs6). Der Fürst von Weilburg war 1770 wie der von
Wiesbaden-Usingen überzeugt: „Eine neuere, aus echten Quellen geschöpfte Lebens-
geschichte des aus unserem Gesamthause entsprossenen Römischen Königs Adolphi
dürfte unfehlbar denselben vieler angedichteten, z. T. schon widerlegten Beschuldi-
gungen befreien" 7). Besonders die Regierung in Wiesbaden hat das Werk Olenschlagers
tatkräftig unterstützt, indem sie selber 1770 bei den verschiedensten Fürstenhöfen
wegen unbekannter Urkunden König Adolfs anfragte8). Der Weilburger Fürst unter-
nahm eine Erkundigung im holländischen Reichsarchiv zu Arnheim. Olenschlager regte
ferner 1769 an, daß der Präsident von Günderrode, der nächstens von Saarbrücken nach
Paris gehen sollte, sich daselbst bei dem Tresor des Chartes erkundige, „was etwa von
den Traktaten Philippi pulchri mit Adolfo und Alberto noch vorhanden sein möchte";
ebenso denkt Olenschlager auch an eine Anfrage in Besancon7). Doch der Verfasser
starb 1778, bevor sein Werk vollendet und der besonders von der Wiesbadener Regie-
rung geförderte Plan der Drucklegung verwirklicht wurde. Inzwischen veröffentlichte
der Idsteiner Schulrektor Johann Peter Wagner 1775—1780 als Schulprogramm zu den
halbjährlichen öffentlichen Prüfungen eine Lebensgeschichte des Königs in lateinischer
Sprache, in der die Quellen frisch erzählend ausgewertet sind9). Auch ließ 1779 der
baden-durlachische Hofrat Hektor Wilh, von Günderrode, von dem drei nahe Ver-
wandte in nassauischen Diensten standen9"), anonym eine ebenfalls auf reicher Quellen-
kenntnis beruhende, aber von höherer Warte geschriebene Biographie des Königs er-
scheinen10); es ist seine bedeutendste historische Arbeit. Nachdem weder Kremer, der
Verfasser der Origines Nassoicae, noch Günderrode 1780 die Herrichtung des Werkes
von Olenschlager zum Druck übernehmen wollten, kam der Plan ganz zum Erliegen.
Doch im Oktober 1809 war man erneut „in dem Ministerio beschäftigt, die archiva-
lischen Nachrichten von dem Leben des römischen König Adolfs von Nassau zu
sammeln"11). Der weilburgische Staatsminister Frh. von Gagern hatte dem ehemaligen
nassauischen Regierungsrat Friedr. Wilh. Frh. von Ulmenstein in Wetzlar, der Arbeiten
zur Geschichte der deutschen Steuern und Zölle verfaßt hatte und damals an seiner
Geschichte und topographischen Beschreibung der Stadt Wetzlar schrieb (3 Teile,
1802—10), die Ausarbeitung einer Geschichte des Königs übertragen, die er im August
1809 dem Staatsminister übersandt hatte. Nachträglich erhielt er durch Vermittlung
des tätig teilnehmenden Hofrats Medicus die Olenschlagersehe und die Bernhardsche
Arbeit sowie die „Collectanea ad historiam Adolphi" des Geheimen Rats Reusch12) und
stellte daraufhin 1812 eine erweiterte Fassung seiner Arbeit her. Die stolze Meinung des
Verfassers, „daß diese Arbeit alles, was über unseren Adolph bisher im Publiko er-
schienen ist, weit, sehr weit übertrifft", wurde jedoch mit Recht von dem Gutachter der

6) Die ersten Verhandlungen mit Olenschlager führte der Weilburger Regierungsrat Reincke am
24. Aug. 1763 bei der Schwalbacher Brunnenkur (StAW. Abt. 130 I, 1 Nr. 37). Olenschlager schloß
damals gerade seine 1766 erschienene Erläuterung der goldenen Bulle Karls IV. ab. Beim Tode
Olenschlagers gelangte nur ein Teil seiner Ausarbeitung in nass. Besitz (StAW. Abt. 130 A Nr. 84);
das weitere wurde erst 1844 angekauft (StAW. Abt. 210 Nr. 10761) und beruht in Abt. Kopial-
bücher als Nr. 17a—c. Über Olenschlager vgl. ADB. 24 S. 285 ff.

7) StAW. Abt. 130 I, 1 Nr. 41.

s) Ebd. Nr. 38. Man wandte sich an die kurfürstl.-sächs. Regierung in Dresden, an die herzogl.-
sächs. Regierungen in Gotha, Weimar, Hildburghausen, Meiningen und Koburg, an die kurfürstl.-
pfälz. Regierung in Mannheim und bemühte auch den nass. Reichshofratsagenten in Wien.

°) Schediasmata de vita Adolphi Nassovii regis Romanorum. Die Brauchbarkeit des Werkes wird
dadurch erwiesen, daß M. Ziemer den Lesern der Idsteiner Heimatschau 1937—40 das Werk in
einer Verdeutschung (ohne die Quellenzitate) nahebrachte. Möglicherweise ist die Arbeit Stetters,
welche 1748 der Generalsuperintendent Dr. Lange zu Idstein besaß, und auch die Bernhards von
Wagner benutzt worden. Die Ausarbeitung Olenschlagers kannte er dagegen nicht.

°a) Der Bruder Friedr. Justinian war weilburgischer Oberstallmeister, der Vetter Friedr. Maxi-
milian war seit 1775 usingischer Regierungsassessor, dann Rat; ein Großonkel, Hieronymus
Maximillian, starb 1771 als nassau-saarbrückischer Geh. Rat und Kammerpräsident.

") Über ihn Erseh-Gruber, Allg. Encyklopädie 1. Sektion 97. Bd. (1878) S. 157 ff. Die Ab-
handlung wurde neu aufgelegt in dessen Sämtlichen Werken hrsg. von E. L. Posselt I (1787)

1 124. Ihr sind im Anhang 6 Urkunden beigegeben, darunter eine, die sonst nicht überliefert ist.
") StAW. Abt. 130 I, 1 Nr. 64a. — 12) Ebd. Nr. 64.
 
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