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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 63.1952

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Siegel- und Wappenstudien
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Brockhusen, Hans Joachim von: Die Balken von Mainz und das Rad von Aschaffenburg: ein politischer Dualismus im Wappenbild
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https://doi.org/10.11588/diglit.62672#0288
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Siegel- und Wappenstudien

1189, der mit drei Sternen der „Ehre" 35) belegt den Namen Erfurt in eigenwilliger
Weise widerspiegelt.
Ebenso fahnenmäßig erscheinen die Streifen seit 1215 im Schild der Grafen
von Battenberg und Wittgenstein (Abb. 10) als Pfähle, hier als „Stifte" (lat.
„stipes" = Pfahl) zu verstehen, weil sie obendrein für die Grafschaft Stiffe gelten
sollten, die bald großenteils an Mainz überging 36). Die Farben waren Rot in
Weiß, auch bei der abgesonderten Linie Wittgenstein wohl noch 1275 37), und
wurden bei dieser anscheinend erst spät nach Muster des Kölner Kreuzes schwarz
in Weiß umgewandelt 38).
Die Edelherren von Kelberau und Rannenberg (Abb. 11) gehören ebenfalls in
diesen Kreis. Gerlach von Kelberau ist 1188 Zeuge bei Erzbischof Konrad I. in
Goslar. Friedrich I. trägt 1227 die Burg Rannenberg an das Erzstift auf, wird
dafür auf Lebenszeit in seiner bisherigen Stellung als Kämmerer bestätigt und
zugleich als Vitztum in Aschaffenburg eingesetzt. 1250 ist Friedrich II. von Ran-
nenberg ebenfalls dort Vitztum und siegelt mit dem geteilten Schild, wo unter
dem Löwen diesmal zum Unterschied die Mainzer Balken schräg stehen 39).
Rheingraf Embricho, der Erste unter den Mainzer Ministerialen, ist 1227 als
Vitztum hinter dem vorgenannten Kämmerer Friedrich I. von Kelberau Zeuge
Erzbischof Siegfrids II.in Mainz. Sein Sohn Werner II., 1247—1268 (Abb. 12) 40),
hat in seinem besonderen Siegel offenbar den Löwen, der im Stammwappen sonst
weiß auf Schwarz erscheint, auf die mainzischen Balken gelegt.
Neben diesen Adelsgeschlechtern, die zu dem Erzstift Mainz in Verbindung
standen, können wir eine ganze Reihe anderer feststellen, die bei ähnlich klingen-
den Namen jeweils überall auch gleichartige Balkenwappen zur Schau tragen, so
daß eine gewisse Analogie im Gegensatz zu den zahllosen sonstigen Wappen dieser
Gattung zweifellos vorhanden ist und daher im besonderen Fall Rückschlüsse auf
den Zusammenhang von Wort und Bild gestattet (Abb. 13-—24). Das sind die
Vögte von Perg und Herren von Machland (Oberösterreich), die Burggrafen von
Magdeburg, die Herren Berthout, Vögte von Mecheln (Brabant), die von Mecheln
(Westf.), von Meckenhausen (Schweiz), von Meckenheim (Rheinpfalz), von
Meckingen (Schwaben), zur Meggen (Zürich), von Meggenheim (Aargau), die
Meinharde Grafen von Görz (und Tirol, wo der Adler von „Albert" herrührt), die
Meginwalt-Megnet (Altdorf, Kt. Uri) und die Edelherren von Neumagen (Eifel).
Dazu zählen ferner die Grafen von Megling (Bayern), Make und Meygering
(Westf.), von Meyenfels (Schwaben), die adeligen Meyden (Kr. Hanau), die von
Mengede-Mengden (Westf. u. Livland), die Mainwart von Dotting(hof)en (Frei-
burg/Breisgau), schließlich einige süddeutsche Meier-Geschlechter : die Meyer zum
Schlüssel, Meyer von Altstetten und Meyer von Eppenberg (Schweiz), sowie die
Maier von Trossingen und Meyer von Weiler (Schwaben).

35) Sterne in diesem Sinn führen die Schenken von Erbach (Odenwald), obwohl ihr Name von dem
teilweise unterirdisch fließenden „Ertbach" herrührt, und die Ehrenfels, Bürger in Basel.

36) Vgl. Diefenbach, 45, 47—48; G. Wrede, Territorialgesch. der Grafsch. Wittgenstein 1927,
15—24, 186; L. Lotzenius, Gesch. der hess. Ämter Battenberg u. Wetter 1931, 37-—44.

37) Wegen des schrägen Gittermusters auf den Pfählen; vgl. Anm. 30.

38) Die Generationen über u. neben dem wahrscheinlichen „Widekind von Battenberg, Erbauer
von Widekindstein", bei Möller, Stammt. NF II 1951, 83, sind sämtlich zu streichen. Berichti-
gung s. H. J. v. Brockhusen, Battenberg, Batenburg, Padberg, Badenburg. A. Battenberg
(„Aus der Verg.", Beil, der Oberhess. Presse, Marburg, Nr. 85 v. 12. 12. 1951).

39) Die Farben waren um 1935 noch in Spuren auf dem Grabstein der Jutta Kämmerer von Worms
geb. von Rannenberg (gest. 1376 Nov. 29) in St. Maria Himmelskron zu Worms-Neuhausen er-
kennbar und verschwanden völlig, seit der Stein 1950 in das Wormser Stadtmuseum (Andreas-
stift) überführt und nach Lagern im Freien an einer Außenwand angebracht wurde, wie bei einigen
anderen Steinplatten aus jener Kirche.

4°) Möller, Stammt. NF I 1950, 55f. Die nicht urkundlich faßbare „Adelheid von Nidda" hat M.
auf des Verfassers Bedenken hin gestrichen, da nur F. J. Bodmann, Rheingauische Altertümer II
1819, 570, sie aufführt, während eine angeblich damit zusammenhängende Urkunde über rhein-
gräfliche Rechte in Nidda (Kr. Büdingen) von 1259 (F. W. E. Roth, Nass. Geschquellen II 1880
Nr. 23) wegen Herkunft von Kindlinger zweifelhaft erscheint.
 
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